Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Reddehausen erfolgte unter dem Namen Reidenhusen im Jahr 1295 in den Urkundenbüchern der Deutschordensballei Hessen:[1] Graf Gottfried VI. von Ziegenhain schenkte dem Deutschen Orden in Marburg einen Hof. In erhaltenen Urkunden späterer Zeit wurde der Ort unter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1]Redinhusen (1374), Reddenhausen (1577) und Reddehausen (1630).
Die meisten geschichtlichen Erwähnungen des Ortes beziehen sich auf den Verkauf, das Verschenken von Ländereien oder die Überlassung von Leibeigenen durch Adlige. Abseits der Handelswege blieb der Ort von größerem Unheil verschont.
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Reddehausen angehört(e):[1][6]
vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Gericht Schönstadt (Gericht Schönstadt bestand aus den Orten: Kölbe, Bernsdorf, Bürgeln, Betziesdorf, Reddehausen, Schönstädt, Schwarzenborn und Bracht)[7]
ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg, Gemeinde Cölbe[Anm. 3]
ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf, Gemeinde Cölbe
ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf, Gemeinde Cölbe
Gerichte seit 1821
Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. In Marburg wurde der Kreis Marburg für die Verwaltung eingerichtet und das Landgericht Marburg war als Gericht in erster Instanz für Reddehausen zuständig. 1850 wurde das Landgericht in Justizamt Marburg umbenannt.[11] Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen 1866 erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Marburg.[12][13] Auch mit dem in Kraft treten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen.
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Reddehausen 432 Einwohner. Darunter waren 12 (2,8 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 81 Einwohner unter 18 Jahren, 195 zwischen 18 und 49, 93 zwischen 50 und 64 und 66 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 174 Haushalten. Davon waren 48 Singlehaushalte, 39 Paare ohne Kinder und 60 Paare mit Kindern, sowie 21 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 27 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 123 Haushaltungen lebten keine Senioren.[2]
263 Einwohner (Familien: 26 nutzungsberechtigte, 12 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 3 Beisassen)
Reddehausen: Einwohnerzahlen von 1744 bis 2011
Jahr
Einwohner
1744
147
1800
?
1834
240
1840
261
1846
290
1852
303
1858
294
1864
296
1871
263
1875
272
1885
261
1895
259
1905
261
1910
256
1925
270
1939
267
1946
405
1950
389
1956
310
1961
294
1967
333
1980
?
1990
?
2000
?
2011
432
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[2]
Erwerbspersonen (nur landgräflicher Anteil): drei Wagner, ein Wirt, ein Leineweber, zwei Schmiede, ein Ziegelbrenner, zwei Tagelöhner.
• 1961:
Erwerbspersonen: 65 Land- und Forstwirtschaft, 57 Produzierendes Gewerbe, 12 Handel und Verkehr, 14 Dienstleistungen und Sonstiges.
Politik
Für Reddehausen besteht ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Er umfasst das Gebiet der ehemaligen Gemeinden Reddehausen.[5]
Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 65,68 %. Dabei wurden gewählt: drei Mitglieder der SPD und zwei Mitglieder der „Offenen Liste Reddehausen“.[14] Der Ortsbeirat wählte Hildegard Otto (SPD) zur Ortsvorsteherin.[15]
Kirche
In Reddehausen dient der evangelisch-lutherische Kirchsaal der Gemeinde als Kirche. Die Gemeinde wird vom Pfarramt Schönstadt betreut. Im Rahmen der letzten Bausanierung wurde ein Ensemble aus Altar, Lesepult, Taufe und Wandkreuz von Michael Possinger gestaltet.[16]
Literatur
Ulrich Reuling: Historisches Ortslexikon Marburg : ehem. Landkreis und kreisfreie Stadt. Elwert, Marburg 1979, ISBN 3-7708-0678-6, S.239.
↑Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 22. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr.2, S.47, Punkt 50 Abs. 4 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,8MB]).
↑
Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S.100f. (online bei Google Books).
↑Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73 f.
↑
Neueste Kunde von Meklenburg, Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S.158ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
↑Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
↑Ortsbeirat Reddehausen. In: Ratsinformationssystem. Gemeinde Cölbe, abgerufen im September 2023.
↑GJP (Götz J. Pfeiffer): Prinzipalstücke von Michael Possinger, in: Mut zum Gestalten. Kunstförderung in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Kassel 2013, S. 66–67.