RagnarsdrápaDie Ragnarsdrápa oder auch Ragnars drápa loðbrókar ist das älteste erhaltene Werk skaldischer Dichtung. Sie wurde im 9. Jahrhundert vom norwegischen Skalden Bragi Boddason über einen ihm vom Fürsten Ragnar geschenkten Prunkschild verfasst, um dem Geber zu danken und ihn damit zu ehren. Die Identität Ragnars ist ungeklärt, laut Snorri Sturluson handelte es sich dabei um Ragnarr Loðbrók. Dies konnte bislang aber noch nicht hinreichend bewiesen werden. ÜberlieferungÜberliefert sind Teile der Ragnarsdrápa in der Snorra-Edda. Einige wenige Zeilen finden sich auch im Vierten Grammatischen Traktat. InhaltDas Gedicht selbst gehört innerhalb der Gattung der drápur zu den Schildgedichten (ein anderer Vertreter wäre beispielsweise die Haustlöng). Es werden vier Szenen des geschenkten Schildes beschrieben, die wohl geschnitzt und koloriert, oder auch nur aufgemalt waren. Bei den Szenen handelt es sich um:
StilBemerkenswert an der Ragnarsdrápa ist, dass, obwohl es sich um die früheste überlieferte Skaldendichtung handelt, bereits nahezu alle Charakteristika vorhanden sind, die diese Form der Poesie in den nächsten Jahrhunderten ausmachen. Entsprechend der Form der drápa steht das Gedicht im Dróttkvætt-Metrum und verwendet überdies die traditionelle Kenningtechnik in ihrer gesamten Komplexität. Nicht nur werden weit kompliziertere als die, auch in eddischer Dichtung zu findenden, zweigliedrigen Kenningar eingesetzt (drei- und viergliedrige), sondern es ist zudem viel mythologisches Wissen für die Entschlüsselung erforderlich, und auch Rätselkenninge (ofljóst) werden verwendet. Nur die Verteilung des Binnenreims wird in diesem Gedicht noch nicht so strikt durchgeführt, wie es in der späteren Skaldik der Fall ist. Auch die Anforderungen dieser Art des Preisliedes an den Aufbau erfüllt das Gedicht: die Ragnarsdrápa enthält den geforderten Refrain, der hier zum Inhalt hat, dass der Schild ein Geschenk Ragnars ist. Dichter und TraditionDie Forschung war sich nicht immer völlig einig über die Rolle Bragis: Erfinder skaldischer Dichtkunst (oder zumindest des dróttkvætt-Metrums), oder nur erster bekannter Vertreter? Es ist zwar gesichert, dass es auch andere, frühere Skalden gegeben hat (das Skáldatal nennt einige, von denen allerdings keine Werke erhalten sind), aber der genaue Anteil Bragis an der Dichtung ist nicht bekannt. Literatur
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