Ein quadratischer Zahlkörper ist eine algebraische Körpererweiterung
der Form
![{\displaystyle K=\mathbb {Q} ({\sqrt {d}})}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/95eca6c15e709fbccfdf972d6a67ceb27817cb86)
mit einer Zahl
, wobei
eine quadratfreie ganze Zahl ist.[1] Dies sind genau die Erweiterungen vom Grad 2 über
Quadratische Zahlkörper sind, von
selbst abgesehen, die einfachsten Zahlkörper.
Einleitung
Die Theorie der quadratischen Zahlkörper entwickelte sich aus dem Studium der binären quadratischen Formen. Euler und Fermat hatten bei ihren Untersuchungen zu diophantischen Gleichungen viele fundamentale Einzelergebnisse zusammengetragen, die anschließend Raum für weitere Forschungen boten. In seinen Disquisitiones Arithmeticae knüpft Gauß im Abschnitt V an die Arbeiten von Fermat, Euler und Lagrange an und behandelt dort ausgiebig die Theorie der binären quadratischen Formen. Obwohl sich Gauß bei seiner Darstellung im Bereich der ganzen Zahlen bewegt, ist es aus heutiger Sicht eleganter, den Körper der rationalen Zahlen so quadratisch zu erweitern, dass eine Zerlegung der quadratischen Formen in Linearfaktoren vorgenommen werden kann. Eine solche Zerlegung sieht dann z. B. wie folgt aus:
![{\displaystyle x^{2}-5y^{2}=(x+y{\sqrt {5}})\cdot (x-y{\sqrt {5}})}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/d1e9e4833c90da5416524d466f112c5ba2161879)
Damit wird die Theorie der quadratischen Zahlkörper zu einem Bestandteil der Theorie der binären quadratischen Formen.
Der Körper
der rationalen Zahlen lässt sich auf verschiedene Arten zu einem umfassenden Körper
erweitern. So untersucht man etwa den Ring
der ganzalgebraischen Zahlen. Er enthält genau jene komplexen Zahlen, die Nullstelle eines normierten Polynoms mit ganzzahligen Koeffizienten sind. Es ist aber bei einer Erweiterung oft sinnvoll, nur so viele Zahlen hinzuzunehmen, wie für ein gegebenes Problem benötigt werden:
Seien
endlich viele algebraische Zahlen und sei
der kleinste Teilkörper des Körpers
der algebraischen Zahlen, der diese Zahlen alle enthält. Dann schreibt man
![{\displaystyle K=\mathbb {Q} (\alpha _{1},\ldots ,\alpha _{n})}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/664c515602fa16458f72add12677af225232db9c)
und sagt, der Körper
ist ein Erweiterungskörper von
der durch Adjunktion der Elemente
aus
entsteht. Das Paar
und
bezeichnet man als Körpererweiterung und schreibt dafür
Insbesondere ist
eine abelsche Gruppe. Weil zudem die Multiplikation von Elementen aus
mit den Skalaren aus
über
![{\displaystyle {\begin{aligned}\cdot \colon \mathbb {Q} \times K&\;\to \;K\\(\eta ,\alpha )&\;\mapsto \;\eta \alpha \end{aligned}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/1d607a56466e58a60375d24cec27256b9779614e)
erklärt ist, erhält man aus den Körperaxiomen für
unmittelbar die Vektorraumaxiome, sodass
als Vektorraum über
aufgefasst werden kann. Der Körper
besitzt über
endlichen Grad
, das heißt, dass
als
-Vektorraum endlichdimensional ist.
Wird
von einer algebraischen Zahl
erzeugt, dann hat
eine Basis
und folglich die Dimension
![{\displaystyle \dim _{\mathbb {Q} }K=[K\colon \mathbb {Q} ]=n,}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/cdea944e6fe8b93621f6da3d10b7abe8ceb878e2)
wobei
gleich dem Grad des Minimalpolynoms
ist, das
als Nullstelle hat. Es lässt sich zeigen, dass
den Grad 2 über
besitzt, wenn das Minimalpolynom von
quadratisch ist. Somit ist
ein quadratischer Zahlkörper.
Für einen Zahlkörper
bezeichnet
![{\displaystyle {\mathcal {O}}_{K}=K\cap {\mathcal {O}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/bdf6489ff47752ec1ecbf7eca3a4a07daae7b1d4)
den Ganzheitsring von
bzw. den ganzen Abschluss von
in
Somit besteht
aus allen Elementen, die in
ganzalgebraisch sind; das heißt, es gilt:
![{\displaystyle {\mathcal {O}}_{K}=\left\{\alpha \in K\;|\;f_{\alpha }\in \mathbb {Z} [X]\right\}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/0f5a863ae70515d88169a54877e4f86c6b9c6879)
Definition
Ein quadratischer Zahlkörper ist eine quadratische Erweiterung der rationalen Zahlen. Quadratische Zahlkörper entstehen also aus
durch Adjunktion der Quadratwurzel
.
Sei im Folgenden
eine von 0 und 1 verschiedene quadratfreie ganze Zahl. Dann heißt die Menge
![{\displaystyle \mathbb {Q} ({\sqrt {d}}):=\{x+y{\sqrt {d}}\in \mathbb {C} \;|\;x,y\in \mathbb {Q} \}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/94df9045a209d325a5100db9c8b23cf1b2a84cc3)
ein quadratischer Zahlkörper.
Ist
, so heißt
reellquadratischer Zahlkörper, sonst imaginärquadratischer Zahlkörper. Dabei ist
eine willkürliche, aber fest gewählte komplexe Lösung der Gleichung
. Die zweite Lösung dieser Gleichung führt zum gleichen Zahlkörper.
Eigenschaften
Konjugationsabbildung
Es gilt, dass jedes Element von
Nullstelle eines Polynoms
vom Grad
ist. Also ist jedes Element von
algebraisch. Man erhält somit einen Turm von Körpern:
![{\displaystyle \mathbb {Q} \;\subsetneq \;K\;\subsetneq \;{\overline {\mathbb {Q} }}\;\subsetneq \;\mathbb {C} }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/96dedaa633f6ca5b73891debbd82568c9b8f6e32)
Insbesondere ist
eine
-Basis von
, das heißt, es ist
![{\displaystyle K=\mathbb {Q} \oplus \mathbb {Q} {\sqrt {d}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/79d90bc8f53f8a8e7d045149aada7ad06d35df5f)
Nun besitzt der Körper
genau zwei Körperautomorphismen, zum einen die identische Abbildung
![{\displaystyle {\begin{aligned}\operatorname {id} _{K}\colon \qquad K&\;\to \;K\\x+y{\sqrt {d}}&\;\mapsto \;x+y{\sqrt {d}}\end{aligned}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/18ff8f604c53bf634d6122066c408b20c50db6bd)
und zum anderen die Konjugationsabbildung:
![{\displaystyle {\begin{aligned}\sigma \colon \qquad K&\;\to \;K\\x+y{\sqrt {d}}&\;\mapsto \;x-y{\sqrt {d}}\end{aligned}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/98bbd566a35618bbfcd924d0e114e31085c91dbe)
Insbesondere ist
eine Galoisgruppe der Ordnung 2. Für
heißt
das konjugierte Element zu
.
Norm und Spur
Die beiden Größen Norm und Spur eines quadratischen Zahlkörpers
lassen sich wie folgt mittels seines nichttrivialen Körperautomorphismus
darstellen:
![{\displaystyle {\begin{aligned}N\colon \;K&\;\to \;\mathbb {Q} \\\alpha &\;\mapsto \;\alpha \sigma (\alpha )\end{aligned}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/dade350dc378bc87190a4099dabebfa15e1bce66)
und
![{\displaystyle {\begin{aligned}\operatorname {Sp} \colon \;K&\;\to \;\mathbb {Q} \\\alpha &\;\mapsto \;\alpha +\sigma (\alpha )\end{aligned}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/ae3c39c5df15e6a08bb48d1008b3e41947e6dd06)
Da die Einbettung
einen Ringhomomorphismus bildet, wird die Norm multiplikativ und die Spur additiv. Durch Einsetzen erhält man:
![{\displaystyle {\begin{aligned}N(\alpha )&=(x+y{\sqrt {d}})(x-y{\sqrt {d}})=x^{2}-dy^{2}\\Sp(\alpha )&=(x-y{\sqrt {d}})+(x+y{\sqrt {d}})=2x\end{aligned}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/24d7dc1f066f90503143ff58e9e2f35007bc513c)
Die Norm ist damit eine quadratische Form auf
Aufgrund der Tatsache, dass die ganzalgebraischen Zahlen einen Ring
bilden, ist
offensichtlich ebenfalls ein Ring. Dieser übernimmt eine analoge Rolle in
wie der Ring
in
und es gilt
Also ist
ein Unterring von
Damit sind alle Elemente der Form
stets ganzalgebraisch, und man erhält eine Inklusion von Ringen:
![{\displaystyle \mathbb {Z} [{\sqrt {d}}]\subseteq {\mathcal {O}}_{K}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/fb0b9946f8cf91c1ef5a201f87e7c2a8e70fe8ad)
Dass hier nicht notwendigerweise Gleichheit gilt, zeigt das nachfolgende
- Beispiel
- Betrachten wir die dritte Einheitswurzel
Diese ist eine Nullstelle des normierten Polynoms
das übrigens nicht ihr Minimalpolynom ist, und somit eine ganzalgebraische Zahl. Also ist
den sogenannten Eisenstein-Zahlen, aber ![{\displaystyle \zeta _{3}\notin \mathbb {Z} [{\sqrt {-3}}].}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/cae5b6269e2853ef4030a899c9808f07e25b8dcc)
Es gibt eine sehr einfache Möglichkeit, die ganzalgebraischen Zahlen in einem quadratischen Zahlkörper zu identifizieren, denn eine Zahl
liegt genau dann in
wenn ihre Norm und Spur ganze Zahlen sind.
Da
abzählbar unendlich ist, ist auch
abzählbar unendlich, denn jedes
hat nur endlich viele Nullstellen. Daher ist auch die Menge der algebraischen Zahlen abzählbar unendlich.
Es bleibt noch die Frage nach der Form der ganzalgebraischen Elemente aus
Dabei hängen die vielfältigen Varianten der Elemente
und
von der Kongruenzklasse
modulo 4 ab. Als quadratfreie Zahl kann
modulo 4 von vornherein nur zu 1, 2 oder 3 kongruent sein. Es gilt nun:
- Es sei
quadratfrei und
der zugehörige quadratische Zahlkörper, dann gilt:
![{\displaystyle {\mathcal {O}}_{K}={\begin{cases}{\mathbb {Z} +\mathbb {Z} {\sqrt {d}}},\;&{\text{falls }}d\equiv 2,3{\text{ mod }}4\\\mathbb {Z} +\mathbb {Z} {\frac {1+{\sqrt {d}}}{2}},\;&{\text{falls }}d\equiv 1{\text{ mod }}4\end{cases}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/f16551f3c8c9288ffec3993b2a9c94a477d2ef71)
- Beispiel
- Die dritte Einheitswurzel
liegt wegen
in
und ist von der Form
Hingegen besitzen die ganzen Gaußschen Zahlen in
wegen der Kongruenz
die Form ![{\displaystyle x+y{\sqrt {-1}}=x+yi.}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/48d706fb0542b90df4e6669cc971f9ff0bdb4b7a)
Einheiten
Ein erster wesentlicher Unterschied zwischen reell- und imaginärquadratischen Zahlkörpern besteht hinsichtlich ihrer Einheiten. So ist z. B. die Einheitengruppe
des Ringes
die zyklische Gruppe der Ordnung
Die Beschreibung der Einheitengruppe
des Ganzheitsrings
hängt jedoch davon ab, ob
reell- oder imaginärquadratisch ist. So ist die Einheitengruppe für imaginärquadratische Zahlkörper endlich und wir können sie folgendermaßen beschreiben:
- Sei
und
der zugehörige (imaginär-)quadratische Zahlkörper. Für seine Einheitengruppe
gilt:
![{\displaystyle {\mathcal {O}}_{K}^{\times }={\begin{cases}\{\pm 1,\pm i\}\cong \mathbb {Z} /4\mathbb {Z} ,&{\text{falls }}d=-1\\\left\{\pm 1,{\frac {1\pm {\sqrt {-3}}}{2}},{\frac {-1\pm {\sqrt {-3}}}{2}}\right\}\cong \mathbb {Z} /6\mathbb {Z} ,&{\text{falls }}d=-3\\\{-1,1\}\cong \mathbb {Z} /2\mathbb {Z} ,&{\text{sonst}}\end{cases}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/569444b513e76bf14e8e2a9efa4fba67286afb7c)
Im Falle eines reellquadratischen Zahlkörpers ist die Beschreibung der Einheitengruppe aufwändiger. Es zeigt sich, dass jeder reellquadratische Zahlkörper unendlich viele Einheiten besitzt. Dabei läuft die Bestimmung der Einheitengruppe auf die Lösung der Pellschen Gleichung
hinaus. Man kann nun mittels des Dirichletschen Schubfachprinzips zeigen, dass diese Gleichung unendlich viele Einheiten (Lösungen) liefert. Da das Schubfachprinzip nicht konstruktiv ist, verwendet man zur Ermittlung der Einheiten die Kettenbruchentwicklung von
Konstruktion quadratischer Zahlkörper
Ein klassisches Beispiel der Konstruktion eines quadratischen Zahlkörpers ist es, den eindeutig bestimmten quadratischen Zwischenkörper eines von einer primitiven
-ten Einheitswurzel gebildeten Kreisteilungskörpers zu nehmen,
eine ungerade Primzahl. Die Eindeutigkeit folgt daraus, dass die Galoisgruppe von
isomorph zu
und damit zyklisch ist. Durch Betrachten der Verzweigung erkennt man, dass der quadratische Zwischenkörper gleich
mit
ist; die Diskriminante von
ist nämlich eine
-Potenz, und daher muss dies auch für die Diskriminante des quadratischen Zwischenkörpers gelten.
Nach obiger Aussage muss daher
sein, da sonst auch
verzweigt ist.
Dasselbe gilt auch für beliebige Potenzen einer ungeraden Primzahl.
Der Körper
besitzt dagegen genau die drei Körper
,
und
als quadratische Zwischenkörper; dies liegt daran, dass die Galoisgruppe der Erweiterung
nicht mehr zyklisch ist (siehe prime Restklassengruppe).
Für den Spezialfall
erhält man den Ganzheitsring der Gaußschen Zahlen, für
den Ganzheitsring der Eisenstein-Zahlen. Diese beiden Ganzheitsringe sind die einzigen Ganzheitsringe quadratischer Zahlkörper, die zugleich Kreisteilungskörper sind.
Nichteindeutigkeit der Primfaktorzerlegung
Im Jahre 1843 machte Peter Dirichlet Ernst Eduard Kummer auf die Nichteindeutigkeit der Primfaktorzerlegung in gewissen Zahlenringen aufmerksam. Kummer hatte bei seinem vermeintlichen Beweis zur Fermatschen-Vermutung, welcher die algebraischen Zahlen einbezog, den Fundamentalsatz der Zahlentheorie auch für alle algebraischen Zahlen als erwiesen angesehen, sodass diese ebenfalls eine eindeutige Zerlegung wie die gewöhnlichen ganzen Zahlen besitzen. Dass dieser aber schon im Ring
nicht mehr gegeben ist, kann leicht für die Zahl 21 gezeigt werden.
So ist einerseits
und andererseits
. Dass die Zahlen
in
alle irreduzibel und nicht zueinander assoziiert sind, sieht man mit Hilfe der Norm folgendermaßen ein. Angenommen die Zahl 3 wäre zerlegbar. Etwa mit
, wobei
keine Einheiten seien. Dann ist
und folglich müssen
sein. Nun sind
von der Form
mit
und damit folgt, dass die Norm
ist. Nun ist die Gleichung
aber offensichtlich unlösbar in den ganzen Zahlen, was im Widerspruch zu unserer Annahme steht. Also ist die Zahl
in
irreduzibel und man beweist analog, dass es auch die Zahlen
sind. Dass die Zahlen
und
nicht zueinander assoziiert sind, ist klar. Genauso können
und
als Konjugierte nicht zueinander assoziiert sein. Angenommen, die Zahlen
und
seien zu
assoziiert, dann wären die Brüche
. Da aber sowohl die Spur von
als auch von
nicht ganzzahlig sind, können die Elemente
somit nicht in
liegen. Also sind die Zahlen nicht zueinander assoziiert. Folglich liegen für die Zahl
zwei verschiedene Primfaktorzerlegungen in
vor.
Wir sehen also, dass der Fundamentalsatz der Zahlentheorie und damit die Eindeutigkeit der Primfaktorzerlegung im Allgemeinen nicht mehr vorausgesetzt werden kann.
Probleme dieser Art sind heute mit der Kummerschen Idealtheorie in den Griff zu bekommen. Geleitet von den komplexen Zahlen bestand Kummers Absicht darin, einen erweiterten Bereich neuer idealer Zahlen zu schaffen, sodass diese sich eindeutig in das Produkt idealer Primzahlen zerlegen lassen. Die von Kummer entwickelte Theorie der idealen Zahlen wurde durch den deutschen Mathematiker Richard Dedekind systematisiert und man bezeichnet heute die idealen Zahlen einfach als die Dedekindschen Ideale des Ringes
. Das Fundamentaltheorem der Dedekindschen Idealtheorie liefert nun die Verallgemeinerung des Satzes der eindeutigen Primfaktorzerlegung und zeigt einen Weg auf, mit der Mehrdeutigkeit der Primfaktorzerlegung umzugehen und eine Analogie zum Fundamentalsatz der Zahlentheorie wiederherzustellen. (Siehe dazu etwa Dedekindring).
Primidealzerlegung
Dass die Primidealzerlegung eines Hauptideals
, für eine Primzahl
, nicht willkürlich sein kann, folgt schon aus der Norm
. Das heißt,
ist entweder ein Primideal oder zerfällt in das Produkt zweier (nicht notwendigerweise verschiedener) Primideale der Norm
. Eine Primzahl
heißt in
- träge, wenn
ein Primideal ist,
- zerlegt, wenn
mit Primidealen
,
- verzweigt, wenn
für ein Primideal
.
Der dritte Fall tritt genau für die (endlich vielen) Primteiler der Diskriminante auf. Die anderen beiden Fälle treten in einem gewissen Sinne »gleichhäufig« auf; dies folgt aus dem Chebotarevschen Dichtigkeitssatz.
Man findet nun ohne großen Aufwand, dass für
die Diskriminante eines quadratischen Zahlkörpers:
![{\displaystyle \Delta _{{\mathbb {Q} }({\sqrt {d}})}={\begin{cases}4d,&{\text{falls }}d\equiv 2,3\,\mod 4\\d,&{\text{falls}}\,\,\,d\equiv 1\,\mod 4.\end{cases}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/295996399abf633ffb764ad1512cce5f6523595e)
Man beachte, dass stets
gilt.
Mit Hilfe der Diskriminante und des Legendre-Symbols lässt sich eine übersichtliche Beschreibung des Verhaltens von ungeraden Primzahlen in einem quadratischen Zahlkörper geben:
Satz (Zerlegungsgesetz): Für eine ungerade Primzahl in gilt:
- Ist
, dann ist und ist verzweigt.
- Ist
, dann ist zerlegt.
- Ist
, dann ist träge.
|
Beweis: Siehe: Zerlegungsgesetz
Bemerkung: Die Primzahl
wurde ausgeschlossen. Es gilt aber, dass
in
träge ist, wenn
. Sie ist zerlegt, wenn
, und sie ist verzweigt, falls
.
Die Aussage für die Trägheit gilt auch für die Zerlegung in Primelemente; im Allgemeinen lassen sich solche Aussagen aber genau dann auf Primelemente fortsetzten, wenn
Hauptidealring ist, also eindeutige Zerlegung in Primelemente besitzt, oder äquivalenterweise Klassenzahl
hat.
- Beispiel
Betrachtet man beispielsweise
, so erhält man durch mehrfache Anwendung des quadratischen Reziprozitätsgesetzes, dass die Primzahl
in
träge ist. Denn
.
Literatur
- Michael Artin: Algebra. Aus dem Englischen übersetzt von Annette A’Campo. Birkhäuser, Basel u. a. 1993, ISBN 3-7643-2927-0 (Inhaltlich unveränderter Nachdruck.ebenda 1998, ISBN 3-7643-5938-2).
- Jürgen Neukirch: Algebraische Zahlentheorie. Springer, Berlin u. a. 1992, ISBN 3-540-54273-6 (Unveränderter Nachdruck. ebenda 2007, ISBN 978-3-540-37547-0).
- Alexander Schmidt: Einführung in die algebraische Zahlentheorie. Springer, Berlin u. a. 2007, ISBN 978-3-540-45973-6.
- Don B. Zagier: Zetafunktionen und quadratische Körper. Eine Einführung in die höhere Zahlentheorie. Springer, Berlin u. a. 1981, ISBN 3-540-10603-0.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Otto Forster: Algebraische Zahlentheorie. Abgerufen am 27. August 2023.