Qarne para, auch Karne para, Karne parah oder Qarnei farah (hebräisch קַרְנֵי פָרָה) geschrieben oder Pazer gadolhebräisch פָּזֵר גָּדוֹל ‚großes Pazer‘[1] bzw. lateinischPazer magnum ist eine Trope in der jüdischen Liturgie und zählt zu den biblischen Satz-, Betonungs- und Kantillationszeichen Teamim, die im Tanach erscheinen. Der Name Qarne para bedeutet Kuhhörner nach der Form des Zeichens.
Das Symbol des Qarne para entsteht aus einer Kombination der Symbole von Telischa gedola ֠ und Telischa qetanna ֩ . Die Melodie der Trope ist ebenso zusammengesetzt aus den Melodien für Telischa gedola und Telischa qetanna.[2]
Grammatik
Das Zeichen ist ein schwaches Trennzeichen und ersetzt ein reguläres Pazer. Es kommt insgesamt an sehr wenigen Stellen vor und wenn es eingesetzt wird, wird auf das betreffende Wort eine besonders große Aufmerksamkeit gelegt. Einem Qarne para geht immer die spezifische konjunktive Trope Jerach ben Jomo, auch Galgal genannt, voraus, die nur zusammen mit Qarne para vorkommt.[2] Dem Jerach ben jomo geht wiederum immer ein oder mehrere Male Munach voraus, in manchen Fällen bis zu fünfmal.[3]
Vorkommen
Der seltene Tropenton kommt in der Tora nur einmal vor in Numeri 35,5 im Teil der Massei auf dem Wort B'amah בָּאַמָּה (dt.: Elle), unmittelbar vor dem Wort Alpajim אַלְפַּיִם (dt.: zweitausend) vor. Auf Alpajim erscheint Jerach ben jomo֪.[2]
So sollt ihr nun abmessen außerhalb der Stadt auf der Seite nach Osten zweitausend Ellen und auf der Seite nach Süden zweitausend Ellen und auf der Seite nach Westen zweitausend Ellen und auf der Seite nach Norden zweitausend Ellen, dass die Stadt in der Mitte sei. Das soll ihnen als Weide bei den Städten gehören.Num 35,5 LUT
אַלְפַּיִם בָּאַמָּה
וְאֵ֨ת פְּאַ֥ת צָפֹ֛ון אַלְפַּ֥יִם בָּאַמָּ֖ה
וְאֶת־פְּאַת־יָ֣ם׀ אַלְפַּ֣יִם בָּֽאַמָּ֗ה
וְאֶת־פְּאַת־נֶגֶב֩ אַלְפַּ֨יִם בָּאַמָּ֜ה
אֶת־פְּאַת־קֵ֣דְמָה אַלְפַּ֪יִם בָּֽאַמָּ֟ה
Alpajim B'amah dt.: zweitausend Ellen
Mercha und Tipcha
Munach legarmeh und Munach und Rewi'i
Kadma we-asla
Karne parah und Jerach ben jomo
Tropen
֖ und ֥
֣ ֣ und ֗
' und ֨'
֪ und ֟
Die Betonungszeichen Karne parah und Jerach ben jomo sollen das Gefühl bei jeder Ausführung der Mizwot verdeutlichen. Sie sollen Ermutigung sein, die Mizwot jedes Mal bei jeder Wiederholung erneut mit großer Begeisterung und spiritueller Inspiration auszuführen.
Francis L. Cohen: Cantillation. In: Isidore Singer (Hrsg.): The Jewish Encyclopedia. Volume III. KTAV Publishing House, New York, S.542–548 (1901–1906).
Joseph Telushkin: Jewish literacy: the most important things to know about the Jewish religion, its people, and its history. W. Morrow, New York City 1991, OCLC22703384.
James D. Price: Concordance of the Hebrew accents in the Hebrew Bible. (Vol. I) Concordance of the Hebrew Accents used in the Pentateuch. Edwin Mellon Press, Lewiston (New York) 1996, ISBN 0-7734-2395-8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Marshall Portnoy, Josée Wolff: Art of Torah Cantillation: A Step-by-step Guide to Chanting Torah. Uahc, New York 2000, OCLC609566565.
Joshua R. Jacobson: Chanting the Hebrew Bible. The art of cantillation. 1. Auflage. Jewish Publication Society, Philadelphia 2002, ISBN 0-8276-0693-1.
Joshua R. Jacobson: Chanting the Hebrew Bible. Student Edition. The Jewish Publication Society, Philadelphia 2005, ISBN 978-0-8276-0816-0.
↑James D. Price: Concordance of the Hebrew accents in the Hebrew Bible: Concordance … 1. Band, S. 5. Price verwendet den Begriff Great Pazer, also Pazer gadol