Paschta

Paschta:
Trope in der jüdischen Liturgie
Zeichen:֙
Codepunkt:U+0599
Unicode-Name:HEBREW ACCENT PASHTA
Codeblock:Unicodeblock Hebräisch
Paschta
(aschkenasisch)
פַּשְׁטָא֙
Kadma
(sephardisch)
קַדְמָא֙
Paschta
(italienisch)
פַּשְׁטָא֙
Fischto
(jemenitisch)
פִשְׁטָא֙
Teamim der 21 Bücher
(Prosasystem)
1. trennende („beherrschende“) Akzente
ֽ  Sof pasuq ֑Etnachta
ֶSegol (Trope) ֓ ׀Schalschelet gedola
֔Zaqef qaton ֕Zakef gadol
֗Rewia ֖Tipcha
֮Zarqa (Trope) ֙Paschta
֚Jetiw ֛Tewir
֜Geresch (Trope)  Gerschajim (Trope)
֡Pazer ֟Qarne para
֠Telischa gedola ֣ ׀Munach Legarmeh
2. verbindende („dienende“) Akzente
֣Munach ֤Mahpach
֥Mercha ֦Mercha kefula
֧Darga (Trope) ֨Qadma
֩Telischa qetanna ֪Jerach ben jomo
֖Majela (Trope) 

Paschta[1] ◌֙ (aramäisch: פַּשְׁטָא֙)[2] ist eine Trope in der jüdischen Liturgie und zählt zu den biblischen Satz-, Betonungs- und Kantillationszeichen Teamim, die im Tanach erscheinen.[3]

Bezeichnungen

Trope
von altgriechisch
τρόπος
tropos
über jiddisch
טראָפּ
trop[4]
dt.: Betonung,
Melodie

In der aschkenasischen Tradition wird die Trope Paschta (פַּשְׁטָא֙) genannt. In der sephardischen Tradition wird sie Qadma (aramäisch: קַדְמָא֙) genannt. In der italienischen Tradition wird sie wie in der aschkenasischen Tradition auch Paschta (פַּשְׁטָא֙) genannt. In der jemenitischen Tradition wird sie jedoch Fischto (פִשְׁטָא֙) genannt.

Symbol

Das trennende Paschta im Prosasystem der Teamim hat dasselbe Symbol wie das verbindende Qadma des poetischen Systems. Neben der Tatsache, dass sie in unterschiedlichen Systemen verwendet werden, können sie nur noch durch die Position des Symbols unterschieden. Qadma befindet sich immer über der ersten Silbe des Wortes. Paschta jedoch erscheint ganz links über der letzten Silbe des Wortes. Falls die Betonung nicht auf der letzten Silbe liegt, steht Paschta sowohl über dem ersten Buchstaben der betonten Silbe, als auch am Ende des Wortes.[5] Jacobson illustriert das doppelte Symbol an Dtn 4,25 BHS פֶּ֨סֶל֙.[6]

Grammatik

Paschta ist ein disjunktiver Akzent, der ein Zakef katon-Segment weiter unterteilt.[6]

Zakef katon Munach Paschta Mahpach
oder Mercha
◌֔ ◌֣ ◌֙ ◌֤ / ◌֥

Wenn sich in einem Paschta-Segment mit zwei Worten das vorhergehende Wort auf das mit Paschta gekennzeichnete Wort bezieht, wird es mit einem konjunktiven Akzent betont.[6] Die Vorgänger des Paschta sind die konjunktiven Akzente Mahpach oder Mercha:

Wenn die Akzente zwei oder mehr Silben auseinanderliegen, dann wird Mahpach als Verbinder zu Paschta verwendet.[7] Jacobson illustriert dies für die Kombination bestehend aus Paschta und Mahpach an den Beispielen Ex 12,15 BHS (שִׁבְעַ֤ת יָמִים֙) und (הַנֶּ֤פֶשׁ הַהִוא֙), Ex 12,6 BHS (וְהָיָ֤ה לָכֶם֙), Ex 11,8 BHS (צֵ֤א אַתָּה֙).[6]

Liegen die Akzente zusammen, so wird der konjunktive Akzent Mercha als Verbinder zu Paschta verwendet.[8] Jacobson illustriert dies für die Kombination bestehend aus Paschta und Mercha an den Beispielen Genesis 32,19 BHS (מִנְחָ֥ה הִוא֙) und 29 BHS (יֵאָמֵ֥ר עֹוד֙) und 31,13 BHS (ק֥וּם צֵא֙).[9]

Nachfolger des Paschta ist für gewöhnlich Zakef katon oder Munach zusammen mit Zakef katon:[9] Dem Paschta kann allein stehendes Zakef katon folgen. Jacobson illustriert die Kombination aus Paschta und Zakef katon am Beispiel Gen 12,16 BHS (וַעֲבָדִים֙ וּשְׁפָחֹ֔ת). Dem Paschta kann aber auch eine Kombination aus Munach und Zakef katon folgen. Jacobson illustriert dies für die Kombination bestehend aus Mercha, Paschta, Munach und Zakef Katon am Beispiel Gen 37,9 BHS (וַיַּחֲלֹ֥ם עֹוד֙ חֲלֹ֣ום אַחֵ֔ר).[9]

Falls ein Zakef katon-Segment derartig geteilt wird, dass das Paschta-Segment nur aus einem Wort bestehen würde, so wird Paschta durch Jetiw ersetzt.[9]

Zakef katon Munach Paschta Paschta Mahpach
◌֔ ◌֣ ◌֙ ◌֙ ◌֤
Zakef katon Paschta Mahpach Paschta Mahpach
◌֔ ◌֙ ◌֤ ◌֙ ◌֤

Wenn sich zwei Paschta in einem Segment befinden, wird das erste Paschta als Disjunktion stärker betont, d. h. nach dem ersten Paschta folgt eine größere Pause. Dies gilt für die Kombinationen bestehend aus Mahpach, Paschta, Paschta, Munach und Zakef katon oder Mahpach, Paschta, Mahpach, Paschta und Zakef katon.

Für die Kombination bestehend aus Mahpach, Paschta, Paschta, Munach und Zakef katon illustriert Jacobson dies am Beispiel Gen 27,31 BHS (יָקֻ֤ם אָבִי֙ וְיֹאכַל֙ מִצֵּ֣יד בְּנֹ֔ו). Für die Kombination bestehend aus Mahpach, Paschta, Mahpach, Paschta und Zakef katon illustriert Jacobson dies am Beispiel Gen 25,30 BHS (הַלְעִיטֵ֤נִי נָא֙ מִן־הָאָדֹ֤ם הָאָדֹם֙ הַזֶּ֔ה).

Vorkommen

Teil des Tanach Paschta
Tora 5429
Nevi’im 11284
Ketuvim 3916
Gesamt 20629

Die Tabelle zeigt das Vorkommen von Paschta in den 21 Büchern.[10]

Literatur

  • William Wickes: A treatise on the accentuation of the three so-called poetical books on the Old Testament, Psalms, Proverbs, and Job. 1881 (archive.org).
  • William Wickes: A treatise on the accentuation of the twenty-one so-called prose books of the Old Testament. 1887 (archive.org).
  • Francis L. Cohen: Cantillation. In: Isidore Singer (Hrsg.): The Jewish Encyclopedia. Band III. KTAV Publishing House, New York, S. 542–548 (1901–1906).
  • James D. Price: Concordance of the Hebrew accents in the Hebrew Bible. Band I: Concordance of the Hebrew Accents used in the Pentateuch. Edwin Mellon Press, Lewiston, New York 1996, ISBN 0-7734-2395-8.
  • Joshua R. Jacobson: Chanting the Hebrew Bible. The art of cantillation. 1. Auflage. Jewish Publication Society, Philadelphia 2002, ISBN 0-8276-0693-1.
  • Joshua R. Jacobson: Chanting the Hebrew Bible. Student Edition. The Jewish Publication Society, Philadelphia 2005, ISBN 0-8276-0816-0 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Louis Jacobs: The Jewish Religion: A Companion. Oxford University Press, Oxford; New York 1995, OCLC 31938398.
  • Martin Sicker: Aspects of Jewish metarational thought. iUniverse, New York City 2005, OCLC 61731632.

Einzelnachweise

  1. Jacobson (2005), S. 221; Esther 172; Festival Megillot 150; Haftarah 119; High Holiday 201; Lamentations 99; Torah 53.
  2. Joshua R. Jacobson: Chanting the Hebrew Bible. The art of cantillation. Jewish Publication Society. Philadelphia 2002. ISBN 0-8276-0693-1, S. 407, 936.
  3. Solomon Rosowsky: The Cantillation of the Bible. The Five Books of Moses. The Reconstructionist Press, New York 1957.: „Cantillation proceeds according to the special graphic signs–tropes or accents–attached to every word in the Bible.“ in Verbindung mit einer Fußnote zu tropes: „In this work we use the term trope (Greek tropos – turn) long accepted in Jewish practice.“
  4. Jacobson (2002), S. 3: Trop. «In Yiddish, the lingua franca of the Jews in Northern Europe […], these accents came to be known as trop. The derivation of this word seems to be from the Greek tropos or Latin tropus ».
  5. Jacobson (2005), S. 53: «The symbol for pashta looks like kadmah but with one important difference: Kadmah (a conjunctive) … is placed over the first letter of the stressed syllable, while pashta (a disjunctive) is placed on the extreme left end of the word…»
  6. a b c d Jacobson (2005), S. 54.
  7. Jacobson (2005), S. 54: If there are two or more syllables separating the accents, the conjunctive will be mahpach.
  8. Jacobson (2005), S. 54: «If the accents are close to each other, the conjunctive will be merekha instead fo mahpakh. … In the merekha-pashta combination, the two acented syllables are contiguos – the merekha word is accented on the last syllabe, and the pashta word has no pick-up».
  9. a b c d Jacobson (2005), S. 55.
  10. James D. Price: Concordance of the Hebrew accents in the Hebrew Bible: Concordance …. 1. Band, S. 5.