Preposition StrandingPreposition Stranding (englisch) ist eine grammatische Konstruktion, bei der eine Präposition nicht mit ihrem zugehörigen Objekt zusammensteht. Es handelt sich um eine besondere Form der Präpositionalphrasen, die auch als Spaltungskonstruktion bezeichnet wird. Neben dem englischen Begriff wird teils die direkte Übersetzung Präpositionsstranden verwendet. Das Phänomen des Preposition Stranding ist allen germanischen Sprachen bekannt, insbesondere in der englischen Sprache und den skandinavischen Sprachen. In der niederländischen und deutschen Sprache ist es standardsprachlich kaum anzutreffen, aber teilweise umgangssprachlich und mundartlich möglich. Unter dem Einfluss insbesondere des Englischen haben einige nichtgermanische Sprachvarietäten das Preposition Stranding regional übernommen, darunter Vata und Gbadi aus den Niger-Kongo-Sprachen und Französisch in der nordamerikanischen Prägung. P-Stranding in der deutschen SpracheAufspaltung von PräpositionaladverbienDie Spaltungskonstruktion tritt bevorzugt dann auf, wenn Elemente an den Satzanfang gestellt werden, um die Stellungsregel für Fragewörter zu erfüllen oder um eine Topikalisierung zu erreichen. Wenn dieses Element Ergänzung einer Präposition war, die Präposition aber nicht mitgezogen wird, sondern im Satzinneren verbleibt, so spricht man vom Preposition Stranding.
Im letzten Beispielsatz sieht man, dass das Standarddeutsche statt des „Strandens“ der Ergänzung einen zusammenhängenden Ausdruck bevorzugt, der im Beispiel sogar ein Wort bildet („womit“ ist ein sogenanntes Präpositionaladverb). Es lässt sich aufzeigen, dass das dialektale Preposition Stranding in der deutschen Sprache nicht auf Personen angewendet wird, sondern Spaltungskonstruktionen immer auf Objekte bezogen werden.
In einigen regionalen Sprachvarietäten des Hochdeutschen sind Spaltungskonstruktionen in der Umgangssprache jedoch häufiger als die Zusammensetzung von Präposition und Objektspronomen.
In süddeutschen Dialekten und Varietäten des Deutschen werden diese Spaltungskonstruktionen nur mit Verdoppelung der Partikel verwendet:[1]
Gestrandete PostpositionenEin anderer Typ von Konstruktion im Deutschen besteht darin, dass die Ergänzung einer Postposition („nachgestellte Präposition“) alleine topikalisiert werden kann – diese Fälle erscheinen nur sporadisch und nicht für alle Postpositionen, aber jedenfalls nie für Präpositionen im engen Sinn (beide werden aber derselben Kategorie P zugerechnet):[2]
Es ergibt sich die Verallgemeinerung, dass nur Kategorien mit vorangehenden Ergänzungen im Deutschen das Herausziehen der Ergänzung erlauben, denn dieselbe Eigenschaft haben auch Adjektivkonstruktionen:[3]
Preposition Stranding in der englischen SpracheIm modernen Englisch tritt Preposition Stranding regelmäßig bei Fragesätzen und Relativsätzen auf:
In Relativkonstruktionen wird das bestimmende that (oder who, whom) an den Anfang des Relativsatzes gestellt (gewöhnlich zwischen Haupt- und Nebensatz), während die Präposition am Ende verbleibt. Bei vielen Relativsätzen entfällt der Ausdruck des Relativpronomens und die Präposition am Ende des Relativsatzes ist der einzig verbleibende Rest der Präpositionalphrase.
Derartige Konstruktionen waren in der englischen Sprache seit Mitte des 18. Jahrhunderts zunehmend verpönt, obwohl sie vor allem in der gesprochen englischen Sprache durchaus üblich waren. Im Altenglischen war Preposition Stranding sogar ein recht häufiges Phänomen.[4] Der erste, der nachweislich Preposition Stranding kritisiert zu haben scheint, war der Dichter, Dramatiker und Literaturkritiker John Dryden 1672, der die Verwendung der Konstruktion in Ben Jonsons Drama Catiline (1611) bemängelt. Dryden kritisierte die Verwendung die Konstruktion unter anderem, weil sie im Lateinischen nicht existiert.[5] Die Kritik wurde in einem intellektuellen Klima geäußert, in dem der Ruf nach einer Standardisierung der englischen Sprache lauter wurde und zunehmend präskriptiv orientierte Grammatiken mit Empfehlungen zu guter Sprache und Stil erschienen. In Publikationen zur englischen Sprache des 18. Jahrhunderts finden sich zunehmend Empfehlungen, die Konstruktion allgemein in „solemn and elevated Style“ (Robert Lowth) zu vermeiden. Die Konstruktion, so die übereinstimmende Meinung, solle in der Sprache von „Gentlemen“ nicht verwendet werden. Obwohl die heutige Sprachwissenschaft einen eher deskriptiven als präskriptiven Ansatz verfolgt, findet sich die Stigmatisierung des Preposition Stranding als schlechter Stil immer noch in vielen Sprachführern, die empfehlen, Preposition Stranding in formaler Sprache zu vermeiden.[5] Preposition Stranding in der niederländischen SpracheIm Niederländischen ist Preposition Stranding umgangssprachlich geläufig:
Preposition Stranding in der französischen SpracheDem Französischen ist Preposition Stranding eigentlich fremd. Stark englisch beeinflusste Varietäten in Nordamerika kennen es allerdings ebenfalls. Bekannt sind Satzbeispiele aus dem Raum Alberta, Northern Ontario, New Brunswick, Prince Edward Island und Louisiana. Im Quebecer Französisch kommen etwa vor:
Einzelnachweise
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