Preis für Zivilcourage der Solbach-Freise-Stiftung
Der Preis für Zivilcourage der Solbach-Freise-Stiftung wird von der Solbach-Freise-Stiftung für Zivilcourage mit Sitz in Bodenwerder seit 1995 einmal jährlich an Menschen vergeben, die sich zivilcouragiert verhalten und für mehr Gerechtigkeit eingesetzt haben. Der Preis richtet sich an Einzelpersonen oder Gruppen, wurde aber auch bereits geteilt vergeben.
Preisgeberin ist die am 23. März 2014 verstorbene Realschullehrerin Anne Solbach-Freise, die Ende der 1930er Jahre geboren wurde. Sie wurde Ende der 1960er Jahre als Lehrerin in Lüdenscheid von ihrem damaligen Schulleiter gemobbt und später von der Schulbehörde mit sofortiger Wirkung pensioniert, wogegen sie erfolgreich klagte. Solbach-Freise wechselte dann die Schule, fühlte sich aber beschädigt und wurde zudem depressiv. Neben ihrem Schuldienst engagierte sie sich unter anderem im Natur- und Umweltschutz und in der Friedensbewegung.[1]
1995 gründete Solbach-Freise eine private Stiftung für Zivilcourage und schrieb unter dem Motto „Demokratie wagen – Zivilcourage zeigen“ einen Preis aus, den sie jedes Jahr selbst vergab und aus eigenen Mitteln finanzierte. Motivation der Stifterin war es, „Zivilcourage als Bürgertugend zu fördern und durch die Verleihung des Preises den mutigen Einsatz von Personen und Organisationen für Gerechtigkeit zu ehren“. Die nach der Stifterin benannte Solbach-Freise-Stiftung für Zivilcourage hat ihren Sitz in Bodenwerder, dem Wohnsitz von Solbach-Freise, wo auch jährlich der Preis bei einer Feier verliehen wird.[1][2]
Dem aus vier Personen bestehenden Stiftungsrat gehören die Lehrerin Christiane Harbort-Ring, die Gebärdendolmetscherin Mechtild Steinhauer, der Pastor i. R. Heiko Limburg und der Lehrer Franz-Josef Hanisch an. Die Stiftung wird seit dem 1. April 2014 von dem vom Stiftungsrat einstimmig gewählten Tom Jürgens als Stiftungsvorstand weitergeführt.
Die Stifterin unterstützte seit Gründung der Stiftung vor allem Menschenrechtler und Atomkraftgegner sowie Kriegs- und Globalisierungsgegner.[3] Über die Stiftung und die Preisverleihungen wurde mehrmals in regionalen und überregionalen Medien berichtet, wie in Zeitungen und Zeitschriften sowie im Rundfunk und Fernsehen.[4]
Der Preis war anfangs mit einem Preisgeld von 5000 DM dotiert, später mit 4000 Euro und ab 2009 mit 5000 Euro.[1][5] Im Jahr 2010 erhöhte Solbach-Freise einmalig das Preisgeld auf 10.000 Euro, außerdem wurde der Preis erstmals an eine Organisation verliehen.[2][6]
Bisherige Preisträger
Hinweis: Die Angaben zum Wohnort und teils zum Beruf sowie zur Begründung der Preisvergabe beruhen jeweils auf den Bemerkungen auf der Website der Solbach-Freise-Stiftung bzw. sind an diese angelehnt.
Jahr
Preisträger
Wohnort, ggf. Beruf
Begründung der Stiftung für die Preisvergabe
1995
Hermann Focke
Cloppenburg, Veterinär
Kämpft gegen quälende Tiertransporte quer durchs Land.
1996
Uwe Chrobrock
Hamburg, Polizeibeamter
Kämpft gegen unwürdige Behandlung von Flüchtlingen durch Kollegen.
1998
Conrad Link
Bayern
Für seinen Widerstand gegen Atomkraft und Rüstungsindustrie.
Für die unerschrockene Arbeit als Staatsanwältin für Steuerfahndung [am Landgericht Bochum]. Nach der Festnahme von Ex-Postchef Klaus Zumwinkel folgte in schlimmster Weise eine „Abstrafung“.
Für die Aufdeckung der Anfänge des deutschen BSE-Skandals im Jahre 1994, die zu ihrer Entfernung aus dem Dienst als amtliche Tierärztin für Fleischhygiene führte.
Für ihren Einsatz mit der IG WerkFAIRträge gegen die unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen der MitarbeiterInnen bei Europas größtem Schlachthaus in Rheda-Wiedenbrück.
Für Dokumentation und Entfernung von rassistischen und antisemitischen Aufklebern und Graffiti
2023
"Letzte Generation" vertreten durch Lina Eichler und Lars Nicolai Werner
Literatur
Wolfgang Keim (Red.): Kritik der Transformation. Erziehungswissenschaft im vereinigten Deutschland. Lang, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-631-50913-8, S. 377. (Jahrbuch für Pädagogik, 2002)
Bernhard Nolz: Institution and Movement. On the Situation of „Peace Education“ in Germany. In: Werner Wintersteiner et. al. (Hrsg.): Peace education in Europe. Visions and experiences. Waxmann Verlag, Münster 2003, ISBN 3-8309-1260-9, S. 187. (European studies in education, Bd. 19; englisch)