PfauenwagenAls Pfauenwagen wird einerseits der mythologische, von zwei Pfauen gezogene Wagen der Göttin Juno bezeichnet, andererseits die Seilbahn-Gondel in Pfauenform in einem Projekt König Ludwigs II. von Bayern. Pfauenwagen in Mythologie und KunstIn der griechischen Götterwelt war der Pfau Attribut und Begleiter der Hera, Gemahlin des Zeus; die Römer haben diese Zuordnung auf Juno, Gattin des Jupiter, übertragen. Auf römischen Münzen wird Juno von einem Pfau begleitet (allerdings erst in der hellenistischen Periode, als der Pfau durch Alexander den Großen in Rom bekannt wurde). Juno erhielt in der Mythologie schließlich einen Wagen, der von Pfauen gezogen wurde (s. unten bei „Rezeption in der Literatur“). In der Barockzeit wurde Juno im Pfauenwagen mehrfach von Malern dargestellt. Beispiele:
Rezeption in der Literatur
PFAUENWAGEN, m. der mit einem pfauenpaare bespannte wagen Junos. GERSTENBERG 2, 203. SCHILLER 3, 313a. Damit wird verwiesen auf
In der ersten „Scene“ der „Operette“, „im königlichen Palast zu Thebe[n]“, ist Juno gerade angekommen; ihr Pfauenwagen ist hinter Wolken „halb sichtbar“. Juno sendet ihn erst einmal weg:
(„Zythäron“ ist das Kithairon-Gebirge in Griechenland). Das Pfauenwagen-Projekt König Ludwigs II.Der bayerische König Ludwig II. (König von 1864 bis 1886) hatte viel Sinn für fabelhafte Projekte, die eigentlich nur ihm selbst dienen sollten und die allenfalls mit damals modernster Technik (auch Elektrotechnik) realisiert werden konnten. Dazu gehörte die Venusgrotte bei Schloss Linderhof. Inspiriert durch einen Pfauenwagen, der in einer Münchner Inszenierung der Oper „Oberon“ erschien[4], kam Ludwig im Jahre 1869 auf die Idee, vom Schloss Hohenschwangau auf einer Strecke von 1240 m über den Alpsee zur „Sperbersau“, dem „beliebten Badeplatz der königlichen Familie“, zu fliegen, und zwar mit einem lenkbaren Luftschiff. Darüber korrespondierte er mit dem Bühnentechniker Fritz Brandt dem Älteren[5]. Er beantragte Brandt mit dieser Aufgabe, der sie jedoch nicht umsetzen konnte. Stattdessen entwickelte Brandt die Idee der Konstruktion einer Luftseilbahn; an dem 4000 Fuß (1168 m) langen Seil sollte eine Gondel in Pfauenform (die Ludwig als „Pfauenwagen“ bezeichnete) über den See gezogen werden.[6] Angetrieben werden sollte das "endlose" (d. h. umlaufende) Seil durch eine Dampfmaschine auf einer Plattform auf einer Terrasse des Schlosses Hohenschwangau oder in der Sperbersau. Damit das Seil nicht zu weit durchhängt, war ein Gasballon vorgesehen, der mit Wasserstoff gefüllt sein sollte; dieser Ballon sollte mit der „Gondel“ verbunden sein, so dass sie angehoben würde. Ludwig korrespondierte mit weiteren Fachleuten. Der Architekt Georg Dollmann teilte dem König schließlich in einem ausführlichen Gutachten (siehe Weblinks) mit, dass ein Stahlseil schon bei einer Länge von 1600 Fuß (467,2 m) auch ohne weitere Belastung reißen würde. Somit war das Projekt nicht zu verwirklichen. NachklangLudwigs Affinität zum Pfau fand in den 1870er Jahren eine gewisse Befriedigung durch den Bau des Maurischen Kiosks im Park von Schloss Linderhof mit seinem luxuriösen Pfauenthron. Aber im Gutachten[7] vom 6. Juni 1886 von Bernhard von Gudden und anderen (vgl. auch Weblinks) über den Geisteszustand König Ludwigs II., das zur Entmündigung des Königs führte, heißt es:
Jean Louis Schlims Beschreibung des Pfauenwagen-ProjektsDer Ludwig-II.-Experte Jean Louis Schlim hat sich eingehend mit den technischen Projekten des Königs befasst und hat in seinem Buch Ludwigs Traum vom Fliegen und andere bayerische Flugfantasien, München 2018, die Planung der Pfauengondel-Seilbahn beschrieben und dazu auch die ganze einschlägige Korrespondenz Ludwigs zitiert. Die Computer-SimulationGerhard Hirzinger hat mit dem Virtual-Reality-(VR)-Spezialisten Jürgen Dudowits in den 2000er Jahren eine Computer-Visualisierung erarbeitet, die den Pfauenwagen und seine gedachte Fahrt über den Alpsee nachstellt, und auch die Dampfmaschine zeigt, die das Seil antreiben sollte. Diese Veranschaulichung wurde zuerst bei der Bayerischen Landesausstellung „Götterdämmerung: König Ludwig II. und seine Zeit“ im Jahre 2011 im Neuen Schloss Herrenchiemsee gezeigt, dann im „Festspielhaus Neuschwanstein“ am Forggensee bei Füssen sowie weiterhin im Museum der bayerischen Könige in Hohenschwangau, ganz nahe beim Alpsee.[8] WeblinksCommons: Pfauenwagen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
Anmerkungen
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