Das Pfadicorps Patria Bern ist ein StadtbernerPfadfinder-Korps, das am 13. Februar 1913 gegründet wurde.[1] Das Mitteilungsorgan des Pfadicorps Patria heisst Hallo und erscheint seit 1924 vierteljährlich.[2]
Bei einem Besuch in Kandersteg im Jahr 1922 Walther von Bonstetten ein verlassenes Chalet und schlug Robert Baden-Powell die Schaffung eines internationalen Heims für Pfadfinder vor.[4] 19:29, 28. Jan. 2019 (CET) Im darauf folgenden Jahr legte von Bonstetten mit der Gründung der Scouts International Home Association den Grundstein für die Entstehung des Kandersteg International Scout Center (KISC), welches das Weltzentrum der World Organization of the Scout Movement (WOSM) im schweizerischen Kandersteg betreibt. Im gleichen Jahr wurde das Patria-Hauptquartier, das Mauerrainheim beim Obergericht in Bern, gekauft.[5]
Im Jahr 1925 nahm das Pfadicorps Patria mit über 200 Teilnehmern am ersten Schweizer Bundeslager in Bern teil,[6] wobei Robert Baden-Powell der Abteilung Patria einen Besuch abstattete. Die Freundschaft zu Bonstetten führte ihn 1929 erneut zum Besuch der Patria.[7] Am ersten World Scout Moot 1931 im Kandersteg International Scout Center waren die Patrianer als Helfer und in der Hauptleitung engagiert.[8][9]
Für die Gründung und Betreuung des KISC in Kandersteg erhielt Bonstetten 1937 von Robert Baden-Powell die höchste Auszeichnung der Pfadfinder-Bewegung, den Bronze Wolf.[10]
Am 23. Juni 1939 unterzeichnete Abteilungsleiter Bonstetten den Kaufvertrag für das Lagergelände Gwatt am Thunersee. Im folgenden Frühjahr wurde das erste Baulager durchgeführt.[11]
Aufgrund der hohen Mitgliederzahl wurde die Abteilung 1949 in die vier StämmeBantiger, Grauholz, Manneberg und Stockeren aufgeteilt.
Das 1955 erschienene Buch[12]Mein Name ist Eugen vom Patrianer Klaus Schädelin befeuerte das Wachstum der Abteilung Patria zusätzlich.
1957 kaufte der Stamm Mannenberg das Berghaus Ramslouenen im Kiental.[13] 1962 konnte das 60'000m² grosse Pfadigelände Hartlisberg ob Steffisburg gekauft werden, welches als zukünftiger Ersatz für das damals noch nicht veräusserte Gelände in Gwatt dienen sollte.[14] Ein fünfter Stamm Lutzeren wurde 1964 eröffnet. Während dieser Zeit zählte die Abteilung weit über tausend Mitglieder.[15]
Im Zuge der Gründung der Pfadibewegung Schweiz in 1987 wurde die Abteilung Patria in das Corps Patria umgewandelt, dabei wurden die Stämme zu Abteilungen,[16] welche bis zur Umstrukturierung des Pfadicorps Patria im März 2003 Bestand hatten.[17] Um dem in der Pfadibewegung Schweiz verbreiteten Mitgliederschwund entgegenzuwirken, wurde das Pfadicorps Patria 2003 restrukturiert, wobei die Abteilungsstrukturen (Grauholz, Gurten, Mannenberg, Lutzeren) aufgelöst sowie Einheiten zusammengeschlossen und ins Corps überführt wurden.[18][19]
Ein wichtiger Wendepunkt war die Rückkehr zur 100 % Ehrenamtlichkeit. Dies führte 2009 zur Neuorganisation und Ausrichtung des Sekretariats. Im Frühjahr 2010 fiel der Startschuss zum Anbau zweier möblierter Zimmer an das Pfadiheim Hartlisberg, oberhalb von Steffisburg bei Thun. Am 5. März 2011 wurde nach über 10 Jahren eine neue Einheit (Meute Raschka) eröffnet. Das langjährige Projekt der Corps- und Abteilungsleitung legte den Grundstein zu einer nachhaltigen Wachstumsstrategie. Am 24. April 2012 fusionierte die Pfadiabteilung Auguet mit dem Pfadicorps Patria. Vorgängig wurde die Abteilung Auguet während zweier Jahre durch die Patria unterstützt.
Im Frühjahr 2013 wurde auch das Pfadiheim Tannenthal, welches zur Pfadiabteilung Auguet gehörte, in die Patria integriert. Die Patriatreppe, welche die Stadtbachstrasse mit dem Mauerrain verbindet, wurde im Rahmen des Jubiläumsfestes am 7. September 2013 durch die Gemeinderätin Franziska Teuscher eröffnet.[20] Der 18. Sozialpreis der Stadt Bern ging am 5. Dezember 2013 u. a. an das Pfadicorps Patria Bern.[21]
Heime des Pfadicorps Patria
Der Verein unterhält in der Stadt und im Kanton Bern diverse Heime. So besitzt das Pfadicorps Patria gleich in Bahnhofsnähe mitten im Zentrum von Bern das Pfadiheim Mauerrain. Auf Stadtgebiet kommen noch das Elfenauheim, das Bantigerheim und das Eymattheim hinzu. Das Hartlisbergheim oberhalb von Steffisburg, das Ramsloueneheim[22] oberhalb von Kiental sowie die rot-weisse Insel und das Tannetalheim in der Gemeinde Muri bei Bern gehören dem Pfadicorps Patria.[23]
1920 Crasemann / Roquette / Denis Lombard / von Steiger
1921 von Steiger / André Lombard (Hegel)
1922 André Lombard (Hegel)
1923 André Lombard (Hegel) / Walther von Bonstetten
1924–1943 Charles von Bonstetten
1944–1945 <<Abteilungsleitung>>, Obmann Gotthard Jakob
1946–1958 Rolf Nüscheler
1959 <<Abteilungsleitung>>, Obmann Ernst Ehret
1960 Ernst Ehret
Persönlichkeiten
Walther von Bonstetten (Schüfeli),[26] 5. Juni 1867, † 4. November 1949, Diplomat, war ein Gründungsmitglied des Pfadicorps Patria und des Schweizerischen Pfadfinderbunds (SPB). Er war von 1918 bis 1942 zuerst Zentralpräsident, dann Bundesfeldmeister und später Präsident des SPB. Er war zweifellos eine der zentralen Schlüsselfiguren für den erfolgreichen Aufbau des Pfadfinderbundes in der Schweiz.[3]
Edgar Crasemann (Bary),[27] 29. Januar 1896, † 18. Juli 1973, Oberfeldmeister (Abteilungsleiter) der Pfadfinderabteilung Patria Herbst 1919 bis Februar 1920.
Manfred von Wattenwyl (Trutz),[28] Politiker, war von 1927 bis 1967 Bundessekretär des SPB sowie politisch in Bern aktiv.[29]
Mani Matter (Mani), 4. August 1936, † 24. November 1972, Jurist, Pfadfinder im IX. Trupp Stamm Grauholz (1947–1953), Trupp- und Ringführer des XII. Trupps (1953–1955), Stammrat & Jungfeldmeister (1955–1961)[30] und Mundart-Liedermacher. Er hatte seinen ersten Auftritt an einem Unterhaltungsabend (UA) des Pfadicorps Patria.[31] Seinen Künstlernamen Mani übernahm er von seinem Pfadfindernamen.[32] Des Weiteren existiert von Mani ein Gedicht namens Patrianer, hört mein Klagen, das im Hallo 3/1959 veröffentlicht wurde.[33] Mani hat die Manuskripte zu verschiedenen an Unterhaltungsabenden aufgeführten Theatern des Pfadicorps Patria geschrieben.[33]
Guido Schmezer (Schnägg),[34] Schriftsteller, bekannt als Ueli der Schreiber, war lange »Hausautor« des Vereins.[35][36] Schmezer schrieb unter anderem für den Nebelspalter.
Klaus Schädelin (Gockel),[37] Schriftsteller, war aus der Pfadfinderei mit Mani Matter befreundet.[38] Seine bekannteste Geschichte Mein Name ist Eugen wurde als Serie ursprünglich für das Hallo geschrieben und erst später in Buchform publiziert.[39] Die Titelfigur Eugen und seine Kollegen sind deshalb Mitglieder des Pfadicorps Patria. Im Jahr 2004 waren Mitglieder des Pfadicorps Patria bei der Verfilmung des Stoffes als Statisten dabei.[40][41] Schädelin war von 1958 bis 1973 im Berner Gemeinderat als Fürsorge- und Gesundheitsdirektor tätig.
Alexander Tschäppät (Puma), Politiker, war in seiner Jugend Mitglied des Pfadicorps Patria.[42] Er war von 2001 Gemeinderat und von 2004 Stadtpräsident von Bern bis Ende 2016.
Alec von Graffenried (Guiness),[43] Politiker, war während seiner Zeit im Gymnasium Mitglied des Pfadicorps Patria.[44] Er ist seit 2016 Gemeinderat und seit 2017 Stadtpräsident von Bern.
↑ abKurzportraits der wichtigsten Pfadfinderführer 1918–1945 – Walther von Bonstetten, Dominik Stroppel, 2006, von Bonstetten online, Stand 8. August 2014.
↑The Chalet is discovered, The Story of KISC, Living Baden Powell's Dream since 1923, KISC am 21. April 2018 online, Stand 22. Januar 2019.
↑Hallo, Mitteilungsorgan des Pfadicorps Patria, No. 4, Februar 1963, S. 58, Jubiläumsschrift 1913–1963online, Stand 28. Januar 2019.
↑Geschichte der Bundeslager, Blick am 20. Juli 2008online, Stand 22. Januar 2019.
↑Hallo, Mitteilungsorgan des Pfadicorps Patria, No. 4, Februar 1963, S. 14, Jubiläumsschrift 1913–1963online, Stand 28. Januar 2019.
↑The Chalet is discovered, The Story of KISC, Living Baden Powell's Dream since 1923, KISC am 21. April 2018 online, Stand 22. Januar 2019.
↑Sarasani, Zeitschrift der Pfadibewegung Schweiz, No. 13, Sommer 2012, Kerstin Fleisch, S. 24 f, BIPIs Traum in der Schweizonline, Stand 28. Januar 2019.
↑Hallo, Mitteilungsorgan des Pfadicorps Patria, No. 4, Februar 1963, S. 58 f, Jubiläumsschrift 1913–1963online, Stand 28. Januar 2019.
↑Gallati, Mischa. 2012. "Ein Schundautor auf dem Amtssessel?: wie Klaus Schädelin 1958 oberster Berner Fürsorger wurde – eine Spurensuche". Kids+Media : Zeitschrift Für Kinder- und Jugendmedienforschung. 112: 23-41 online (Memento des Originals vom 30. Januar 2019 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kids-media.uzh.ch, Stand 28. Januar 2019.
↑Hallo, Mitteilungsorgan des Pfadicorps Patria, No. 4, Februar 1963, S. 22, Jubiläumsschrift 1913–1963online, Stand 28. Januar 2019.
↑Hallo, Mitteilungsorgan des Pfadicorps Patria, No. 4, Februar 1963, S. 24, Jubiläumsschrift 1913–1963online, Stand 28. Januar 2019.
↑Hallo, Mitteilungsorgan des Pfadicorps Patria, No. 4, Februar 1963, S. 29 f, Jubiläumsschrift 1913–1963online, Stand 28. Januar 2019.
↑Hallo, Mitteilungsorgan des Pfadicorps Patria, No. 1, Februar 2003, S. 3 f, Die Patria im Aufwind!online, Stand 28. Januar 2019.
↑Wer wir sind, Pfadicorps Patria, online, Stand 7. Dezember 2007.
↑Hallo, Mitteilungsorgan des Pfadicorps Patria, No. 2, 2003, S. 3 f, Catch me if you can...online, Stand 28. Januar 2019.
↑Hallo, Mitteilungsorgan des Pfadicorps Patria, No. 4, 2003, S. 3 f, Caution: hot content!online, Stand 28. Januar 2019.
↑Kurznachrichten des Gemeinderats am 24. April 2013, Neue Strassenbenennung: Patriatreppe, Gemeinderat Stadt Bern online, Stand 21. Januar 2019.
↑Sozialpreis geht an Pfadicorps, online, Stand 20. Januar 2019.
↑Fredi Lerch, Zürich (WoZ im Rotpunktverlag) 1995, 175-186. , Mit beiden Beinen im Bodenonline, Stand 28. Januar 2019.
↑Stephan Hammer: Mani Matter und die Liedermacher: zum Begriff des "Liedermachers" und zu Matters Kunst des Autoren-Liedes. Peter Lang, 2010, ISBN 978-3-0343-0307-1 (Google Books).
↑Der Bund, 10. September 2005, Christof Kaufmann, Das alles ist Chutzenmist, online (Memento vom 12. Mai 2006 im Internet Archive), Stand 7. Dezember 2007.
↑Sarasani, Zeitschrift der Pfadibewegung Schweiz, No. 7, Februar 2011, Kerstin Fleisch, S. 16 f, Wenn Pfadis Pfadis spielenonline, Stand 12. April 2011.