Peter von RaronPeter von Raron (* um 1325; † 28. Juli 1412, sicher vor dem 12. Mai 1413 in Sitten) war ein Viztum von Leuk, Herr von Anniviers und der herausragendste Vertreter der Freiherren von Raron. Während seiner 53-jährigen Herrschaft stiegen die Raron im Wallis nach ihrem Kampf gegen die Freiherren von Turn zum Höhepunkt ihrer Macht auf. LebenPeter von Raron entstammte der der sogenannten Leuker Linie der Familie, die auf die Güterteilung am 15. Januar 1235 zurückging, bei der nach dem Tod des Ahnherrs Heinrich die Besitztümer der Familie unter dessen fünf Söhnen aufgeteilt wurden. Heinrichs Sohn Ulrich I. (erwähnt 1235 – 1260) war Begründer der Leuker Raron, die durch die Teilung über das Vizedominat von Leuk und die Herrschaft Holz verfügten. Ulrichs direkte Nachkommen blieben im 13. Jahrhundert im Hintergrund. Peter war der ältere Sohn des bereits politisch aktiven Ritters Rudolf von Raron, der neben dem Leuker Vizedominat und der Herrschaft Holz auch Güter im Berner Oberland besass und von seiner Residenz in Leuk aus bereits einen bedeutenden Einfluss hatte. Dessen jüngere Söhne und Brüder von Peter hiessen Nikolaus († nach 1345) und Simon von Raron († nach 1346). Peter war in erster Ehe seit dem 2. August 1345 mit Alesia Albi von Granges († vor 1380) verheiratet (drei Söhne, eine Tochter), wodurch zahlreiche Güter in der Gegend zwischen Sitten und Siders in seinen Besitz gelangten. Durch seine zweite Ehe 1380 mit Beatrix d’Anniviers (ein Sohn) erhielt er die Erbmasse der Familien d’Anniviers und d’Ayent, vor allem die Burg Beauregard und die dazugehörige Herrschaft im Val d’Anniviers. Zudem hatte er noch weitere Kinder aus unehelichen Verbindungen. Am 18. Mai 1348 verkaufte Peter von Raron die Herrschaft und den Kirchensatz von Blumenstein für 400 Goldgulden an die Reichsstadt Bern. ![]() Rudolf und Peter waren Vasallen und Parteigängers des Bischofs Witschard Tavel, dem sie während dessen 33-jährigen kriegreichen Amtszeit die treuesten und einflussreichsten Ratgeber waren. Durch seine Parteinahme für den Bischof im Ersten Walliser Bürger- und Freiheitskrieg 1351 bis 1361 gegen die Freiherren von Turn Peter III. (1324–1356) und dessen Sohn Anton († 1405) sicherte er sich das Wohlwollen des Grünen Grafen Amadeus VI. von Savoyen (1334–1383), der seinen Einfluss auf das Wallis zu vergrössern gedachte. Nach einem Überfall auf den Bischof im August 1351, bei dem letzterer misshandelt, mehrere Gefolgsleute verwundet und ein Priester getötet wurde, reagierte der savoyische Graf mit einem für ihn erfolgreichen Feldzug, bei dem 1352 die Stadt Sitten kampflos eingenommen wurde und dadurch die Zehnden Leuk, Raron und Visp zu einer Waffenruhe gezwungen wurden. Nach dem Abzug der savoyischen Truppen brachen die Aufstände bald wieder aus, Sitten wurde 1353 von den Zehnden erneut eingenommen. Daraufhin wurde Sitten vom Grafen diesmal belagert, erobert und niedergebrannt. Nach weiteren Kämpfen wurden die fünf oberen Zehnden, die 1355 untereinander ein Schutzbündnis abschlossen, zur erneuten Waffenruhe gezwungen. Nach dem Tod Rudolfs von Raron 1359 übernahm Peter von Raron die Geschicke des Leuker Zweigs der Familie. 1361 kam es zum Friedensvertrag aller Sieben Zehnden des Wallis mit Savoyen. Der Bischof wurde wieder als Landesfürst eingesetzt, Savoyen verzichtete auf Ansprüche im Oberwallis (Status quo von 1301.) Die Kriegskosten sollten von den Zenden übernommen werden. Der Frieden hielt indes nicht lange, bereits am 16. Oktober 1361 wurde der Bischof beim Versuch, die Zahlungen des Zenden Goms einzufordern, in Ernen verhaftet und für 11 Wochen in den Kerker geworfen. Nachdem er die Schulden der Gommer erlassen hatte, wurde er freigelassen. 1364 pflegte der Sohn des inzwischen verstorbenen Peter III. von Turn, Anton von Turn, gute Beziehungen zum Savoyischen Grafen. Die Spannungen mit Bischof Tavel hielten aber an. Im folgenden Zweiten Walliser Bürger- und Freiheitskrieg wurde am 8. August 1375 im Auftrag des Ritters Anton von Turn der greise Bischof Tavel von dessen Anhängern aus dem Fenster seiner Burg Seta (heutige Gemeinde Savièse bei Sitten) geworfen und dabei getötet. Die empörten Walliser Landsleute fielen über die Besitzungen der von Turn im Oberwallis her, worauf Anton von Turn mit seinen Truppen talaufwärts zog, bei St. Leonhard eine Niederlage bezog und sich nach Conthey zurückziehen musste. In der Folge besetzten die fünf oberen Zehnden das Lötschental und belagerten 1375/1376 erfolglos die Gestelnburg. Die unteren Zehnden Siders und Sitten wehrten den Angriff eines mit den Turner Freiherren verwandten Berner Edelmannes ab, der mit einer Schar von Simmentalern den Rawilpass überquerte und bei Arbaz umkam. 1376 verkaufte Anton von Turn seine Rechte und Besitzungen im Wallis dem Grafen Amadeus VI., verliess das Land und begab sich für den Rest seines Lebens an den Hof des Grafen. Peter von Raron konnte seinerseits aus der Erbmasse der Turn in Conthey, Niedergesteln und im Vispertal bedeutende Lehen und Ämter erwerben, wodurch er zum mächtigsten Vertreter seines Geschlechts aufstieg. Die Vertreibung Antons von Turn 1375 bedeutete das Ende der Herrschaft der Familie von Turn im Wallis. Der Graf von Savoyen verkaufte die Kastlanei der Herrschaft Gesteln mit der Gestelnburg an den auf Tavel folgenden Sittener Bischof Eduard von Savoyen-Achaia († 1386) weiter, wogegen sich die Zehnden wehrten. ![]() Als Graf Amadeus VI. 1383 an der Pest starb, führte Peter von Raron die Landleute der Zehnden im Krieg 1384–1388 gegen den Roten Grafen Amadeus VII. von Savoyen und Bischof Eduard an, bei dem unter seiner Führung zwischen dem 13. April und dem 21. August 1384 die bereits seit Jahren belagerte Gestelnburg zerstört wurde. Es folgte darauf die Eroberung der Bischofsburgen Siders, Tourbillon und Seta bei Sitten. Die savoyische Verwaltung und der Bischof wurde verjagt; letzterer dankte 1385 ab. Anstelle des Bischofs übernahm der Walliser Landrat die Zügel der Regierung.[1] 1387 folgte eine weitere militärische Aktion des Grafen gegen die Walliser und Peter von Raron musste es erleben, dass zuerst sein Stammsitz erobert und schliesslich seine Söhne Heinzmann und Petermann gefangen und durch Enthauptung am Grand-Pont in Sitten hingerichtet wurden. Der Überlieferung nach führte er die Walliser Landleute am 21. Dezember 1388 in der für diese siegreichen Schlacht bei Visp.[2] Die savoyischen Quellen schweigen sich aber über dieses Ereignis aus, somit muss angenommen werden, dass die Sage nicht den Geschehnissen entspricht. Der Tatsache entspricht, dass bereits um 1384 Rudolf IV. von Greyerz im Namen des savoyischen Grafen das Oberwallis erobern sollte und nach einem verlorenen Gefecht bei Visp den geordneten Rückzug nach Sitten und dann über den Sanetschpass antrat. Es ist wahrscheinlich, dass Peter auch hier die Führung der Walliser innehatte. Im Jahre 1391 starb Amadeus VII. an den Folgen eines Jagdunfalls. 1392 schloss die Mutter des verstorbenen Grafen, Bonne de Bourbon, mit den Sieben Zenden Frieden. Es kam zur Wiederherstellung der Situation von 1301. Dies hatte zur Folge, dass sich die sieben Zenden als republikähnliche Kleinstaaten endgültig etablierten. Der Landrat des Wallis wurde stärkste politische Kraft im Wallis in Konkurrenz zum Bischof in Sitten, die Freiherren von Raron wurden zur wichtigsten Adelsfamilie im Wallis. Noch 1391 gelang es Peter, dass sein ältester noch lebender Sohn aus erster Ehe Wilhelm I. den Bischofssitz von Sitten erhielt und sein jüngster Sohn Witschard Landeshauptmann im Wallis wurde. Ebenso verhalf er 1402 nach dem Tod seines Sohnes Wilhelm auch seinem Enkel Wilhelm II. zum bischöflichen Amt. Nach seiner insgesamt sehr erfolgreichen Herrschaft starb Peter am 28. Juli 1412. In den Folgejahren führte die unglückliche Politik der Nachfolger ab 1414 jedoch zu Unruhen in der Landbevölkerung, die nach der Parteinahme der Stadt Bern im Raronkrieg gipfelten und letztlich zum Niedergang der politischen Macht der Raron im Wallis führten. GenealogieVorfahren
Nachkommen
Siehe auchLiteratur
Weblinks
Einzelnachweise
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