Peninsular and Oriental Steam Navigation Company
Die Peninsular & Oriental Steam Navigation Co. Ltd. (P&O) war eine britische Reederei mit Hauptsitz in London. Sie war einer der größten Reederei-Konzerne der Welt und in allen Bereichen der Seeschifffahrt tätig. Zwischen Oktober 2000 und Dezember 2006 wurden nacheinander alle Geschäftsbereiche ausgegliedert oder verkauft, so dass die Reederei P&O seit Ende 2006 nicht mehr existiert. Die heute unter dem Markennamen P&O weitergeführte Fährgesellschaft P&O Ferrymasters ist eine britische Reederei, die Fähren vom Vereinigten Königreich nach Irland und nach Kontinentaleuropa (Frankreich, Belgien und die Niederlande) betreibt. Das Unternehmen entstand 2002 durch Fusionen und Übernahmen innerhalb von P&O. Seit 2019 gehört es der in Dubai ansässigen Dubai Ports World. Die Kreuzfahrtsparte P&O Cruises wurde zur Carnival Corporation & plc. GeschichteVorläufer war die 1837 von Brodie McGhie Willcox und Arthur Anderson gegründete Peninsular Steam Navigation Company, die Verbindungen von Großbritannien nach Spanien und Portugal anbot. Auf der Iberischen Halbinsel (daher auch der Name: englisch peninsula = Halbinsel) wurden u. a. Vigo, Porto, Lissabon und Cádiz angelaufen. 1840 erhielt die Peninsular Steam Navigation Company von der britischen Admiralität den Zuschlag für die Postbeförderung nach Indien (The Indian Mail) und 1845 auch nach Ostasien, 1852 wurden diese Dienste auf Australien und Neuseeland erweitert. Seitdem firmierte das Unternehmen als Peninsular & Oriental Steam Navigation Company, Ltd. (P&O). Innerhalb kurzer Zeit wurde P&O zur führenden Reederei der Welt. Eine typische Linie aus der Zeit führte von London über Gibraltar, (Malta), Alexandria, mit der Suez-Eisenbahn nach Sues, weiter über Aden, Bombay, Colombo und Madras nach Kalkutta. 1869 wurde der neueröffnete Sueskanal in das Liniennetz eingefügt, bis dahin gab es auch eine Route um das Kap der Guten Hoffnung nach Ostasien und Australien. 1858 startete P&O einen Transpazifik-Dienst von Australien zu den US-Pazifik-Häfen sowie dem kanadischen Vancouver. Von Beginn des 20. Jahrhunderts an bis in die 1920er Jahre hinein erwarb P&O eine ganze Reihe erfolgreicher britischer Reedereien, wie die British India Steam Navigation Company, New Zealand Shipping Company, Federal Steam Navigation Company, General Steam Navigation Company, Union Steam Ship Company, Strick Line, Hain Line, Nourse Line, Moss-Hutchinson Lines und einige andere mehr. Während des Ersten Weltkrieges hatte P&O wie alle britischen Reedereien hohe Verluste an Mannschaften und Schiffen. Nach Kriegsende 1918 wurde ein umfangreiches Neubauprogramm aufgelegt und bis zum Beginn der 1930er Jahre waren die Schiffsverluste wieder ausgeglichen. Die 1929 beginnende Weltwirtschaftskrise bedeutete einen neuen Rückschlag und gerade als sich die Lage zu bessern begann, begann der Zweite Weltkrieg. Nach 1945 musste P&O erneut ein umfangreiches Neubauprogramm initiieren. Wegen des steigenden Anteils von Luftfracht und Containern im Frachtgeschäft begann sich die Lage ab den 1950er Jahren zu ändern, verstärkt durch Unabhängigkeitsbestrebungen in den Kolonien. Aus diesem Grund fusionierte P&O 1960 mit der Orient Steam Navigation Company zur P&O-Orient Line Ltd., doch schon 1968 kaufte P&O alle restlichen Aktien der Orient Line auf. Um den weiteren Entwicklungen zu begegnen, wurde zu Beginn der 1970er Jahre die Reederei komplett umstrukturiert. Durch die Konkurrenz des Flugzeugs war mit den Passagierliniendiensten kein Geld mehr zu verdienen und in der Frachtschifffahrt begann sich nun das Containerschiff durchzusetzen. Die Frachterflotte musste daher auf den neuen Schiffstyp umgestellt werden, da die vorhandene Frachtschiff-Tonnage nun veraltet war. Aus diesem Grund wurden neue Tochterunternehmen gegründet, die P&O Passenger Division (Kreuzfahrten, Fähren) und die P&O Cargo Division (Fracht-Container), alle anderen bis dahin geführten Tochterreedereien wurden auf die neuen Unternehmen verteilt und damit praktisch aufgelöst – ein Schock für die damalige britische Handelsflotte. Ab Mitte der 1970er Jahre ging es mit P&O wieder bergauf, in dem Bereich der Kreuzfahrten wurde 1974 die US-Reederei Princess Cruises aufgekauft und zu einer der größten Kreuzfahrtlinien aufgebaut. Durch Gründung von P&O-Overseas Container Lines Ltd. stieg die Reederei nun voll in das Container-Geschäft ein und mit dem Joint Venture North Sea Ferries N.V., im Verbund mit dem niederländischen Nedlloyd-Konzern, war man nun auch bei den Fährdiensten vertreten. 1987 kaufte P&O die Townsend-Thoresen European Ferries Ltd. auf und firmierte sie als P&O European Ferries Ltd. um und baute sie zu einer erfolgreichen Fährlinie auf. Am 6. März 1987 kamen beim Untergang der Herald of Free Enterprise, die für das neu inkorporierte Unternehmen fuhr, 193 Menschen ums Leben. 1988 kaufte P&O die italienische Sitmar-Gruppe und stärkte somit seine Position bei den Kreuzfahrt-Diensten. 1996 erfolgt die Fusion mit dem niederländischen Nedlloyd-Konzern auf dem Sektor der Container-Dienste. Das neu entstandene Unternehmen firmierte als P&O-Nedlloyd Container Lines Ltd. Beide Partner hielten jeweils die Hälfte der Aktien. 1998 wurde die britische Container-Reederei Blue Star Line aufgekauft. 2000 erwarb P&O den erfolgreichen deutschen Clubschiffbetreiber AIDA Cruises und versuchte das Konzept mit A'Rosa Cruises und P&O OceanVillage zu kopieren, was allerdings nur bedingt funktionierte. Im selben Jahr wurde auf der Fährlinie Dover–Calais, unter Eindruck des Eurotunnels, ein Joint Venture mit der Stena Line unter dem Markennamen „P&O Stena Line“ gegründet – die Zusammenarbeit beschränkte sich ausschließlich auf diese Linie. Im Dezember 2000 ging die Logistiktochter P&O Trans European an das britische Unternehmen Wincanton. 2002 wurde bekannt, dass die P&O-Kreuzfahrtabteilung eine Fusion mit der Nr. 2 unter den Kreuzfahrtlinien – Royal Caribbean Cruise Line – anstrebte. Das dadurch entstandene Unternehmen wäre zur größten Kreuzfahrtlinie der Welt aufgestiegen. Die Carnival Corporation, um ihre Führungsrolle besorgt, bot daraufhin 1,2 Milliarden USD für P&O Princess Cruises. Die P&O-Aktionäre stimmten schließlich dem Verkauf der gesamten Kreuzfahrtabteilung, mit den Firmen P&O Cruises, Princess Cruises, P&O Holiday Ltd., P&O OceanVillage, Swan Hellenic Cruises Ltd. und AIDA Cruises / A'Rosa Cruises an die Carnival Corporation zu, die die Firmen zunächst unter altem oder ähnlichem Markennamen weiter betrieb. Desgleichen erfolgte 2002 die Zusammenlegung aller Fähraktivitäten unter dem Namen P&O Ferries Ltd., das Joint Venture mit der Stena Line wurde aufgelöst. 2004 verkaufte P&O seinen Anteil an P&O-Nedlloyd Container Lines Ltd. an dem Kon. Nedlloyd N.V. für 450 Mill. US-Dollar und erhielt 25 % der Nedlloyd-Anteile selbst. Das neue Unternehmen firmierte als Royal P&O-Nedlloyd N.V. Am 11. Mai 2005 bot die große dänische Container-Reederei A. P. Møller-Mærsk 2,4 Milliarden $ für Royal P&O-Nedlloyd N.V., die Vorstände von P&O und Nedlloyd rieten ihren Aktionären, das Angebot anzunehmen und am 29. Juni 2005 verkaufte P&O seine eigenen Nedlloyd-Anteile an die dänische Bank und A.P. Møller-Maersk. 2005 blieb von dieser einstmals weltgrößten Reederei nur noch die Fähr-Division P&O Ferries und das Tätigkeitsfeld als Hafenbetreiber und Logistiker (P&O Ports) übrig. Ende des Jahres gab es für diesen Rest einen Interessenten in Form der DP World (Dubai Ports Worldwide) und einem Angebot in Höhe von 5,75 Milliarden US-Dollar in bar. Die Übernahme steckte einige Zeit in Schwierigkeiten. Der US-Teil von P&O Ports durfte nach Protest des US-Kongresses nicht von den Arabern übernommen werden. Dubai Ports World stimmte daher zu, diesen Teil an eine amerikanische Gesellschaft zu verkaufen. Am 11. Dezember 2006 übernahm dann ein Tochterunternehmen der AIG (American International Group) die P&O Ports North America für eine unbekannte Summe. Am 17. März 2022 hat P&O Ferries sämtliche 800 Crew-Mitarbeiter fristlos entlassen um sie durch externe Vertragsarbeiter zu ersetzen.[1][2] Die entlassenen Mitarbeiter besetzten daraufhin teilweise die Schiffe, was zu einem längeren Ausfall aller Fährfahrten zwischen Kontinentaleuropa und Großbritannien führte.[2] Passagierschiffe der P&O 1836–2005 (Auswahl)
Trivia
WeblinksCommons: Peninsular and Oriental Steam Navigation Company – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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