Karl Martin Paul Albrecht (* 6. März1851 in Hamburg; † 15. September1894 ebenda) war ein deutscher Mediziner und Philologe. Sein unvollendet gebliebenes Werk „Leszing’s Plagiate“[1] gilt als Beispiel philologischer Exzentrik.
Albrecht veröffentlichte an die 200 medizinische Publikationen (Anatomie, vergleichende Anatomie, Embryologie, Chirurgie). In seinen letzten Lebensjahren beschäftigte er sich mit nichtmedizinischen Arbeiten. Berüchtigt ist sein auf mehrere Bände angelegtes, aber unvollendet gebliebenes Werk Leszing’s Plagiate. Die sechs fertiggestellten Bände erschienen 1890 und 1891 im Selbstverlag und werden von der Forschung als aus dem Ruder gelaufene Exzentrik gewertet:[3]
„Wundersam ist ferner jener Paul Albrecht: „Das Lebenselement Lessing’s ist eben – und dies ist bis jetzt nicht erkannt worden – der literarische Diebstahl“; nicht weniger als 1277 Plagiate wies Albrecht nach, nicht einmal im Gesamtwerk, sondern, wie Hans Peter Woes[s]ner amüsant berichtet, nur in einem Teil desselben, weil er über der Drucklegung seiner Detektivstory, einer Arbeit, die ihn völlig verzehrt haben muss, verstarb.“
– Manfred Lauermann
Werke
Beiträge zur Torsionstheorie des Humerus und zur morphologischen Stellung der Patella in der Reihe der Wirbelthiere. Diss. med. Kiel 1875.
Beitrag zur Morphologie des M. omo-hyoides und der ventralen inneren Interbranchialmusculatur in der Reihe der Wirbelthiere. Diss. phil. Kiel 1876.
Leszing’s Plagiate. 6 Bände. Hamburg; Leipzig: Paul Albrecht’s Selbstverlag 1890/91.
↑Zur Schreibung „Leszing“: „By the unwarranted spelling ‚Leszing‘ Albrecht wants to denigrate his target yet further by attributing Slav origins to him.“ – Ritchie Robertson: Mock-Epic Poetry from Pope to Heine. Oxford University Press 2009. S. 8. (bei Google Books)
↑Manfred Lauermann: Lessing – ein erster „weißer Jude?“? Eine Rede. In: Ingrid Lohmann; Wolfram Weiße (Hrsg.): Dialog zwischen den Kulturen. Erziehungshistorische und religionspädagogische Gesichtspunkte interkultureller Bildung. Münster; New York: Waxmann 1994. S. 109–116, hier S. 110f. (bei Google Books)