Participium coniunctumDas Participium coniunctum oder abgekürzt PC ist eine syntaktische Konstruktion im Lateinischen, bei der ein Partizip mit einem Bezugsnomen in Kasus, Numerus und Genus kongruiert (übereinstimmt). Das Nomen (meist ein Substantiv oder ein Pronomen) hat gleichzeitig die Rolle eines Satzgliedes, das Partizip fungiert prädikativ zu dem Bezugsnomen. Die Partizipialgruppe ist satzwertig, verhält sich also wie ein Satz, in dem das Nomen das Subjekt und das Partizip das Prädikat bildet. Zwischen das Nomen und das Partizip können zusätzliche Objekte oder adverbiale Angaben treten, die Teil der Partizipialkonstruktion sind. Das PC wird mit den verschiedenen Partizipformen des Verbs gebildet. Syntaktisch ähnelt die Konstruktion einem Adverbiale, das auch durch eine Präpositionalphrase oder einen Nebensatz mit finitem Verb ausgedrückt werden könnte. Es ist von anderen infiniten Konstruktionen wie dem Ablativus absolutus und von den Flexionsformen Gerundivum und Gerundium zu unterscheiden. Vom Ablativus absolutus unterscheidet sich das PC dadurch, dass das Bezugsnomen im Ablativus absolutus kein Satzglied mit eigener syntaktischer Funktion ist. Das PC wird vor allem in der lateinischen Schriftsprache häufig verwendet. Auch in anderen indogermanischen Sprachen findet man PC-Konstruktionen. Im Deutschen wird es durch eine Präpositionalkonstruktion, einen adverbialen Nebensatz oder einen koordinierten Hauptsatz wiedergegeben, seltener auch durch einen Relativsatz. Das heißt in Beiordnung, Unterordnung und Substantivierung. Anwendung des PC im LateinischenDas PC verwendet die drei lateinischen Partizipformen PPP, PPA und PFA:
Beispiele
ÜbersetzungsmöglichkeitenEs gibt verschiedenste Übersetzungsvarianten, die nach Belieben angewandt werden können. Die obigen Übersetzungen sind streng nach den Beispielen ohne PC gehalten und somit durchaus verbesserungswürdig. Das PC erlaubt zahlreiche stilistische Ausschmückungen: a) wörtlich:
b) mit Hauptsatzreihe, koordinierend = beiordnend (betonend): Reihenfolge beachten!
Perfektpartizip-Ausdruck immer vorher, Präsenspartizip-Ausdruck beliebig, Futurpartizip immer nachher. c) mit Nebensätzen, subordinierend = unterordnend: meist recht multilaterale Gestaltungsmöglichkeiten, auch hier muss die Consecutio temporum (Zeitenfolge) beachtet werden. Beispiele:
wie z. B. ein Kausalsatz (Begründungssatz) mit „weil“ oder „da“ beim Beispiel für Vorzeitigkeit et cetera. Vor allzu vagen Experimenten sollte man sich allerdings hüten. d) manchmal Nominalisierung (führt oft zu Präpositionalausdruck) passend:
Nicht immer lassen sich mit dieser Möglichkeit inhaltlich wirklich korrekte Übersetzungsvarianten erschließen. Auf jeden Fall ist dieses vor der Benützung der besprochenen Eventualität, aber auch bei der Auswahl überhaupt zu bedenken. In den bisher behandelten Fällen wurde nur der Nominativ angewandt; die Partizipialkonstruktion kann auch in anderen Fällen vorkommen. Ein wichtiges Merkmal ist bei der Anwendung, dass neben dem Partizip keine Form von esse, also „sein“ steht (was ein Anzeichen für eine Perfekt-, Plusquamperfekt- oder Futur-II-Passiv-Form wäre). Abgrenzung von anderen KonstruktionenNicht verwechselt werden darf das PC mit dem Ablativus absolutus, welcher im Gegensatz zu Ersterem von der übrigen Satzkonstruktion abgespalten wäre. „Ablativus absolutus“ bedeutet dementsprechend „entfernter, abgelöster Ablativ“ (Ablativ = 6. Fall). Auch hier wäre PPA und PPP möglich. Allerdings könnte dieser Ablativus absolutus dann logischerweise nur im 6. Fall stehen. Weiteres Merkmal ist die totale, absolute Unabhängigkeit vom restlichen Satz. Die Übersetzung geschieht in derselben Weise. Beispiel: PC, gleichzeitig:
Beispiel: Ablativus absolutus:
Es gibt beim Ablativus absolutus immer einen Täter – ein weiterer Unterschied zum PC. In diesem Beispiel ist der König der Täter. Beim Ablativus absolutus muss bei mehr Angaben immer beachtet werden, wer der Täter ist, welcher beim PC nicht unbedingt vorhanden ist. Die Differenzierung hinsichtlich Gerundium und Gerundivum fällt leicht. Man kann Gerundium und Gerundivum durch die „nd“-Form vom PC unterscheiden. Diese wird jeweils vom Infinitiv abgeleitet und ist ebenfalls deklinabel. Beispiel: pareo, -es, -ere, -ui = gehorchen, …
Analoge Partizipien, wie sie bei Abl. abs. und PC vorkommen:
PC in anderen SprachenAuch in modernen indogermanischen Sprachen wird das PC in ähnlicher Weise wie im Latein verwendet, so im Französischen (Partizip kursiv)
statt
Beides bedeutet: „Nachdem sie mit der Wahrheit konfrontiert wurde, gestand die Angeklagte ihre Sünden.“ |
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