Die Wahl zur 28. Großen Nationalversammlung der Türkei fand am 14. Mai 2023 gleichzeitig mit der Präsidentschaftswahl statt, um die 600 Mitglieder des nationalen Parlaments der Türkei zu bestimmen.
Zuletzt wurde das Parlament am 24. Juni 2018 gewählt, mit dem Ergebnis, dass die regierende AKP zwar ihre Mehrheit verlor, dies jedoch mit den Sitzen der MHP kompensieren konnte. Die größte Oppositionspartei CHP musste zwar ebenfalls einen Rückgang der Stimmen (von 2,6 Prozentpunkten) hinnehmen, konnte jedoch durch das Parlament, welches um 50 Sitze erweitert wurde, zwölf zusätzliche Abgeordnete für sich gewinnen. Die zuvor neu gegründete IYI schaffte ebenso den Einzug ins Parlament, wie die HDP (die sich – im Gegensatz zur IYI – in keinerlei Bündnis befand).
Am 13. September 2019 gab der ehemalige Ministerpräsident und AKP-Vorsitzende Ahmet Davutoğlu seinen Austritt aus der AKP bekannt. Genau drei Monate später wurde die Zukunftspartei (GP) gegründet, deren Vorsitzender Davutoğlu ist. Im März 2020 gründete Ali Babacan, unter anderem stellvertretender Ministerpräsident und Wirtschaftsminister in AKP-Regierungen, die Partei für Demokratie und Fortschritt (DEVA).
Eine Abspaltung der IYI-Partei erfolgte am 26. August 2021, als Ümit Özdağ die Siegespartei (ZP) gründete.
Am 31. März 2022 wurde die Sperrklausel von 10 % auf 7 % gesenkt. Teile dieser Änderungen des Wahlgesetzes betreffen auch Wahlbündnisse: Wurden zuvor Sitze im Parlament nach erhaltenem Stimmenanteil des Bündnisses bestimmt, werden sie von nun an anhand der Prozentsätze der jeweiligen Parteien errungen, was kleineren Parteien einen Einzug ins Parlament bzw. die Teilnahme an einem Wahlbündnis erschwert.[2]
Im Februar 2023 ereigneten sich im Südosten der Türkei und in Teilen Syriens zwei starke Erdbeben und hunderte Nachbeben, bei denen über 45.000 Menschen starben. Diesbezüglich wurde diskutiert, ob es nun einen Abstimmungswandel in der Bevölkerung geben könne.[3] Innerhalb der Regierungspartei AKP wurde über eine Verschiebung der Wahlen nachgedacht.[4]
Am 10. März 2023 wurden die vorgezogenen Wahlen für den 14. Mai 2023 von Präsident Erdoğan per Dekret verkündet.[5]
Teilnehmende Parteien
Laut Hohem Wahlausschuss (YSK) wären 36 Parteien dazu berechtigt gewesen, um an der Parlamentswahl teilzunehmen.[6] Letztendlich werden 24 Parteien zusätzlich zu unabhängigen Kandidaten teilnehmen.
Vom Hohen Wahlausschuss geloste Reihenfolge auf den endgültigen Wahlzetteln[7]
↑Şebnem Arsu, Steffen Lüdke, Maximilian Popp, Özlem Topçu: (S+) Folgen der Erdbebenkatastrophe in der Türkei und Syrien: Risse im Staat Erdoğan. In: Der Spiegel. 17. Februar 2023, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 19. Februar 2023]).