Das Paradiestal beginnt etwa 1,5 km südwestlich von Stadelhofen[2] auf einer Höhe von etwa 445 M ü. NN,[2] verläuft in Nord-Süd-Richtung und mündet nach ungefähr 4,2 km auf 421 M ü. NN in das Wiesenttal.[2][3]
Zunächst verläuft das Tal relativ geradlinig mit einigen kleineren Biegungen über etwa 1,6 km von Nordnordwest in Südsüdost-Richtung.[2] In diesem Talabschnitt befinden sich die Felsformationen Langerstein mit davorliegendem Regenrückhaltebecken, Hinterer Paradiestalwächter, Wüstenstein, Parasol und Zigeunerstube.[4][5] Der Talverlauf beschreibt anschließend eine große S‑Kurve, bevor es erneut in Nord-Süd-Richtung verläuft. Etwa 1,4 km vor der Talmündung befindet sich das „Blaue Meer“ (49° 58′ 48,3″ N, 11° 11′ 23,6″ O49.98007711.189891), eine kleine, von einer Felswand begrenzte Karstquelle,[6] die sich durch ihre türkisblaue Farbe auszeichnet.
Talabwärts befinden sich noch der Felsen Silberwand und die Nasenlöcherfelsen, hinter denen das Tal etwa 500 m weiter endet.[4][5] Für weitere Informationen zu den Felsen siehe nachstehende Tabelle.
Geologie
Das Paradiestal verläuft vollständig durch die Frankeldolomitschichten[3] des Malm-δ.[3][7] Da es sich um ein Trockental handelt, fließt durch das Paradiestal, wie durch andere Trockentäler der Frankenalb seit der letzten Eiszeit kein Gewässer mehr permanent.[8] Der Talgrund ist von Sedimentgesteinen überlagert.[7] Das Bayerische Landesamt für Umwelt stuft das Tal als allgemein geowissenschaftlich bedeutend und den geowissenschaftlichen Wert als wertvoll ein.[3]
Liste der Felsformationen im Paradiestal
Die Tabelle gibt einen Überblick über die markantesten Felsformationen im Paradiestal (nicht vollständig!). Die Reihenfolge entspricht der Lage der Objekte in Nord-Süd-Richtung des Tals.
Name
Höhe (m)
Beschreibung
Koordinaten
Weiterführende Kletterinformationen
Bild
Langerstein
18
Felsmassiv mit kugelförmiger Spitze im nördlichen Bereich und davor liegendem Regenrückhaltebecken
Massive Felswand mit senkrechter sowie teils überhängender bzw. einfallender Front und Plateauabschluss. Der Fels ist durch über 20 Kletterrouten erschlossen und bietet einen großen Panoramablick nach Wölkendorf, Gräfenhäusling und Wattendorf.[4] Einer Sage zufolge soll sich auf dem Wüstenstein im Mittelalter eine Burg befunden haben.[4] Am Fuße befindet sich eine kleine Höhle, in der, nach Erzählungen, die Stadelhofener in Kriegszeiten ihre Kirchenglocken versteckt haben sollen. Im Innersten der Höhle, die auch als Teufelsloch bezeichnet wird, soll einer anderen Sage nach der Teufel auf einem Goldschatz sitzen.[4]
Die Tierwelt im Paradiestal unterscheidet sich nicht wesentlich von der anderer Waldstücke in Oberfranken. So gibt es von Insekten und Wirbeltieren über Kleinsäuger bis hin zu Singvögeln wie dem Pirol oder Kuckuck,[4] Greifvögeln und größeren Säugetieren wie Rot- und Schwarzwild zahlreiche Arten.
Besiedlung, Bevölkerung
Das Paradiestal ist heute unbewohnt und weist bis auf einen Felsenkeller am Wüstenstein keine Bauwerke auf. Der Felsenkeller diente von 1848 bis 1920 der Brauerei Schrenker in Stadelhofen[10] als Eis- und Bierkeller und wurde zur Jahrtausendwende im Auftrag des Bruders des einstigen Brauereibesitzers saniert.[1] Die Halbhöhle Zigeunerstube gilt als vorgeschichtlicher Siedlungsplatz.[4]
Erschließung, Infrastruktur und Tourismus
Das Paradiestal ist von Norden und Süden gut erreichbar. Der Einstieg am nördlichen Ende ist von zwei Wanderparkplätzen südlich von Wölkendorf möglich, der südliche von einem Wanderparkplatz an der Bundesstraße 22, unweit von Treunitz. Durch das Tal führt ein ausgeschilderter Wanderweg mit zahlreichen optional begehbaren Abzweigungen und Schleifen.[4] Im Winter werden im Tal gespurte Langlaufloipen angelegt.[4] Je nach Jahreszeit gilt das Tal als beliebtes Ziel für Wanderer, Pilzsammler, Kletterer und Skilangläufer.
Literatur
Thomas Gunzelmann, Klaus Rupprecht: Wölkendorf – Dorf »auf dem Gebürg« am »Weg ins Paradies«, In: Josef Urban (Hrsg.): Wölkendorf. Das Dorf – Die Kapelle – Die Menschen. Geschichtliches zum 100-jährigen Kapellenjubiläum. (= Vom Main zum Jura; Sonderheft 3). Eggolsheim 2005, S. 11–49 (online, PDF 3,6 MB)
Dietrich Höllhuber, Wolfgang Kaul: Fränkische Schweiz, Carl Verlag, Nürnberg, 2004, ISBN 3-418-00397-4, S. 52–56
Anette Köhler: Fränkische Schweiz mit Oberem Maintal und Hersbrucker Schweiz, Bergverlag Rother, München, 2009, ISBN 978-3-7633-4281-5, S. 38–40
Karin Lorenzato: Fränkische Schweiz, ADAC-Verlag, München, 2010, ISBN 978-3-89905-800-0, S. 44–46