Panta rheiDie Formel panta rhei (altgriechisch πάντα ῥεῖ ‚alles fließt‘) ist ein Aphorismus zur Kennzeichnung der heraklitischen Lehre. Sie wird auf den griechischen Philosophen Heraklit zurückgeführt, von Platon (im Dialog Kratylos) nahegelegt, erscheint wörtlich jedoch erstmals bei dem spätantiken Neuplatoniker Simplikios. Bereits in augusteischer Zeit war diese formelhafte Zusammenfassung der Gedanken Heraklits in Gebrauch. Ihre lateinische Übersetzung (cuncta fluunt)[1] findet sich im 15. Buch der Metamorphosen in der „Rede des Pythagoras“,[2] in der Ovid das naturphilosophische Fundament seiner Metamorphosen darlegt. HerkunftPlaton verbindet in seiner Charakterisierung der kosmologischen Theorie Heraklits einige von dessen bekanntesten Lehrsätzen – vor allem: „Πάντα χωρεῖ καὶ οὐδὲν μένει Pánta chorei kaì oudèn ménei“, „Alles bewegt sich fort und nichts bleibt.“ – mit „allerlei alten Weisheiten, natürlich über Kronos und Rhea, die auch Homer schon erzählte“.[3] Dabei unterstellt er, der Name der Titanin Rhea könne auf die Bedeutung „fließen“ zurückgeführt werden. In wörtlicher Form findet sich die Wendung zuerst bei Simplikios (* um 490; † um 560), einem spätantiken Kommentator der Schriften des Aristoteles.[4] FlusslehreDer Sache nach stellt die Wendung in der Flusslehre eine zwar nicht unzutreffende, gleichwohl verkürzende Interpretation der Äußerungen Heraklits dar. Sie wird durch die sogenannten „Flussfragmente“ gestützt, in denen Heraklit das Sein mit einem Fluss vergleicht:[5] Fragment 1:[6]
Fragment 2:[7]
Fragment 3:[8]
Philosophische EinordnungDie Flusslehre ist im Zusammenhang mit Heraklits Lehre von der Einheit aller Dinge zu verstehen:[9]
Platons Zitat Pánta chorei kaì oudèn ménei ist die knappste Formulierung der Flusslehre Heraklits, die besagt: „Alles fließt und nichts bleibt; es gibt nur ein ewiges Werden und Wandeln.“ Der Schwerpunkt liegt hier, anders als bei Heraklit selbst, auf dem Aspekt des Werdens und Vergehens. In der Tradition der platonischen Schule, aber auch in zahlreichen neueren Interpretationen (z. B. bei Hölderlin und Hegel) erscheint die Lehre des Heraklit nur als eine solche des Werdens und Vergehens. Nach Nietzsche handelt es sich im Kern um eine Konzeption der „Bejahung des Vergehens“. Dagegen liegt nach der Flusslehre die primäre Welterfahrung in dem fortwährenden Stoff- und Formwechsel. Sie ist eine Metapher für die Prozessualität der Welt. Das Sein ist das Werden des Ganzen. Das Sein ist demnach nicht statisch, sondern als ewiger Wandel dynamisch zu erfassen. Doch hinter und zugleich in dem unaufhörlichen Fluss steht die Einheit: Einheit in der Vielheit und Vielheit in der Einheit.[10] Karl-Martin Dietz interpretiert die Flusslehre aber dennoch als Hinweis Heraklits auf die Welt des gleichbleibend Gemeinsamen.[11] Rezeption bei GoetheGoethe bezog sich in dem Gedicht Dauer im Wechsel direkt auf Heraklit:[12] Gleich mit jedem Regengusse Der ewige Wandel ist auch Gegenstand seines Gedichts Eins und Alles:[13] Es soll sich regen, schaffend handeln, Siehe auchLiteratur
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Einzelnachweise
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