Otto Pies war im Pfarrerblock in Dachau untergebracht. Dort war er der geistliche Begleiter des mitgefangenen katholischen DiakonsKarl Leisner,[1] dessen heimliche Priesterweihe durch den dort ebenfalls inhaftierten französischen BischofGabriel Piguet er maßgeblich förderte.[2] Hingebungsvoll half er erkrankten Häftlingen.[3] Nach seiner eigenen KZ-Entlassung im Frühjahr 1945 hielt er sich weiterhin in der Nähe von Dachau auf, um von dort tatkräftig an der Befreiung und anschließenden Versorgung seiner weiterhin inhaftierten und schließlich beim Anrücken der US-Armee von der SS aus dem KZ evakuierten geistlichen Mitbrüder mitzuwirken.
1954 wurde er Instruktor des Terziats und Rektor von Haus Sentmaring, dem Altenheim der Jesuiten in Münster. Durch seine Schriften leistete Otto Pies einen bedeutsamen Beitrag zum Seligsprechungsverfahren für Karl Leisner.
Seine gemeinsam mit geistlichen Mithäftlingen im KZ Dachau entwickelten Gedanken und Ideen zur Rolle getaufter Christen während der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft haben zur Wiedereinführung des Ständigen Diakonats in der katholischen Kirche durch das Zweite Vatikanische Konzil und damit zu einer Veränderung der sozialen Handlungsgestalt der katholischen Kirche im 20. Jahrhundert beigetragen.
Werke
Stephanus heute – Karl Leisner, Priester und Opfer. Verlag Dr. Eke Pies, Sprockhövel 2008, ISBN 978-3-928441-69-8.
Als Herausgeber: Im Herrn – Gebete im Geist des königlichen Priestertums. Herder, Freiburg 1954.
Literatur
Eike Pies: Pater Otto Pies S.J. (1901–1960) und weitere 22 Geistliche der Familie Pies (1290–1990). Verlag Dr. Eike Pies, Dommershausen-Sprockhövel 1989, ISBN 978-3-928441-01-8.
Hans-Karl Seeger, Gabriele Latzel, Christa Bockholt (Hg.): Otto Pies und Karl Leisner: Freundschaft in der Hölle des KZ Dachau. Verlag Dr. Eike Pies, Dommershausen-Sprockhövel 2007, ISBN 978-3-928441-66-7.
Eike Pies (Hrsg.): Pater Dr. Otto Pies S.J. (1901–1960). Sein Leben in Bildern, Selbstzeugnissen und Augenzeugenberichten. Verlag Dr. Eike Pies, Dommershausen-Sprockhövel 2011, ISBN 978-3-928441-82-7.
↑Christian Frieling: Priester aus dem Bistum Münster im KZ. Verlag Aschendorff, Münster 1992, ISBN 3-402-05427-2, S. 122–124.
↑Christian Frieling: Priester aus dem Bistum Münster im KZ. Verlag Aschendorff, Münster 1992, ISBN 3-402-05427-2, S. 124–126.
↑Stanisław Cieślak: Auf der Suche nach Versöhnung. Kardinal Adam Kozłowieckis Erinnerungen an seine Zeit im KZ Dachau. In: Stimmen der Zeit, Bd. 230 (2012), S. 397–408, hier S. 402.