Original Sin (Volkswirtschaftslehre)Als Original Sin (englisch Erbsünde) bezeichnet man in der Volkswirtschaftslehre eine Situation, in der sich ein Land am Kapitalmarkt nicht in eigener Währung verschulden kann und daher Kredite in Fremdwährung aufnehmen muss. Eine solche Situation tritt dann ein, wenn die Marktteilnehmer dem Land bzw. seiner Währung kein ausreichendes Vertrauen entgegenbringen. Original Sin ist insbesondere ein Problem von Schwellen- und Entwicklungsländern und verursacht für die betroffenen Länder u. U. enorme Kosten. AuslöserDie metaphorische Bezeichnung „Erbsünde“ weist darauf hin, dass Original Sin offensichtlich weit zurückliegende Auslöser hat. Die Kapitalmarkttheorie erklärt Angebot und Nachfrage nach Wertpapieren über den Preis – in diesem Fall also den Zins. Die Situation, dass ein potenzieller Schuldner am Markt keinen potenziellen Gläubiger findet, erklärt sich demzufolge über den zu unattraktiven Zins. Daraus kann geschlossen werden, dass jeder Kapitalnehmer ab einem bestimmten (u. U. sehr hohen) Zins auch einen Kapitalgeber findet, der bereit ist, mit ihm ins Geschäft zu kommen. Für Länder, die vom Phänomen des Original Sin betroffen sind, stellt sich genau diese Problematik: Sie finden zu erträglichen Zinsen in eigener Währung keinen Kreditgeber. Dies erklärt sich dadurch, dass der angebotene Zins offensichtlich keine ausreichende Risikoprämie im Sinne einer Absicherung gegen drohende Ausfälle darstellt (namentlich zwei Risiken: Zinsen werden nicht in voller Höhe pünktlich bezahlt und der Kredit selber wird nicht in voller Höhe pünktlich zurückgezahlt). Eine ‚Original Sin‘ basiert demnach implizit auf einer Situation mit relativ hohem Risiko. Die Quellen dieses Risikos können zweierlei sein:
Der Fall eines zu hohen Länderrisikos alleine ist für eine Original Sin nicht von Bedeutung, da das Länderrisiko ja gleichermaßen Einfluss auf eine Verschuldung in Inlands- wie in Auslandswährung hat. Für die Original Sin ist hingegen das Währungsrisiko von sehr viel größerer Bedeutung, da ein Land, dessen Währung einem hohen Abwertungsrisiko unterliegt, zwar kaum Kredite in eigener Währung wird aufnehmen können, sich hingegen in einer ausländischen Leitwährung vergleichsweise problemlos wird verschulden können. AuswirkungenOriginal Sin stellt insbesondere kapitalarme Entwicklungsländer vor enorme Probleme. Viele dieser Länder benötigen dringend ausländische Kapitalzuflüsse, um die zur wirtschaftlichen Entwicklung notwendigen Investitionen tätigen zu können. Die dafür notwendigen Kredite können sie aufgrund der Original Sin jedoch nur in ausländischer Währung (US-Dollar, Euro, …) aufnehmen. Zwar zahlen sie dafür weit niedrigere Zinsen als für eine Verschuldung in Inlandswährung, allerdings geht infolgedessen auch das Währungsrisiko auf sie über: Sollte es im Verlauf des Kreditgeschäfts zu einer Abwertung der Währung des sich verschuldenden Landes kommen, so wächst der zurückzuzahlende Betrag in inländischer Währung gerechnet an – die Schulden des Landes steigen also. Dies ist für die betroffenen Länder insofern sehr problematisch, als eine solche Situation stark prozyklisch wirkt: Bereits eine kleine ursächliche Abwertung kann zu einer merklichen Erhöhung der Staatsschulden (und somit aufgrund des Vertrauensverlustes zu einer weiteren Abwertung und damit einer weiteren Erhöhung der Staatsschulden) führen. Am Ende dieses Prozesses steht nicht selten ein Staatsbankrott, welcher aufgrund der Original Sin also durch einen vergleichsweise kleinen Impuls ausgelöst werden kann. Folglich bringt eine Original Sin also nicht nur die Unfähigkeit zur Verschuldung in inländischer Währung mit sich, sondern auch Risiken einer Staatsverschuldung in ausländischen Währungen. Das hohe Währungsrisiko erschwert dem Land also den Zugang zu ausländischem Kapital und erschwert es diesem Land, ein Wirtschaftswachstum zu erzielen. Maßnahmen gegen Original SinAufgrund seiner enormen wirtschaftlichen Folgen wird die Original Sin von Entwicklungs- und Schwellenländern gefürchtet. Wissenschaftler (vor allem VWLer) nennen eine Reihe von Maßnahmen:
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