OpenTypeOpenType ist ein ursprünglich von Microsoft, später gemeinsam mit Adobe entwickeltes Konzept für Fonts mit einem dafür eigens erarbeiteten Fontformat. Es wurde 1996 veröffentlicht und ab 2000 wurde eine größere Anzahl an OpenType-Schriften auf den Markt gebracht. Vergleich mit TrueType und PostScriptDas OpenType-Format überwindet wesentliche Begrenzungen der weit verbreiteten Schriftformate TrueType und Typ-1-PostScript:
AusprägungenOpenType-Schriften gibt es in zwei Ausprägungen (engl. flavours):
Die Ausprägung bezieht sich auf die Art der Ablage der Daten für die Schriftkurven, die entweder im TrueType-Format (quadratische Splines) bzw. im PostScript-CFF-Format (Compact Font Format, kubische Splines) in die OpenType-Schrift eingebettet sind. Hierbei erlauben TrueType-flavoured OpenType-Schriften auch die Zuweisung mehrerer Codes zu derselben Glyphe, z. B. als A (U+0041), Alpha (U+0391) und kyrillisches A (U+0491). Die für OpenType spezifischen Eigenschaften werden generisch über zusätzlich in die Schrift eingebaute Tabellen realisiert. Wenn auch bislang eine volle Unterstützung von OpenType-Funktionen auf keiner Plattform zu finden ist, funktionieren die Schriften im Allgemeinen wenigstens als Unicode-Schriften, die einen Zeichensatz von maximal 65536 Glyphen umfassen können, wie schon neuere Versionen von TrueType und Postscript (CFF-Format). Die Verwendung der OpenType-Funktionen wird üblicherweise über dafür geeignete Anwendungsprogramme (z. B. Desktop-Publishing-Programme) ermöglicht. Im Zuge der Migration des Schriften-Portfolios von den Formaten TrueType und PostScript hin zu OpenType haben die wichtigsten Schriftenhersteller nicht nur OpenType-Funktionen implementiert, sondern auch gegebenenfalls früher separat geführte, aber zusammengehörige Schriften (z. B. eine Version mit Kapitälchen, Mediävalziffern oder fremdsprachige Schriften) in die zugehörige OpenType-Schrift integriert. Um die entstehenden Unterschiede im Zeichenumfang der verschiedenen OpenType-Schriften zu kennzeichnen, haben die Schriftenhersteller Mindest-Zeichensatzumfänge definiert und mit Kürzeln im Namen der Schrift ausgedrückt. Es gibt einen Standardzeichensatzumfang (OpenType Std), einen für die professionelle (typographische) Anwendung geeigneten Zeichensatzausbau (OpenType Pro) und den für die internationale Kommunikation konzipierten Zeichensatz (OpenType Com). Diese werden je nach Hersteller unterschiedlich stark vermarktet. Beispiele
Während es sich bei den Beispielen lediglich um typographische Varianten handelt, gibt es viele Situationen, in denen der Einsatz einer sogenannten Smartfont-Technik, wie sie durch das OpenType-Format möglich wird, zur Erstellung von Texten unerlässlich ist. Fast alle von der Brahmi-Schrift abgeleiteten Schriftsysteme wie z. B. Devanagari, Tibetisch, Khmer und Tamilisch kennen komplexe Regeln für den Einsatz stellungsbedingter Buchstabenformen und Ligaturen. Urdu kann mit verbundenen Buchstaben wortweise von rechts oben nach links unten geschrieben werden. Auch die korrekte Platzierung diakritischer Zeichen sowie deren theoretisch unbegrenzte Stapelung über und unter Buchstaben wird mit OpenType ermöglicht. Durch die technischen Möglichkeiten des OpenType-Formats erhält nicht zuletzt der Schriftentwickler einen erheblich erweiterten Gestaltungsspielraum. VerbreitungIn gängiger Textverarbeitungs- und Desktop-Publishing-Software werden OpenType-Möglichkeiten in unterschiedlichem Umfang unterstützt. Microsoft Office unterstützt insbesondere die Funktionen für sogenannte komplexe Schriftsysteme, bidirektionales Schreiben, und für die lateinische Schrift teilweise die korrekte Diakritika-Platzierung. Darüber hinaus bieten professionelle Programme von Adobe, das Programm QuarkXPress 7, AbiWord und der Classical Text Editor Ersetzungen von Zeichen wie in den oben gezeigten Beispielen unter Windows und macOS. Die Programme der Adobe Creative Suite (Photoshop, Illustrator, InDesign) erlauben spätestens seit der Version CS3 die Nutzung von OpenType-Funktionen. Sie finden sich in den Paletten-Menüs zu den Schrifteigenschaften. Automatische Ersetzung von Ligaturen und Nutzung der Positionalformen (Varianten für Buchstaben im Wort oder am Ende) lassen sich dort auch zuweisen. Scribus unterstützt ab Version 1.5.3 über 500 Sprach-Schriftsystem-Kombinationen mit OpenType. RechtlichesOpenType ist zwar ein eingetragenes Warenzeichen von Microsoft, die Technik aber darf uneingeschränkt auf andere Betriebssysteme übertragen werden. So unterstützt Apples macOS neben PostScript und TrueType auch OpenType-Schriften. SoftwareIn aktueller Software (2024) wird oft die freie text-shaping-Bibliothek HarfBuzz verwendet, z. B. in Firefox, GNOME, ChromeOS, Chrome, LibreOffice, LuaTeX,[1] XeTeX, Android, Java (ab Version 8) and KDE.[2] Zur Erzeugung von PDF-Dateien können z. B. die freien Bibliotheken Apache FOP[3][4] oder OpenPDF[5][6] verwendet werden. In Microsoft Windows wird die Verwendung von OpenType durch die OpenType Layout Services unterstützt.[7] Vor der Entwicklung von HarfBuzz eröffnete das leicht portierbare Open-Source-Projekt FreeType Entwicklern die Möglichkeit, vollen Zugriff auf die OpenType-Funktionen von Schriften zu nehmen und diese in ihre Programme zu integrieren. Hiervon profitierten in zunehmendem Maße Desktop-Publishing-Programme von Adobe und QuarkXPress sowie Linux-Anwendungen. Weiterhin konnte OpenType-Unterstützung mit den Programmbibliotheken ICU (International Components for Unicode), Qt und Pango, einem Nebenprodukt von GTK und GNOME, in Anwendungen eingebunden werden. Andere Smartfont-TechnikenAußer OpenType gibt es zwei weitere Schrifttechniken, die für ähnliche erweiterte typographische Möglichkeiten konzipiert sind. Ihnen gemeinsam ist, dass sie außer Tabellen auch regelrechte Programme benutzen, und dass bislang für keine von ihnen komfortable Werkzeuge für Schriftentwickler existieren. Auch ihre Unterstützung durch Anwendungssoftware ist derzeit noch wesentlich dürftiger als die für OpenType.
Liste von OpenType-Schriften mit umfangreicher SmartFont-Verwendung
Siehe auchEinzelnachweise
Literatur
Weblinks
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