Der Olympiasieger von 2014 und 2018, Yuzuru Hanyū, und der Silbermedaillengewinner von 2018, Shōma Uno, qualifizierten sich erneut. Javier Fernández, Bronzemedaillengewinner von 2018, hatte 2019 bereits seine Karriere beendet. Nathan Chen ging als amtierender dreifacher Weltmeister, Punkteweltrekordhalter in der Kür und Gesamtleistung sowie als Eiskunstläufer mit der höchsten Punktzahl der laufenden Saison in den Wettbewerb. Die zweitbeste Punktzahl der laufenden Saison wies Vincent Zhou und die drittbeste Shōma Uno auf. Yuzuru Hanyū hatte bereits den Großteil der Saison verletzungsbedingt verpasst. Erwartet wurde dennoch ein Zweikampf um Gold zwischen Hanyū und Chen. Als weitere Medaillenkandidaten galten Shōma Uno, Vincent Zhou und Yūma Kagiyama.[1][2][3] Hanyū hätte mit seinem dritten Olympiasieg etwas schaffen können, was bisher nur einem Eiskunstläufer in der Geschichte gelungen ist, dem Schweden Gillis Grafström in den Jahren 1920, 1924 und 1928.
Am Tag vor dem Kurzprogramm wurde Vincent Zhou positiv auf SARS-CoV-2 getestet und durfte somit nicht am Wettkampf teilnehmen. Zuvor war er im Teamwettbewerb bereits die Kür für die Vereinigten Staaten gelaufen und hatte eine Silbermedaille gewonnen.[4]
Wettkampfbeschreibung
Im Kurzprogramm riss Yuzuru Hanyū seinen geplanten vierfachen Salchow zu einem einfachen Salchow auf, einem im Kurzprogramm ungültigen Element. Dies brachte ihm bereits einen Rückstand von 18 Punkten auf Nathan Chen ein, der zu Charles AznavoursLa Bohème mit insgesamt 113,97 Punkten einen neuen Weltrekord und somit gleichzeitig einen neuen olympischen Rekord aufstellte.[5]
Sein vierfacher Flip wurde mit über vier und seine Vierfach-Lutz-Dreifach-Toeloop-Kombination mit fast vier Pluspunkten GOE bedacht. Für seinen dreifachen Axel gab es über zwei Pluspunkte. In den Programmkomponenten bekam Chen 47,99 von 50 möglichen Punkten.[6]
Das höchst bepunktete Kurzprogramm der Japaner zeigte überraschend der 18-jährige Olympiadebütant Yūma Kagiyama, der nach persönlicher Bestleistung von 108,12 Punkten nur fünf Punkte hinter dem US-Amerikaner auf dem zweiten Rang lag. Shōma Uno wies als Dritter einen Rückstand von über acht Punkten auf.
Das Kurzprogramm gestaltete sich insgesamt als bemerkenswert fehlerfrei. Nur fünf der 29 Teilnehmer bekamen Abzüge für einen Sturz. 12 Eiskunstläufer schafften eine Punktzahl von über 90 Punkten.[7]
In die Kür startete Hanyū mit dem lange angekündigten ersten Versuch eines vierfachen Axel in der Eiskunstlaufgeschichte. Dabei stürzte er allerdings. Auch bei seinem nächsten Sprung, dem vierfachen Salchow fiel der Japaner. Somit konnte er Nathan Chen nicht unter Druck setzen. Auch Shōma Uno gelang keine überzeugende Kür, die ihn hätte nach vorne bringen können. Yūma Kagiyama dagegen zeigte trotz eines Fehlers beim vierfachen Rittberger eine starke Kür, sodass er als einziger der vor Chen startenden Eiskunstläufer die 200-Punkte-Marke in der Kür und die 300-Punkte-Marke in der Gesamtleistung übertraf. Chen ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken. In seine Rocketman-Kür zu Elton Johns Musik startete er mit einer sauberen Vierfach-Flip-Dreifach-Toeloop-Kombination und einem sauberen vierfachen Flip. Beim darauffolgenden vierfachen Salchow hatte er mit der Landung zu kämpfen, erhielt aber immer noch Pluspunkte. Es folgte ein brillanter vierfacher Lutz, der fast die Höchstpunktzahl von fünf GOE-Pluspunkten erreichte. Hiernach zeigte sich Chen in der mit Höchstlevel 4 bewerteten Schrittsequenz gelöst und mit einem Lächeln im Gesicht. Im Anschluss daran konnte er seine Kombination aus vierfachem Toeloop, Euler und dreifachem Flip nicht wie geplant ausführen, da die Landungen der ersten beiden Sprünge nur noch einen einfachen Flip zuließen. Dies bekümmerte den US-Amerikaner allerdings nicht und so folgten als letzte Sprungelemente ein sauberer dreifacher Axel sowie eine solide Dreifach-Lutz-Dreifach-Toeloop-Kombination. Zu diesem Zeitpunkt hatte Chen schon deutlich die technischen Punkte des bis dahin führenden Kagiyama übertroffen und den Olympiasieg sicher. In den Programmkomponenten wurde Chen mit über 97 % der möglichen Punkte bedacht. Am Ende blieb er in der Kür mit 218,63 Punkten und der Gesamtleistung mit 332,60 Punkten nur knapp unter seinen persönlichen Bestleistungen. Der Vorsprung auf Silbermedaillengewinner Kagiyama betrug 22 Punkte und auf Bronzemedaillengewinner Uno fast 40 Punkte.[8][9]
Nachdem sich Chen bei seinem Olympiadebüt 2018 die Chance auf den Olympiasieg durch ein verpatztes Kurzprogramm genommen hatte, schaffte er nach einer vierjährigen Dominanz mit drei WM-Titeln damit sein großes Ziel. Er ist nach Richard Button, Hayes Alan Jenkins, David Jenkins, Scott Hamilton, Brian Boitano und Evan Lysacek der siebte US-Amerikaner, der Olympiasieger im Einzellauf der Herren wurde.