Der bestehende olympische Rekord wurde bei diesen Spielen nicht erreicht. Mit ihrem weitesten Sprung verfehlte die Olympiasiegerin Angela Voigt aus der DDR diesen Rekord um zehn Zentimeter. Zum Weltrekord fehlten ihr 27 Zentimeter.
Durchführung des Wettbewerbs
Die Springerinnen traten am 23. Juli in zwei Gruppen zu einer Qualifikationsrunde an. Sechs Wettbewerberinnen – hellblau unterlegt – übertrafen die direkte Finalqualifikationsweite von 6,30 m. Damit war die Mindestanzahl von zwölf Finalteilnehmerinnen nicht erreicht und das Finalfeld wurde mit weiteren sechs Athletinnen – hellgrün unterlegt – nach den nächstbesten Weiten auf zwölf Teilnehmerinnen aufgefüllt. Das Finale wurde am Nachmittag desselben ausgetragen.
Im Mai des Olympiajahres hatten zwei DDR-Athletinnen Heide RosendahlsWeltrekord verbessert. Zunächst war Angela Voigt, Vierte der Europameisterschaften 1974 unter ihrem Namen Angela Schmalfeld, 6,92 m weit gesprungen. Zehn Tage später hatte Siegrun Siegl, frühere Siegrun Thon, den Rekord auf 6,99 m gebracht. Damit waren diese beiden hier in Montreal favorisiert für das olympische Gold. Weitere Medaillenanwärterinnen waren eigentlich auch die beiden Erstplatzierten der letzten Europameisterschaften, Ilona Bruzsenyák aus Ungarn und die Tschechoslowakin Eva Šuranová. Doch beide präsentierten sich weit unter ihrer Normalform und schieden bereits in der Qualifikation aus. Die Leistungen in diesen Ausscheidungsspringen waren insgesamt wenig überzeugend. Der weiteste Sprung gelang Lidija Alfejewa aus der UdSSR mit gerade einmal 6,54 m. Nur sechs Springerinnen erreichten die eigentliche Qualifikationsweite von 6,30 m.
Im Finale setzte sich bereits in der ersten Runde Mitfavoritin Voigt mit 6,72 m an die Spitze des Feldes. Siegl und die Ungarin Ildikó Szabó folgten gleichauf – beide hatten zunächst 6,51 m zu Buche stehen. Im vierten Durchgang verbesserte sich Alfejewa mit 6,60 m auf Platz zwei, doch in ihrem fünften Versuch konterte die US-Springerin Kathy McMillan mit 6,66 m und verdrängte Alfejewa auf Rang drei. Das war schon der Endstand, im letzten Durchgang änderte sich nichts mehr an dieser Reihenfolge. Angela Voigt wurde Olympiasiegerin vor Kathy McMillan und Lidija Alfejewa. Weltrekordlerin Siegrun Siegl, die zwei Tage später in einem dramatischen Wettkampf Olympiasiegerin im Fünfkampf werden sollte, musste sich hier mit Platz vier vor Ildikó Szabó zufriedengeben. Das Niveau war insgesamt etwas schwächer als bei den beiden vorausgegangenen Olympischen Spielen 1968 in Mexiko-Stadt und 1972 in München. So blieb auch Viorica Viscopoleanusolympischer Rekord von 6,82 m aus dem Jahre 1968 unangetastet.[4]
Angela Voigt errang den ersten Olympiasieg der DDR im Weitsprung der Frauen.