Odo Deodatus I. TauernOdo Deodatus I. Tauern (* 14. November 1885 in New York, NY, USA; † 11. Juli 1926 bei Freiburg im Breisgau) begründete als erster und unehelicher Nachkomme von Guido Henckel von Donnersmarck die Nebenlinie Tauern des Adelsgeschlechts Henckel von Donnersmarck. Er ist das nahezu einzige bekannt gewordene Beispiel eines unehelichen Nachkommen der Henckel von Donnersmarcks, aber der Fürst Guido setzte ihn als Erben ein. Die Familie Tauern ist deshalb auch Teil der Linie der Henckel von Donnersmarck. Odo D. Tauern war Ethnologe und beschäftigte sich mit den Völkern des fernen Ostens, Indonesiens und den dortigen Inseln Java, Bali und Seram (früher Ceram). In diese Gebiete führten ihn auch eine Forschungsreise, was zur damaligen Zeit mit hohem Aufwand und enormen Kosten verbunden war. Seine dort gefundenen Exponate stellte er dem damaligen Völkerkundemuseum in Freiburg im Breisgau zur Verfügung. Weitere Aktivitätsfelder lagen im Bereich des Films, was damals für einen Privatmann ebenfalls recht ungewohnt war. Er verunglückte 1926 bei einer Klettertour im Breisgau. Lebenslauf von Odo Deodatus Tauern 1885–19261901 eigenhändig von Odo D. Tauern geschrieben:
Odo D. Tauern studierte an der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin und an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau, an der er schließlich 1909 einen mathematisch-naturwissenschaftlichen Doktorgrad erlangte. Guido Graf Henckel Fürst von Donnersmarck unterstützte seinen Sohn finanziell großzügig und ließ es sich nicht nehmen ihm zu seinem Doktorexamen zu gratulieren. Der Fürst bot ihm eine Anstellung in einem seiner Betriebe an, doch Tauern bevorzugte das Extreme und die Freiheit. Seit seiner Kindheit liebte er den Sport über alles. Im Sommer war es die Kletterei, im Winter das Skifahren. Prägend für sein Leben war die Teilnahme an der Molukken-Expedition von 1910 bis 1911. Über diese Expedition schrieb er ein Buch. Wie Tauern zur Expedition dazustieß erfahren wir durch den teilnehmenden Zoologen Erwin Stresemann: „Bei Deninger [Expeditionsleiter] erschien Ende Dezember 1909 ein Privatassistent am dortigen [Freiburg im Breisgau] Physikalischen Institut, Dr. Odo Deodatus Tauern, und bewarb sich gleichfalls darum, an der Expedition teilnehmen zu dürfen. Er interessiere sich sehr für die Völkerkunde und sei sehr gerne bereit, die ethnologischen Aufgaben zu übernehmen. Obendrein sei er in technischen Dingen bewandert und würde sich daher wohl in vielerlei Hinsicht nützlich machen. Geld könne er auch aufbringen, denn er sei nahe verwandt mit dem Oberschlesischen Finanzmagnaten Fürst Guido von Henkel [sic!] Donnersmarck.“ (zitiert nach Haffer 1997, S. 862). Aus einem Brief des Expeditionsleiters Deninger vom 10. September 1911 an seine Eltern wird deutlich, dass Tauerns Teilnahme schließlich nicht ohne Probleme geblieben war: „Er [Tauern] ist in Misol, wir [Deninger, Stresemann] treffen nicht mehr mit ihm zusammen und sehen erst jetzt in vollem Maße, ein wie schlimmes Hindernis er für die Expedition und ihre Arbeit gewesen ist.“ (zitiert nach Haffer 1997, S. 897). Wenn Odo D. Tauern in Berlin weilte, besuchte er die Familie Berthold. Seit seiner Gymnasiumszeit ging er bei der Familie ein und aus. Ganz nebenbei wurde beschlossen, dass er die älteste Tochter der Familie heiraten sollte, doch ihm gefiel die jüngste viel besser. Und so heiratete er am 15. Juni 1914 Marie Sophie Berthold. Odo D. Tauern schrieb über seine Hochzeitsreise: „Als ich 1906 mit meinem Freund das herrliche Gebiet des Lyngenfjord bereiste, ahnte ich nicht, dass ich 8 Jahre später noch einmal mit demselben Zelte diese Gegenden auf meiner Hochzeitsreise besuchen würde. Man sollte zwar meinen, dass gerade der Lyngenfjord kein geeignetes Ziel für eine Hochzeitsreise ist, aber wer wünscht, mit seiner jungen Frau in der Einsamkeit zu weilen und ausserdem Bergsteiger und Naturfreund ist, wird in den einsamen Bergen des Lyngenfjords das finden, was er sucht. So kam es, dass meine Frau und ich beschlossen, unsere Flitterwochen dort oben zu verbringen. Es war Sommer 1914.“ Die junge Familie Tauern lebte in Freiburg im Breisgau mit ihren Kindern Luise, Heimo, Dankmar und Reiner. Der Feldberg im Schwarzwald war ihr zweiter Wohnsitz, da besaßen sie eine „Hütte“. Dazu schrieb Tauern: „Zwanzig Jahre sind es nun, dass ich Sommer und Winter durch die Berge des südlichen Schwarzwaldes streife. Sonntag für Sonntag bin ich hinaufgezogen, bei Sonne und Regen, Nebel und Schneesturm. Nie ist mir der Feldberg langweilig geworden, immer nur lieber und vertrauter. Kommt der Winter endlich mit heulendem Schneesturm, heissa, gibt as ein Leben dort oben. Da kann es blasen so viel es will, und das tut es wahrhaftig mehr als genug, fröhlich erkämpfen wir Skijünger unseren Weg gegen den beissenden Sturm und erfreuen uns an der ersten Abfahrt!“ Am 19. Dezember 1916 starb sein Vater Fürst Henckel von Donnersmarck in Berlin. Tauern erfuhr davon durch ein Telegramm, das ihm sein Halbbruder Guidotto ins Feldlager sendete. Tauern nahm bei der Beerdigung in Neudeck in Oberschlesien Abschied von seinem Vater. Tauern war ein sportbegeisterter Mann. Er war von 1913 bis 1920 und nochmals von 1924 bis zu seinem Tod 1926 der erste Vorsitzende des Akademischen Ski-Clubs Freiburg. Am 8. Mai 1920 gründete er, vom Film und von den Bergen gleichermaßen begeistert, zusammen mit Arnold Fanck, Bernhard Villinger und Rolf Bauer in Freiburg im Breisgau die Berg- und Sport-Film G.m.b.H. Diese Firma drehte die ersten Dokumentarfilme in der hochalpinen Gebirgswelt. Tauern schrieb das Drehbuch zu dem Film Das Wunder des Schneeschuhs, welcher damals der erste Film gewesen ist, in dem die Zeitlupe zum Einsatz kam. Odo D. Tauern verfasste mehrere Artikel über Sport, hielt Vorträge und war bemüht, den Sport in den Schulen und in der Freizeit Jugendlichen näherzubringen. Am 11. Juli 1926 starb Tauern bei der Ausübung einer seiner Lieblingsbeschäftigungen. Er wollte nur eine kleine Kletterdemo am Paulkefelsen (im Höllental im Schwarzwald) vorführen, dabei stürzte er so unglücklich, dass er kurz darauf im Spital in Freiburg starb. Er hinterließ seine junge Frau mit vier schulpflichtigen Kindern. Fragmente aus den Tagebüchern der „II. Freiburger Molukken-Expedition“, geschrieben von dem Ornithologen Erwin Stresemann, stehen bei Haffer 1997 (S. 858–906). Werke
Literatur
Weblinks
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