Wobesde war in älterer Zeit ein Rittergut.
Historische Namensformen sind Obesda (1281), Wobasdo (1294) oder auch Wobest. Der historischen Dorfform nach war das ehemalige Gutsdorf ein kleines Gassendorf. Schon 1281 wird es in einer Urkunde genannt, mit der Herzog Mestwin II. von Pommerellen dem Kloster Belbuck den Zehnten der villa Obesda überwies.
Wobesde war die Heimat der Familien Zarnow, Natzmer und Bandemer.[3] Nach dem Erlöschen des Geschlechts der Zarnow wurde Antonius von Natzmer mit Wobesde belehnt. Von dieser Familie ging das Gut 1780 auf den Major Jakob George von Bandemer über.
Um 1784 gab es in Wobesde ein Vorwerk, sieben Bauern, sechs Halbbauern, einen Schulmeister und innerhalb der Gemarkung eine Wassermühle – bei insgesamt 25 Feuerstellen. Im 19. Jahrhundert wechselte Wobesde häufig den Besitzer. Um 1820 ging es in den Besitz des Karl Graf von Schlieffen in Berlin über. Dieser verkaufte das Gut an den Grafen von Krockow, der es 1838 bereits wieder an den Oberamtmann Eugen Kutscher weiterveräußerste. Unter dessen Sohn Ernst entstand 1895 bis 1897 ein neues Wohnhaus. Nach dem Tode dessen Sohnes Erich ging der Besitz auf die Witwe Käte Kutscher geb. von Ehlert – als letzte Besitzerin auf Objazda – über.
Am 1. April 1927 hatte das Gut Wobesde eine Flächengröße von 1568 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 418 Einwohner.[4] Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Wobesde in die Landgemeinde Wobesde eingegliedert.[5]
Anfang der 1930er Jahre hatte die Landgemeinde Wobesde eine Flächengröße von 20,5 km². Innerhalb der Gemeindegrenzen standen insgesamt 87 bewohnte Wohnhäuser an sieben verschiedenen Wohnstätten:[6]
Im Jahre 1910 zählte Wobesde 771 Einwohner. Ihre Zahl betrug 1933 noch 745 und stieg bis 1939 auf 991.
Der Handel und das Handwerk in Wobesde waren vor 1945 umfangreich.[7] Hier sind zu nennen: die Gambiner Viehverwertungsgenossenschaft mit Sitz in Wobesde, der Bäcker O. Lemm,
die Fleischer Karl Hopp und Ernst Ness, der Gasthof Carl Pawelke, die Gemischtwarenhandlungen Wilhelm Leck, Meta Radtke und Paul Rennhak, der Kartoffelflockentrocknungsbetrieb der Witwe Kutscher, die Mühlen
Hch. Damaschke und Witwe Lietzke, das Dampfsägewerk Wilhelm Milczewski, die Schmieden Krause und Carl Marz, der Schneider Hermann Milz, der Schuhmacher W. Döring, die Stellmacher Wilhelm Habbeck, Willy Kottwitz und E. Schulz und die Tischler K. Klück, Erich Scheunemann und Walter Scheunemann.
Am 8. März 1945 wurde Wobesde von sowjetischen Truppen besetzt. Weil der Ort im sowjetischen Sperrbezirk an der Ostsee lag, mussten die Bewohner für drei Wochen das Dorf verlassen und in der Umgebung Unterkunft suchen. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde die Region zusammen mit ganz Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Im August 1945 kamen polnische Milizsoldaten in das und quartierten polnische Familien in die Häuser und Wohnungen ein. Wobesde wurde unter der polonisierten Ortsbezeichnung ‚Objazda‘ verwaltet. Im August 1947 wurden die Wobesder von der polnischen Administration aus ihrem Heimatort vertrieben.
Die Dorfkirche steht auf einer kleinen Anhöhe. Es handelt sich um ein schlichtes Fachwerkgebäude, dessen Mauern allerdings massiv ergänzt worden sind. Auf dem Dach ist ein achteckiger Dachreiter mit Haube und Wetterfahne angebracht. Letztere trug vor 1945 die Jahreszahl 1606.
Das bisher evangelische Gotteshaus wurde 1945 von der polnischen Administration zugunsten der polnischen katholischen Kirche zwangsenteignet und vom polnischen katholischen Klerus ‚neu geweiht‘.
Im Jahre 1921 wurde die Verlegung des Pfarrsitzes von Rowe nach Wobesde diskutiert, da Wobesde zentraler lag und außerdem Sitz des Amts- und Standesamtsbezirks war. Obwohl diese Verlegung kirchenamtlich angeordnet wurde, scheiterte das Vorhaben in Ermangelung eines Pfarrhauses, dessen Bau wegen hoher Kosten immer wieder verschoben wurde.
Weltanschauungsgruppen bis 1945
Zur geschichtlichen Entwicklung von Wobesde gehört die starke Ausbreitung einer Sekte um die Wende zum 20. Jahrhundert. Ihre zentrale Figur war der „Prophet“ Toberer, der aus der Schweiz kam. Viele Wobeser wandten sich dieser religiösen Gruppierung zu, die jedoch nicht dauerhaft Fuß fassen konnte.
Nur zwei Jahrzehnte später kamen die Lehrgedanken der Mormonen in das Dorf, die auch wieder eine rasche Ausbreitung fanden. Auch diese Gruppierung konnte nicht dauerhaft Fuß fassen. Aber immerhin gab es 1925 neben acht Bewohnern katholischer Konfession in Wobesde sechzehn Angehörige der anderen Gruppierungen.
Polnisches Kirchspiel seit 1945
Die seit 1945 und Vertreibung der einheimischen Dorfbewohner anwesende polnische Einwohnerschaft ist überwiegend katholisch.
Über die Gründung einer Schule in Wobesde gibt es keine Unterlagen. Aber bereits 1707 wird der Küster Paul Kotz als Pate genannt, woraus auf ihn als Lehrer im Ort zu schließen ist. Um 1784 wird ein Schulmeister genannt.
Ein zweites Schulhaus wird in Wobesde bereits 1786 gebaut, 1852 wurde ein Neubau erforderlich. In seiner alten Form blieb er bis 1931 erhalten. Dann entstand ein neues Schulgebäude, in dem 1932 zwei Lehrer in drei Klassen 119 Schulkinder unterrichteten.
Einer der bekanntesten Lehrer in Wobesde war Theodor Scharnofske, der über 35 Jahre lang die Schule geleitet hat und im Jahre 1930 verstarb. 1924 wurde Paul Scharnofske Lehrer, 1928 folgte ihm Karl Maske.
Der Ort liegt an einer Nebenstraße, die den Verkehr von Stolpmünde und auch von der Kreisstadt Stolp kommend weiter bis in das OstseedorfRowy führt.
Ein direkter Bahnanschluss besteht seit 1945 nicht mehr. Bis dahin hatte das Dorf zwei Bahnstationen (Wobesde und Wobesde Gut, polnisch: Objazda Majątek) an der Bahnstrecke Stolpmünde-Gabel-Stolp der Stolper Bahnen. Der nächste Bahnhof ist heute der im 15 Kilometer entfernten Stolpmünde an der Bahnstrecke Piła–Ustka (Schneidemühl-Stolpmünde) der Polnischen Staatsbahn.
Literatur
Wobesde, Dorf und Rittergut, Kreis Stolp, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Wobesde (meyersgaz.org).
Ludwig Böttger: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungs-Bezirks Köslin, Band 2, Heft 1: Kreis Stolp, Saunier, Stettin 1894, S. 108 (Google Books).
Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 164–165 (Google Books).
P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Band 2: Provinz Pommern, 2. Auflage, Nicolai (Stricker), Berlin 1884, S. 96–97 (Google Books).
Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 1017, Ziffer 158 (Google Books).
↑Im Jahr 1867 gab es unter den Einwohnern des Kreises Stolp noch 188 Kaschuben in einigen Dörfern in der Nähe der Küstenseen und im Südosten (Groß Rakitt); vergleiche Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 127–128, Ziffer 4 (Google Books).
↑Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 1017, Nr. 158.
↑Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 401 (Google Books).