Oberon-Klasse
Die Oberon-Klasse ist eine Klasse britischer diesel-elektrischer U-Boote. 13 Boote wurden für die Royal Navy gebaut, 14 weitere Boote wurden nach Kanada (3 Einheiten, 1965–1968),[1] Australien (6 Einheiten, 1967–1978), Brasilien (3 Einheiten, 1973–1977) und Chile (2 Einheiten, 1976) exportiert. GeschichteDie Oberon-Klasse wurde Ende der 1950er Jahre entworfen. Sie war eine modifizierte Porpoise-Klasse und damit inspiriert vom deutschen Typ XXI. Die Oberons gelten als die besten U-Boote ihrer Zeit – insbesondere sollen sie erstaunlich leise sein –, weshalb sie noch im 21. Jahrhundert im Einsatz sind. Als Beweis ihrer Leistungsfähigkeit gilt die „Versenkung“ des amerikanischen Flugzeugträgers Enterprise während einer Übung durch ein australisches Unterseeboot. Die britischen Einheiten wurden zwischen 1960 und 1967 in Dienst gestellt. Mitte der 1980er Jahre wurden neun der Boote auf eine neue Sonaranlage (Type 2051) umgerüstet, was nötig war, da sich der Bau der Upholder-Klasse verzögerte. Diese neun Einheiten sind durch eine große „Blase“ zu identifizieren, in der sich der große Sonodom verbirgt. 1982 nahm HMS Onyx am Falklandkrieg teil, wo sie Mitglieder des Special Boat Services anlandete. Heute sind alle gebauten Einheiten außer Dienst gestellt worden, die letzten Boote der Royal Navy im Jahre 1993. Die Onyx war bis zur Verschrottung 2014[2] ein Museumsschiff in Birkenhead, Merseyside, HMS Ocelot ist Teil eines Museums in Chatham. Die australische HMAS Ovens dient als Museumsschiff in Fremantle, außerdem liegt die HMS Otus als Museumsschiff in Sassnitz und kann besucht werden. Die Otus wurde nicht mit der Sonaranlage Type 2051 nachgerüstet und ist damit äußerlich im Originalzustand. Die kanadische HMCS Onondaga ist seit Juni 2009 als Museumsschiff in Rimouski, Québec, zu besichtigen.[3] Die drei anderen verbleibenden kanadischen U-Boote, die Ojibwa, die Okanagan und die als Trainingsschiff genutzte Olympus, liegen an einer Pier in Dartmouth im Hafen von Halifax.[4][5] Die chilenische O’Brien wurde am 31. Dezember 2001 außer Dienst gestellt und liegt heute als Museumsschiff in Valdivia, Chile.[6] Einheiten & VerbleibEntwickelt wurde die Oberon-Klasse für die britische Royal Navy, die mit 13 Einheiten auch der größte Nutzer dieser U-Boot-Klasse war. Sie war eine organische Weiterentwicklung der Porpoise-Klasse, da man aus Budget-Gründen (Konkurrenz zum Atom-Uboot-Programm) keine teure Neuentwicklung wollte. Allerdings flossen eine Reihe von Optimierungen (z. B. gute Geräuschdämmung) soweit es im Rahmen dieses Entwurfs möglich war, ein. Die Boote ersetzten bei der Royal Navy, wenn auch in deutlich geringerer Zahl, die letzten U-Boote aus dem Zweiten Weltkrieg. Somit bildeten sie über Jahrzehnte das Rückgrat der konventionellen britischen U-Bootflotte und entlasteten die wenigen, teuren Atom-U-Boote (z. B. bei Ausbildungsaufgaben). Die Boote wurden durch Budget-Kürzungen und die Konzentration auf nuklear angetriebene Boote bis Mitte der 1990er Jahre außer Dienst gestellt. Der Oberon-Klasse folgte in der Royal Navy in geringer Stückzahl und für kurze Zeit die Upholder-Klasse nach, die dann auch über eine entsprechend moderne Hüllenform und aus den Atom-U-Booten übernommene Verbesserungen verfügte.
Mit dem Abzug des britischen 6. Uboot-Geschwaders (Royal Navy) aus Halifax Ende der 1950er, benötigte die königliche kanadische Marine (Royal Canadian Navy) eigene U-Boote zur Erfüllung der Aufgaben, die bisher von den Briten bereitgestellt wurden (u. a. U-Jagd-Ausbildung von Überwassereinheiten). Aus Kostengründen fiel die Entscheidung zur Beteiligung am britischen Oberon-Bauprogramm und damit der Verzicht auf moderne Konstruktionen wie z. B. die amerikanische Barbel-Klasse. Auch die Briten waren ihrerseits an einer Beteiligung Kanadas interessiert, um die Kosten pro Einheit ihres Bauprogramms senken zu können, weshalb auch bereits in Bau befindliche britische Boote Kanada zum Kauf angeboten wurden. Zum Training für den Wiederaufbau der kanadischen U-Boot-Komponente wurde 1961 die USS Burrfish (SS-312) von den USA erworben und als HMCS Grilse (SS 71) in Dienst gestellt. Bei der kanadischen Version der Oberon-Klasse, auch als Ojibwa-Klasse bezeichnet, wurden möglichst viele Komponenten durch Geräte aus kanadischer Produktion ersetzt sowie eine verbesserte Klimaanlage und effektivere Schnorchelenteiser eingebaut. Auch verwendeten die kanadischen Boote ausschließlich amerikanische Torpedos (zunächst Mark 37, später Mark 48). Die Boote wurden, wie ihre Schwesterboote in der britischen Royal Navy, durch die vier Einheiten der Upholder-Klasse ersetzt, nachdem Großbritannien diese nach kurzer Zeit außer Dienst gestellt hatte. Zwei der drei kanadischen Oberon-Klasse-Einheiten sind als Museumsschiffe erhalten geblieben.
Auch die königliche australische Marine (Royal Australian Navy) hatte bezüglich der U-Boot-Komponente auf britische Verbände (4. Uboot-Geschwader, Royal Navy) zurückgegriffen und seit den 1930ern keine eigenen U-Boote unterhalten. Mit Zulauf der ersten australischen Einheiten der Oberon-Klasse wurde das 4. britische Uboot-Geschwader in Sydney am 10. Januar 1969 aufgelöst. Die australischen U-Boote der Oberon-Klasse (auch Oxley-Klasse) unterschieden sich von den britischen Originalen durch eine andere Elektronikausrüstung (RADAR, SONAR), hauptsächlich aus amerikanischer Produktion. So besaßen sie ein Sperry BQG-4 Micropuffs Passivsonar, mit der Möglichkeit passiv Entfernungen zu bestimmen und ein Krupp-CSU3-41-Aktivsonar. Außerdem wurden amerikanische Mark-48-Torpedos verwendet. Bei allen sechs Einheiten wurden die beiden Hecktorpedorohre kurze Zeit nach der Indienststellung dichtgesetzt, sodass die Boote nur noch über die sechs Bugtorpedorohre verfügten. Dafür verfügten die Boote über einen leicht größeren Torpedovorrat gegenüber den britischen Einheiten (22 statt 20 Stück). Die Boote wurden später modernisiert, um den amerikanischen Seezielflugkörper UGM-84 Harpoon verschießen zu können. Wie Kanada wählte Australien ausschließlich mit „O“ beginnende Namen für seine Einheiten der Oberon-Klasse, sodass gemäß britischer Tradition, zumindest alle Einheiten der Klasse, die Commonwealth-Nationen gehörten, Namen mit demselben Anfangsbuchstaben besaßen. Die Boote der Oxley-Klasse wurden eins zu eins durch die nach schwedischem Entwurf in Australien gebaute Collins-Klasse ersetzt.
Die brasilianische Marine (Marinha do Brasil) war der erste Nutzer der Oberon-Klasse außerhalb der britischen Einflusssphäre des Commonwealth. Die Einheiten ersetzten gebrauchte amerikanische U-Boote aus dem Zweiten Weltkrieg (Gato- und Balao-Klasse), die bis dahin das Rückgrat der U-Bootwaffe Brasiliens bildeten. Nach der ersten brasilianischen Einheit werden die Boote auch als Humaitá-Klasse bezeichnet. Von ihren britischen Schwesterschiffen unterschieden sich die Boote durch ein Vickers-Feuerleitsystem. Sie wurden später modernisiert, um den moderneren Mod 1 Tigerfish-Torpedo verschießen zu können. Ihnen folgten in den 1990er Jahren die Tupi- und Tikuna-Klasse (Varianten der deutschen U-Boot-Klasse 209) nach. Die Riachuelo ist in Rio de Janeiro als Museum erhalten.
Als letzte Nation beschaffte Chile U-Boote der Oberon-Klasse für seine Marine (Armada de Chile). Die Einheiten ersetzten, wie auch in Brasilien, gebrauchte Einheiten der amerikanischen Balao-Klasse aus dem Zweiten Weltkrieg. Die chilenischen Boote der Oberon-Klasse werden auch als O’Brien-Klasse bezeichnet. Abweichend von den britischen Einheiten bestand die Bewaffnung aus dem deutschen Torpedotyp SUT. Die Boote wurden Ende der 1980er Jahre durch zwei Einheiten der Thompson-Klasse (deutsche Uboot-Klasse 209/1300) ergänzt und schließlich Anfang der 2000er durch zwei Einheiten der O’Higgins-Klasse (französische Scorpène-Klasse) ersetzt. Die O’Brien ist als Museum in Valdivia erhalten.
Siehe auchWeblinksCommons: Oberon-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Fußnoten
|
Portal di Ensiklopedia Dunia