OberleitungsmastEin Oberleitungsmast oder Fahrleitungsmast ist ein Mast als Stützpunkt der Oberleitung von elektrifizierten Bahnen oder Oberleitungsbusstrecken. In Deutschland beträgt der Maximalabstand bei Kettenwerksfahrleitungen zwischen zwei Stützpunkten 80, der Regelabstand auf Schnellfahrstrecken 60 Meter. MastartenJe nach Verwendungszweck werden folgenden Mastenarten unterschieden:[1][2]
Abhängig von der Mastenart wirken unterschiedliche Kräfte und Belastungen auf die Masten, die bei der Auslegung berücksichtigt werden müssen.[1] Abspannmasten müssen zusätzlich Kräfte in Längsrichtung aufnehmen können, deswegen werden dafür Winkelmasten oder Schleuderbetonmasten mit vergrößertem Durchmesser verwendet. Müssen Flachmasten als Abspannmasten genutzt werden, beispielsweise für die Überspannung von Bauweichenverbindungen, dann werden sie, vergleichbar mit Fahrleitungsfestpunkten, zusätzlich mit Ankerseilen versteift. BauartenOberleitungsmasten können aus verschiedenen Werkstoffen wie Holz, Stahlbeton oder Stahl gefertigt sein. Heute werden Oberleitungsmasten überwiegend aus Stahl oder Stahlbeton gefertigt. HolzmastenVor allem in der Vergangenheit stellten Holzmasten eine kostengünstige Alternative zu anderen Mastbauarten dar. Sie müssen jedoch aufgrund von Witterungseinflüssen, Fäulnis und Insektenbefall häufiger ausgetauscht werden. Ein besonderer Vorteil von Holzmasten ist deren natürliches Isolationsvermögen, das jedoch bei Nässe und Fäulnis abnimmt. Als Rohstoff für Holzmasten werden verschiedene Holzarten verwendet:[3] Zur Verlängerung der Lebensdauer werden die Holzmasten imprägniert, siehe auch Imprägniermittel im Artikel Bahnschwellen. Oberleitungsmasten aus Holz werden in Deutschland nicht mehr verwendet, beispielsweise in Norwegen sind sie jedoch noch weit verbreitet. Ebenso sind sie bei der Südtiroler Rittner Bahn Standard. BetonmastenBetonmasten werden heute als vorgespannte Schleuderbetonmasten oder als Rüttelbetonmasten ausgeführt. Schleuderbetonmasten haben einen runden Querschnitt, laufen konisch zu und sind innen hohl. Sie werden in einer um die Längsachse drehbaren Form hergestellt. Die Bewehrung wird bereits vor dem Schleudervorgang vorgespannt. Nach dem Aushärten des Betons erzeugt die Belastung der Spannstähle eine Druckspannung im Beton, siehe auch Spannbeton. Im Gegensatz dazu werden Rüttelbetonmasten mit schlaffer Bewehrung hergestellt. Diese wird in eine rechteckige Schalung eingelegt, die anschließend mit Beton ausgegossen wird. Der Beton wird mit Hilfe von Außenrüttlern verdichtet. Die Rüttelbetonmasten sind im Vergleich zu Schleuderbetonmasten deutlich schwerer, da sie eine geringere Betonfestigkeit aufweisen und als Vollquerschnitt ausgeführt werden.[1] In Deutschland werden bei Neuelektrifizierungen sowie beim Ersatz abgängiger Oberleitungsmasten mehrheitlich Stahlbetonmasten aus Schleuderbeton verwendet. In Österreich sind Rüttelbetonmasten die übliche Bauform[1], diese konnten sich aber in Deutschland nicht durchsetzen. In mehreren Bahnhöfen der Bahnstrecke Halle–Cottbus sind sie jedoch noch in Betrieb.
StahlmastenStahlmasten werden als folgende Bauformen ausgeführt:[1][4]
Für die Stahlmasten sind geeignete Korrosionsschutzmaßnahmen zu treffen. Hierzu wird eine Feuerverzinkung und ein entsprechender Schutzanstrich empfohlen.[4] Die meisten Oberleitungsmasten der Deutschen Bahn AG sind Stahlmasten. Fallweise werden auch neue Stahlmasten errichtet. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn Sonderbauformen erforderlich sind (z. B. auf Brücken oder in Bahnhöfen) oder wenn der Streckenabschnitt in einem unübersichtlichen Bogen liegt. Letzteres hängt damit zusammen, dass Stahlmasten als Gittermasten gestaltet werden können, was insbesondere bei der Aufstellung von Masten auf der Innenseite eines Gleisbogens dem Triebfahrzeugführer eine bessere Sicht auf die Strecke ermöglicht als die relativ dicken Schleuderbetonmasten. In vielen Ländern, beispielsweise in Tschechien, der Slowakei und Italien, sind auch Rohrmasten üblich. Turmmasten für Quertragwerke oder mehrgleisige Ausleger sind üblicherweise Winkelmasten aus Stahl.
Sonstige WerkstoffeAls erstes deutsches Eisenbahninfrastrukturunternehmen setzt die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft seit August 2018 Oberleitungsmasten aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) ein, die im Bereich der Wendeschleife Ettlingen stehen. Bereits seit 2013 kommen diese bei der belgischen Kusttram zum Einsatz.[5] GründungUnter der Gründung eines Oberleitungsmasten versteht man die konstruktive Ausführung des Übergangs zwischen Mast und Boden. Es werden verschiedene Gründungsarten unterschieden, die von den folgenden Merkmalen abhängen:[6][7][8]
Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen Mastform und Gründung, so dass bei der Auswahl der Masten die Gründungsmöglichkeiten berücksichtigt werden müssen.[6] Folgende Gründungsarten werden heute eingesetzt:[1][4][8]
In Deutschland werden nach Möglichkeit heute Rammgründungen genutzt.[8] Hinsichtlich der Verbindung eines Mastes mit der Gründung unterscheidet man zwischen[8]
Die älteste Form der Gründung, sowohl bei Beton- als auch Stahlmasten, waren Einsetzmasten mit Flachgründungen in Ortsbetonbauweise. Die Masten wurden in vorher ausgehobene Baugruben eingesetzt, darauf verfüllte man diese mit Beton. Der Vorteil ist eine einfache Konstruktion, doch ist es kaum möglich, einen beschädigten Mast am selben Ort zu ersetzen. Außerdem müssen die Baugruben wegen der nötigen Tiefe mit Verbau gesichert werden. Der Aushub war häufig nur manuell möglich und während des Abbindens des Betons mussten die Masten abgestützt werden. Zur Vereinfachung entstanden später Aufsetzmasten. Ihr unteres Ende ist ein Flansch, der mit Stehbolzen im Fundament verschraubt wird. Bei diesen ist es möglich, die Fundamente vorher zu betonieren. Insbesondere für nicht in Längsrichtung belastete Stützpunkte ist auch der Einbau von Fertigteilfundamenten möglich. Schleuderbetonmasten wurden in vorher verlegte Betonhülsen eingesetzt, verkeilt und ebenfalls einbetoniert. Für Stahlaufsetzmaste werden die Rammpfähle mit einem aufbetonierten Mastkopf versehen, Rammpfähle für Schleuderbetonmasten besitzen auf der Oberseite ein aufgeschweißtes Rohr. Auf dieses wird der Mast aufgesetzt, der Zwischenraum wird mit Mörtel verfüllt. Die Rammgründung verringert den Tiefbauaufwand drastisch. QuertrageinrichtungenUm das Kettenwerk zu tragen, die seitliche Lage der Fahrdrähte zum Gleis zu fixieren und die Kräfte des Kettenwerks auf die Maste einzuleiten werden Quertrageinrichtungen eingesetzt. Es wird zwischen den folgenden Quertrageinrichtungen unterschieden:[9]
Bei modernen Oberleitungsmasten trägt ein abgespannter oder abgestützter Rohrschwenkausleger das Tragseil des Kettenwerkes, ein daran direkt oder über ein Stützrohr angelenkter Seitenhalter führt den Fahrdraht im notwendigen Zickzack. Früher waren auch andere Bauarten üblich, beispielsweise starre Ausleger, zusätzlich gibt es aufgrund der separaten Entwicklung in vielen Ländern eigene Bauarten. SonstigesFür einen sauberen Stromabnehmerlauf muss der Fahrdraht sauber abgespannt werden. Üblich sind Gewichtsnachspannungen, beispielsweise in Spanien und Frankreich bestehen jedoch noch lange Streckenabschnitte mit fest abgespannter Fahrleitung. Oberleitungsmasten können neben der Oberleitung weitere Leitungen tragen. Gelegentlich tragen sie auf Traversen oberhalb der Leiterseile Speiseleitungen zu entfernteren, separat zu speisenden Oberleitungsabschnitten. Es gibt auch Oberleitungsmasten, auf deren Spitze eine Traverse für eine Bahnstromleitung angebracht ist. Aus statischen Gründen wird hierbei entweder nur ein Stromkreis auf den Mast verlegt (bei zweigleisigen Strecken besitzt jeder Oberleitungsmast eine Traverse für eine Bahnstromleitung) oder die Bahnstromleitung wird in Zweiebenenanordnung auf den Traversen aufgehängt, wobei jeder Stromkreis eine Masthälfte beansprucht. Die Verbindungen zwischen den Unterzentralen und abgesetzten Rechnern von elektronischen Stellwerken und zwischen den Unterzentralen wird in der Regel durch Lichtwellenleiterkabel hergestellt. Aus Gründen der Ausfallsicherheit werden zwei Kabel in räumlich getrennter Lage verlegt. Vielfach wird ein Strang im Kabeltrogkanal und der andere auf Traversen auf der Außenseite der Fahrleitungsmasten geführt. WeblinksCommons: Oberleitungsmast – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien Wiktionary: Oberleitungsmast – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Literatur
Einzelnachweise
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