Nun freut euch, lieben Christen g’meinNun freut euch, lieben Christen g’mein ist ein geistliches Lied, dessen Text und Melodie Martin Luther 1523 schrieb. Es gilt als eine seiner ersten und theologisch wichtigsten Dichtungen und gehört bis heute zum Kernbestand deutschsprachiger evangelischer Gesangbücher (EG 341; Hauptlied am Reformationstag[1]). EntstehungZu seinem ersten Lied Ein neues Lied wir heben an war Luther durch das Martyrium der beiden zur Reformation übergetretenen Augustinermönche Hendrik Vos und Johannes van Esschen angeregt worden. Beide waren am 1. Juli 1523 in Brüssel auf dem Scheiterhaufen hingerichtet worden. Luthers Lied ist ein balladenartiges Erzähllied und war nicht für Kirche und Gottesdienst, sondern für Markt und Straße bestimmt. In der hymnologischen Forschung gilt als gesichert, dass Nun freut euch, lieben Christen g’mein dem Märtyrerlied unmittelbar folgte. Wie dieses ist es ein Erzähllied ohne literarische Vorlage, jetzt mit Bezug auf die überzeitlich-zeitliche Erlösungstat Gottes, und wie dieses ist es zunächst kein Kirchenlied, sondern ein reformatorisches Volkslied, das von Händlern, Handwerkern und Mägden gesungen wurde und großen Anteil an der Ausbreitung des reformatorischen Gedankenguts hatte.[2] Im Achtliederbuch von 1524 steht es an erster Stelle – von Luthers Hand sind darin außerdem nur drei Psalmennachdichtungen enthalten –, im Erfurter Enchiridion, noch im selben Jahr erschienen, an zweiter Stelle von 26 Liedern. FormLuther dichtete die zehn Strophen in der damals vor allem in der Liebeslyrik gern verwendeten siebenzeiligen jambischen Barform, später eine der meistverwendeten Strophenformen des protestantischen Kirchenlieds und daher auch Lutherstrophe genannt. Heute gebräuchlicher Text1.[3] Nun freut euch, lieben Christen g’mein, Inhalt und DeutungenHandelnde Personen der Erzählung sind „Ich“, der Teufel, Gott der Vater, Gott der Sohn und der Heilige Geist. Dabei wurde das lyrische Ich lange mit Luther selbst und das Lied über weite Strecken als religiöse Autobiografie verstanden. So heißt es in der Weimarer Werkausgabe:
Diese Auffassung wird jedoch von neueren Interpreten durchweg abgelehnt. Persönliche Erfahrung bringt Luther vielmehr in den allgemein christlichen Grundvorgang der Erlösung ein, den Paulus ganz analog in Römer 7 EU und Römer 8 EU beschreibt; auch das Tod und Teufel verfallene Ich in Römer 7 ist nicht Paulus als Individuum, sondern der Mensch, der das Gesetz Gottes vollständig erfüllen soll und darüber mit sich selbst zerfällt.[5] Darum verkündet die erste Strophe als Prolog den Zuhörern der Erzählung, dass die „Wundertat“ an „uns“ geschehen sei. Den Heilsbeschluss Gottes und das Erlösungshandeln Jesu, sein stellvertretendes Sterben, seine Auferstehung und die Sendung des Geistes als Tröster bringt Luther in wörtlicher Rede zur Sprache – ein Mittel, das dem Lied einen großen Teil seiner Direktheit verleiht. Der Schluss mit der Warnung vor „Menschensatzungen“ formuliert ein spezifisch reformatorisches Anliegen. MelodienDie bis heute gesungene lebhafte Es ist das Heil uns kommen her (EG 342) verbunden blieb. Johann Walter komponierte für sein vierstimmiges Geistliches Gesangbüchlein (1524) eine eigene Melodie zu Nun freut euch, die nie Gemeindegesang wurde.[6] Eine weitere, ruhigere schuf Luther selbst für Nun freut euch; sie erschien zuerst im Klugschen Gesangbuch (2. Auflage von 1533; 1. Auflage von 1529 verloren)[7] und liegt den meisten barocken Bearbeitungen des Liedes zugrunde.[8] Diese Melodie blieb zu anderen Texten gebräuchlich (Es ist gewisslich an der Zeit; Ich steh an deiner Krippen hier); mit Luthers freudigem Erlösungslied ist für heutige Sänger untrennbar seine erste Melodie verbunden. mit ihren Achtelauftakten und Quartsprüngen schuf Luther wohl zeitnah mit dem Text. Sie ist dem Lied im Erstdruck, dem Achtliederbuch, beigegeben. Im Erfurter Enchiridion ist stattdessen die Melodie eines mittelalterlichen Osterlieds genannt (Freut euch, ihr Frauen und ihr Mann, dass Christ ist auferstanden, um 1390), die mit2015 komponierte Michael Penkuhn-Wasserthal im Rahmen eines Liedwettbewerbs der Evangelischen Kirche in Deutschland und des Deutschen Evangelischen Kirchentags eine moderne Melodie zu Nun freut euch, lieben Christen g’mein, die im Liederbuch freiTöne des Deutschen Evangelischen Kirchentags 2017 enthalten ist.[9][10] ÜbersetzungenIns Dänische übersetzt, „Nu fryder eder alle Christne mænd...“ im dänischen Gesangbuch Rostock 1529 [1528], übernommen in das dänische Gesangbuch von Ludwig Dietz, Salmebog, 1536, Nr. 5, und in anderer Übersetzung unter „neue Psalmen“ Nr. 21 („Ver glad oc fro all Christenhed…“); im dänischen Gesangbuch von Hans Tausen, En Ny Psalmebog, 1553. In neuerer Zeit bearbeitet als „Nu fryde sig hver kristen mand og springe højt af glæde...“ 1837, 1862 und 1888, übernommen in das dänische Kirchengesangbuch Den Danske Salmebog, Kopenhagen 1953, Nr. 435, und ebenso in Den Danske Salme Bog, Kopenhagen 1993, Nr. 435 (in der Bearbeitung von Nikolai Frederik Severin Grundtvig, 1837 und 1845). Im aktuellen dänischen Gesangbuch Den Danske Salmebog, Kopenhagen 2002, Nr. 487. Im Gesangbuch der dänischen Heimvolkshochschule Højskolesangbogen, 18. Ausgabe, Kopenhagen 2006, Nr. 37 (übersetzt von Claus Mortensen 1528, bearbeitet von Grundtvig 1837, von Frederik Ludvig Mynster [1811 – 1885], 1862, und von Carl Joakim Brandt [1817 – 1889; Pfarrer in Kopenhagen], 1888; mit der Melodie nach Johann Walter 1524).[11] Literatur
WeblinksCommons: Nun freut euch, lieben Christen g’mein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Nu frewt euch lieben Christen gmeyn – Quellen und Volltexte
Einzelnachweise
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