Ein Tief bei den Britischen Inseln[3] hatte einen Trog Richtung Italien gesteuert. Die Wetterlage führte im Nordstau der Alpen zu heftigem Niederschlag, der auch auf den Alpenhauptkamm überschlug.[4]
Dieser ging mit 3. November in den höheren Lagen der Zentralalpen in Schnee über.[5] Am 4. November setzte Föhn ein, mit Schneeschmelze bis in Höhenlagen von 2500 m Seehöhe.[5] In der Nacht des 4. November kam heftiger Sturm auf, der von gewittrigen Entladungen (Wintergewitter) begleitet war.[5] Dieser Föhnsturm erreichte im Osten der Alpen und Höhenlagen Orkanstärken und hielt intensiv bis 7. November – das Tief war vor die portugiesische Küste gezogen – und mit überhöhten Temperaturen bis 11. November an.[3]
In Lienz fielen innerhalb von 24 Stunden 232 l/m² (mm),[6]
im Raum Flattach an die 190 l/m²,[10]
in Rauris an der Alpennordseite wurde die bisher maximale 24-stündige Tagesniederschlagssumme mit 94 l/m² verzeichnet.[11]
In Reisach im Gailtal betrug die 2-Tages-Summe (3./4.) 298 l/m², in Lienz 258 l/m², was dort gut ein Viertel der Gesamt-Jahresdurchschnittsmenge ist.[12][13]
Im Möllgebiet gab es umfangreiche Schäden durch Vermurung, ebenso in Kärnten.[14]
Am 4. November kam es auch in der Stadt Salzburg zu Überflutungen.[11] Die größten bisher bekannten Durchflussmengen traten am 4. November an der Lieser (Gmünd 190 m³/s), dem Weißenbach (Gassen 69 m³/s), der Gail (Mauthen 500 m³/s, Rattendorf 850 m³/s, Nötsch 700 m³/s, Federaun 850 m³/s) und Gailitz (Thörl 370 m³/s) auf.[15]
Schon am 5. November wurden aber durch Föhn am Sonnblick-Observatorium 90 km/h, Spitzenböen bis 120 km/h,[3] und in Salzburg Lufttemperaturen bis +21° gemessen.[3]
Diese Niederschläge werden mit einer Jährlichkeit von um die 100 bewertet.[2]
Ostösterreich
Hier führten orkanartige Stürme 3. und 4. November im ganzen südlichen Niederösterreich und der Obersteiermark zu verheerenden Windwürfen, vor allem in der Umgebung von Mariazell und im Salzatal.
In Wien stiegen die Temperaturen bis 5. November auf +15°.[3]
Insgesamt schätzt man das Sturmholz auf über 600.000 fm,[16] und den Gesamtschaden – durch die vorausgegangene Schneeschmelze und die im aufgeweichten Boden instabilen Bäume, wie durch anschließenden Borkenkäferschaden – auf über 1,3 Mio. fm.[17][16]
In der Steiermark waren es 1967 in Summe 1,17 Mio. fm,[18]
im Bezirk Scheibbs waren 160.000 Festmeter Windholz gefallen,[19]
Das reicht zwar nicht an die österreichweiten Ereignisse Paula/Emma 2008, Vivian/Wiebke 1990, Kyrill 2007 und Capella 1976 und den Föhn 2002 heran,[17] gehört aber lokal zu den schwersten Waldschäden der zweiten Republik.
Nachwirkungen
Wichtigste Nachwirkung war die Schaffung des Katastrophenfonds (Katastrophenfondsgesetz 1966).[13]
Auch gilt dieses Unwetter als Wendepunkt der österreichischen Forstarbeit in Richtung Technisierung, was den Bau von Forststraßen und den Einsatz von modernen
Forstschleppern betrifft, so erwarben die Bundesforste 1967 26 schwedische Knickschlepper mit Seilwinden. Die Forstunfälle – die Forstverwaltungen Gußwerk, Wegscheid und Wildalpen etwa hatten zur Schadholzaufarbeitung das Vierfache des normalen Arbeiterstands – konnte so im Vergleich zu Vorereignissen gering gehalten werden.[16] Auch die EDV hielt nach 1966 Einzug in das Forstwesen.[16]
Literatur
A. Kravogel, E. Wurzer: Die Hochwasserschäden 1966 in den Katastrophengebieten. In: Österr. Wasserwirtschaft. 19/3–4, 1967, S. 41–45.
Karl Leitner (Gastschriftleitung): Allgemeine Forstzeitung. 1968, Folge 7 (Sonderheft zur Bewältigung des Großschadens 1966/67).
C.F. Peturnig (Gesamtred.) et al.: Hochwasser in Kärnten. Sonderausgabe der Kärntner Landeszeitung. Klagenfurt 1969 (interpraevent.at PDF, nur bei Anmeldung) – zu den Ereignissen 1965 und 1966.
H. Schreiber, H. Zettl: Hydrographische Charakteristik der Hochwasserkatastrophen im August und November 1966 in Österreich. Werk o.A. 19/3–4, 1967, S. 46–55.
H. Tröschl: Die neuerlichen Niederschlags- und Hochwasserkatastrophe im österreichischen Südalpengebiet vom 3. bis 5. September 1966. In: Wetter und Leben. Nr. 19, 1, 1967.
Hans Troschl: Die Hochwasserwetterlagen 1965 und 1966, Interprävent Tagungsbericht, 1967, S. 18–24 (PDF auf interpraevent.at, nur bei Anmeldung).
Einzelnachweise
↑ abIngeborg Auer, Reinhard Böhm, Eva Korus (Zamg), Herwig Proske (Joanneum Research): Extremereignisse in den Gemeinden Flattach und Rauris. Zielvereinbarung 18 für den 2. Zwischenbericht. ZV 18. Wien/Graz Juli 2007 (zamg.ac.at [PDF]). Anita Jurković, Ingeborg Auer, Reinhard Böhm: Extremereignisse – Auswertung täglicher Klimadaten der Gemeinden Flattach und Rauris. Bericht zu Zielvereinbarung 2008/30. Ergänzungen zu Bericht: Extremereignisse in den Gemeinden Flattach und Rauris (ZV 18). Hrsg.: Zamg. ZV 30. Wien Dezember 2007 (zamg.ac.at [PDF]).
↑ ab24-h-Tagesniederschlagssumme: Jurković, Auer, Böhm: Extremereignisse. Ergänzungen. 2007, S.5.; die 5-d-Tagesniederschlagssumme war beim Augustereignis hundertjährig. ebd., S. 9.
↑ abcdeGösta H. Liljequist, Konrad Cehak: Allgemeine Meteorologie. 3. Auflage. Gabler Wissenschaftsverlage, 2006, ISBN 3-540-41565-3, 23.4. Föhn im Alpenraum (6.–7. November 1966). Bild 23-10, S.326, Sp.2 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – Beispielbeschreibung einer Föhnlage).
↑Zum Überschlagen in die Südalpen insb. Hans Steinhäußer: Hochwasserwetterlagen und ihre orographische Beeinflussung in den Ostalpen. Vortrag Dienstag, 17. Oktober 1967, Int. Symp. Interpraevent. S.50–52 (interpraevent.at [PDF; abgerufen am 1. Mai 2012]).
↑ abcMichael Moser: Analyse der Anbruchsbildung bei den Hochwasserkatastrophen der Jahre 1965 und 1966 im mittleren Lesachtal (Kärnten). In: Carinthia II. 163./83. Jahrgang. Klagenfurt 1973, Die Hochwasser-Wetterlagen 1965 und 1966, S.179–234, S. 185 f. PDF, S. 7 f. (zobodat.at [PDF]).
↑Insgesamt war inneralpin der Sommer 1966 der weitaus niederschlagsreichste der letzten 150 Jahre. Siehe Österreich Klimareihen Jahr 1768–2013: Diagramm Sommerniederschlag 1854–2013 Region Inneralpin. In: ZAMG: Histalp österreich Sommerbericht 2014 (PDF, zamg.ac.at); vergl. div. Literatur und Quellen zu diesem Artikel; sowie: Sieghard Morawetz: Einige geomorphologische Beobachtungen während und nach dem Augusthochwasser 1966 im Drautal zwischen Mauthbrücken und Villach. In: Carinthia. 156, 1976, S. 7–12 (zobodat.at [PDF]).
↑Moser: Analyse der Anbruchsbildung bei den Hochwasserkatastrophen der Jahre 1965 und 1966 im mittleren Lesachtal (Kärnten). 1973, Tabelle 1: Charakteristische Niederschlagssummen während der Hochwasserkatastrophen 1965 und 1966 in den österreichischen Südalpen (nach: Hydrographischer Dienst in Österreich)., S.185 (Mittlere Jahressumme 1901–1950: Lienz 960 mm – schon das Hochwasser des August hatte in drei Tagen 15–18.8. 232 mm gebracht).
↑insb. N. Anderle: Zur Frage der hydrogeologischen und bodenkundlichen Ursachen der während der Hochwasserkatastrophen 1965 und 1966 in Kärnten ausgelösten Hangrutschungen und Muren. Int. Symp. Interpraevent 1971. Band1. Villach 1971, S.11–21.
↑Ferdinand Tschada: Hydrologische Erkenntnisse im Osttiroler und Kärntner Draugebiet besonders hinsichtlich der Hochwässer. Vortrag Dienstag, 17. Oktober 1967, Int. Symp. Interpraevent. In: Amt der Kärntner Landesregierung, Abt. Planung (Hrsg.): Schr. R. f. Raumforschung u. Raumplanung. Nr.11, 1971, Tabelle Die größten bekannten Durchflüsse, S.45–50, Tab. 48, PDF, S. 4 (interpraevent.at [PDF; abgerufen am 1. Mai 2012]).
↑ abcdPeter Weinfurter: Chronik 1925–2005. 80 Jahre Bundesforste – Geschichte der Österreichischen Bundesforste. Hrsg.: Österreichische Bundesforste AG. 6.2.5 Großer Schadholzanfall beschleunigt Modernisierung, S.35 (bundesforste.at [PDF] ohne Jahresangabe).
↑Tabelle Größten Windwurfschäden in der Steiermark. In: Rosemarie Wilhelm: Sturmkatastrophe: Krisenplan „Operation Paula“ steht. In: stmk.agrarnet.info / Steiermark / Aktuelles. Landwirtschaftskammer Steiermark, 6. Februar 2008, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 30. April 2012.@1@2Vorlage:Toter Link/stmk.agrarnet.info (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
↑3.–5.11.1966 In: Göstling 1966. (PDF; 1,6 MB) In: Chronik. Gemeinde Göstling, abgerufen am 29. April 2012.