Als Normalien wurden in der deutschsprachigen Eisenbahntechnik Normen zur einheitlichen Gestaltung und Ausführung von Schienenfahrzeugen, Betriebsmitteln und Betriebseinrichtungen bezeichnet.
Die ersten Normalien für die Betriebsmittel der Preußischen Staatsbahnen sind auf das Jahr 1878 datiert, und ihnen folgten 1882 die Normalien für Betriebsmittel für Bahnen untergeordneter Bedeutung der Preußischen Staatsbahnen. Die Zeichnungen wurden der technischen Entwicklung folgend ständig überarbeitet und 1896 in Musterzeichnungen umbenannt.[1]
Die preußischen Normalien hatten Vorbildwirkung: Sie wurden teilweise von anderen deutschen Länderbahnen übernommen und dienten dem Deutschen Staatsbahnwagenverband als Vorlage zur Entwicklung der meisten Güterwagen der Verbandsbauart. Die letzten Preußischen Musterzeichnungen wurden 1923 herausgegeben, und ab 1925 wurden die Normalien von der Deutschen Industrie-Norm des Normenausschusses der deutschen Industrie (heute Deutsches Institut für Normung) abgelöst. Diese DIN-Normen wurden vom Allgemeinen Wagennormungsausschuss (Awana) ergänzt.
Nachfolge
In Deutschland ist beim Stand von 2008 zur Erstellung von Normen öffentlicher Eisenbahnen der „Normenausschuss NA 087, Fahrweg und Schienenfahrzeuge“ (FSF) innerhalb des DIN tätig. Normen für das Eisenbahnwesen werden zunehmend als Europäische Normen oder daran angelehnte bzw. übernommene DIN-Normen erstellt.
Abteilwagen nach Musterblatt 3091B (DRG Gattung: B4 Pr95)
Durchgangswagen nach Musterblatt DI 2 (DRG Gattung: AB4ü Pr 02)
Normalien für Güterwagen
Eine besondere Bedeutung hatten die Normalien beziehungsweise Musterzeichnungen für den Güterwagenbau, denn diese waren die Grundlagen für zukünftige Güterwagenbauarten in Deutschland. Der gedeckte Güterwagen nach dem preußischen Musterblatt IId8 ist sogar noch 1973 im Güterwagen-Handbuch der Deutschen Reichsbahn (DR) verzeichnet gewesen.
Gedeckter Güterwagen nach Musterblatt IIb 1
Gedeckter Güterwagen nach Musterblatt IIb 3
Gedeckter Güterwagen nach Musterblatt IId 8
Drehschemelwagen nach Musterblatt IIc 11
Vierachsiger Schienenwagen SSml
Die wichtigsten Güterwagenarten sind in der folgenden Tabelle nach Gattungen aufgeführt. Dabei bezeichnen IIb Güterwagen nach älteren Mustern, IIc Güterwagen unter 15 t Ladegewicht und IId Güterwagen mit mindestens 15 t Ladegewicht.
Das Diamond-Drehgestell, als das erste Universal-Güterwagendrehgestell, wurde in Europa etwa ab Mitte der Achtzigerjahre des 19. Jahrhunderts serienmäßig gebaut. Die ersten Drehgestelle nach Musterblatt VId 7II wurden etwa 1890 gebaut und fanden in den vierachsigen Schienenwagen nach Musterblatt IId 6a Verwendung.
S.Carstens; H.A.Diener: Güterwagen Band 3 Offene Wagen. Eigenverlag, Hasloh 1996
S.Carstens: Güterwagen – Band 4 Offene Wagen in Sonderbauart. MIBA-Verlag, Nürnberg 2003.
S.Carstens: Güterwagen – Band 5 Rungen-, Schienen- und Flachwagen. MIBA-Verlag, Nürnberg 2008.
Deutsche Bundesbahn Eisenbahn-Zentralamt Minden (Westf): Neue Anschriften an den Güter-, Dienstgüter- und Bahndienstwagen der DB. DB, Verfügung der HVB – 22.223 Fkwg 196 – vom 10. April 1952.
Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft, Reichsbahn-Zentralamt: Merkbuch für die Fahrzeuge der Reichsbahn. Berlin 1928.
Königl. Eisenbahn Zentralamt: Merkbuch für die Fahrzeuge der Preußisch-Hessischen Staatseisenbahnverwaltung. Ausgabe 1915, Berlin 1915.
H.Troche: Die preußischen Normal-Güterzuglokomotiven der Gattungen G 3 und G 4. Kapitel 17, Die Normalien-Güterwagen. EK-Verlag, Freiburg 1992.