Noreia-Heiligtum in HohensteinDas Noreia-Heiligtum in Hohenstein ist ein römisches, im 2. Jahrhundert n. Chr.[1] erbautes Heiligtum auf dem Schlosshügel von Hohenstein der Mittelkärntner Gemeinde Liebenfels auf dem Gebiet der damaligen römischen Provinz Noricum, das der keltischen Lokalgöttin Noreia geweiht war. Das Heiligtum war durch eine Vicinalstraße vom Vicus in St. Michael am Zollfeld aus zu erreichen. HeiligtumDie Fundamente des Heiligtums konnten ergraben werden. Der Tempel hat im Grundriss 12,5 × 7,3 Meter Seitenlänge, die Außenmauern haben eine Mauerstärke von 1,4 Meter. Im Inneren teilt eine Quermauer den Tempel in zwei ungleiche Hälften: im Norden die quadratische Cella, südlich der nach vorne offene Pronaos. An der Nordwand der Cella befindet sich ein Sockel, der als Basis für die Kultstatue gedeutet wird. Die Fassade des Heiligtums wird als viersäuliger Prostylos-Tempel rekonstruiert. Vor der Fassade befindet sich der Unterbau für eine vierstufige Aufgangstreppe, die auf das Niveau des Tempelpodiums führte. Die Höhe des Tempels wird mit rund 6,70 m rekonstruiert, wozu noch das Podium mindestens 1,80 m hinzukommt.[1] Der eigentliche Tempel wird auf allen Seiten mit Ausnahme der Südseite von einer Portikus umgeben, die rund 3 Meter breit war und sich im Abstand von 4,5 bis 5,5 Meter vom Tempel befindet. Die Außenmauern gingen hoch, die inneren trugen Säulen oder Pfeiler zur Stützung des Daches. Portikus wie Tempel waren mit Ziegeln gedeckt. Der Bau entspricht in seiner Anlage dem italischen Baukonzept. FundeAuf dem Gelände wurden mehrere Weihealtäre geborgen, die sich heute im Landesmuseum für Kärnten in Klagenfurt befinden.
Weitere BautenSieben Meter südlich des Tempels befand sich ein rechteckiger von Mauern umgebener Bereich unklarer Funktion. Die Breite von 27,5 Meter ist etwas größer als die Ausdehnung des Tempelbereichs, die Länge ist nicht rekonstruierbar. Genau in der Längsachse des Tempels befindet sich an der Innenseite der Nordmauer ein rechteckiger Mauersockel unbestimmter Funktion. An der Ostseite der Einfriedung befand sich eine fünf Meter breite und mindestens 16,5 Meter lange Halle. Sie war mit Ziegeln gedeckt und war von Norden her zugänglich. Im Inneren fanden sich Reste von Wandmalereien. 60 Meter nordöstlich des Tempelbezirks wurden die Reste eines römischen Gutshofes ergraben, der eine Fläche von 4066 m² einnahm. Das Areal war von einer 70 Zentimeter dicken, vormals aufgehenden Mauer umgeben, der Eingang befand sich im Südwestbereich. An der Südmauer fanden sich Fundamente eines 16 × 13,8 Meter großen Wohnhauses, das aufgrund der schmalen Fundamente wohl aus Holz erbaut war. In der Südostecke des Hofes wurden die Fundamente eines wohl barackenförmigen, aus Holz errichteten Wirtschaftsgebäudes ergraben, das eine annähernd quadratische Grundfläche von neun Quadratmetern aufweist. 300 Meter östlich des Tempels wurde ein zweiter Gutshof ergraben. Innerhalb einer Umfassungsmauer befanden sich mehrere Holzbauten auf Steinfundamenten, die als Trockenmauerwerk ausgeführt und deshalb stark zerstört waren, sodass keine Raumrekonstruktion möglich ist. Nördlich dieses Gutshofes wurde ein spätantikes Gräberfeld ergraben mit sieben Steinkistengräber mit spärlichen Beigaben. Sie sind ein Hinweis darauf, dass die Anlagen um den Tempelbezirk bis in das fünfte Jahrhundert besiedelt waren. ForschungsgeschichteIm Bereich von Hohenstein wurden immer wieder Mauerschutt und Tonscherben gefunden, 1850 sogar eine Portraitbüste aus Marmor. 1848/49 wurden die Weihealtäre gefunden. 1895 gab es erste gezielte Untersuchungen, auf die 1932 umfangreiche Grabungen folgten, bei denen der Umfang der Grundmauern ergraben wurde. Bei Nachgrabungen 2004 konnte das Fundament des Tempels in das 2. Jahrhundert, in die Zeit Hadrians datiert werden. Der Tempelbau ist somit jünger als bislang angenommen[1]. Literatur
WeblinksCommons: Noreia-Heiligtum Hohenstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
Koordinaten: 46° 44′ 47″ N, 14° 17′ 49″ O |