Vor Beginn dieser Spielzeit wurde die zuletzt sechsgleisige regionale Liga aufgegeben.[1] Der Spielbetrieb auch der obersten Klasse lag wieder in den Händen der Bezirke, die nach einer Strukturreform des Verbandes nun allerdings „Kreise“ hießen.[2] Während im Kreis Groß-Hamburg weiter in den Staffeln Alsterkreis und Elbekreis gespielt wurde, traten die Vereine aus Harburg und Wilhelmsburg wieder im Kreis Nordhannover an. Der Kreis Strelitz-Vorpommern wurde neu gegründet und von Lübeck-Schwerin getrennt. Der Südkreis und der Kreis Weser-Jade spielten fortan in zwei Staffeln, wobei sich wie in Hamburg jeweils beide Staffelsieger für die norddeutsche Endrunde qualifizierten. Deren Modus war vorläufig wieder derselbe wie bis 1920.
Die Ligaklasse[3] Groß-Hamburg war in dieser Spielzeit erneut in die Gruppen Alsterkreis und Elbekreis unterteilt, deren jeweiliger Sieger für die norddeutsche Endrunde qualifiziert war. Ein Spiel zwischen den Staffelsiegern zur Ermittlung des Fußballmeisters Groß-Hamburgs wurde nicht ausgetragen, weil der HSV verzichtete. Da Union keinen „geschenkten“ Titel annehmen wollte, blieb dieser vakant.[4]
In der Relegationsrunde trafen die jeweils letztplatzierten Vereine beider Staffeln auf die Sieger der drei zweitklassigen A-Klassen. Der St. Pauli Sportverein sicherte sich durch Platz 1 den Aufstieg in die Erstklassigkeit, dank des zweiten Platzes verblieb die SpVgg Polizei Hamburg in der ersten Liga. Der SC Sperber Hamburg musste dagegen in die A-Klasse absteigen.
Die Kreisliga Nordhannover umfasste jetzt auch wieder die „heimgekehrten“ Vereine, die in den beiden vorigen Saisons im Alsterkreis und Elbekreis gespielt hatten.
Die Kreisliga Strelitz-Vorpommern wurde zu dieser Spielzeit vom NFV neu ins Leben gerufen, die Vereine spielten vormals im Ostkreis. Aus dieser Spielzeit ist nur der Sieger, VfB Swinemünde, überliefert.
Kreisliga Südkreis
Die Kreisliga Südkreis wurde in dieser Spielzeit erstmals in zwei Staffeln unterteilt. Die beiden Staffelsieger qualifizierten sich für die norddeutsche Endrunde. Ein Finale zwischen beiden Staffelsiegern zur Ermittlung des Kreismeisters gab es noch nicht.
In der Relegationsrunde trafen die jeweils letztplatzierten Vereine beider Staffeln auf die Sieger der drei zweitklassigen Ligen. Am Ende belegten zwei Zweitligisten die beiden vordersten Plätze und stiegen in die zur kommenden Spielzeit Bezirksliga Südkreis genannte Liga auf.
Auch der Kreis Weser-Jade wurde in dieser Spielzeit in zwei Staffeln unterteilt. Fortan spielten die Vereine in den Staffeln Jade und Weser, beide Staffelsieger qualifizierten sich für die norddeutsche Endrunde, ein Finale zwischen beiden Staffelsiegern zur Ermittlung des Kreismeisters wurde erst in der kommenden Spielzeit eingeführt.
In der Relegationsrunde trafen die jeweils letztplatzierten Vereine beider Staffeln auf die Sieger der vier zweitklassigen 1. Kreisklassen. Der SV Hemelingen setzte sich durch und verblieb in der Bezirksliga, der FV 1900 Woltmershausen stieg dank des zweiten Platzes in die zur kommenden Saison Bezirksliga genannte Liga auf. Der TSV Wulsdorf erreichte hingegen nur den vierten Platz, was den Abstieg in die Zweitklassigkeit bedeutete.
Die Endrunde um die norddeutsche Fußballmeisterschaft fand in dieser Saison ausschließlich im K.-o.-System statt. Qualifiziert waren alle Sieger der zehn obersten Ligen.
Qualifikation
Gespielt wurde am 18. und 25. März 1923.
Ergebnis
SV Arminia Hannover (Meister Südkreis Staffel 1)
6:1
SV Werder Bremen (Meister Westkreis Staffel Jade)
Lübecker BV 03 (Meister Ostkreis)
1:5
Union 03 Altona (Meister Groß-Hamburg Staffel Elbe)
↑Ausschlaggebend waren finanzielle Gründe (Inflation) und die generelle Ablehnung durch die Vereine in den ländlichen Gebieten, vgl. Jankowski/Pistorius/Prüß: Fußball im Norden. 100 Jahre Norddeutscher Fußball-Verband, Bremen und Barsinghausen 2005, bes. Seite 42
↑Genaueres zu diesen komplizierten Umstrukturierungen bei Jankowski/Pistorius/Prüß: Fußball im Norden. 100 Jahre Norddeutscher Fußball-Verband, Bremen und Barsinghausen 2005, bes. Seite 46, sowie: Skrentny/Prüß, Immer erste Klasse. Die Geschichte des Hamburger SV, Göttingen 2011, Seite 49. Originalquelle jeweils Turnen, Spiel und Sport, Jg. 1922