Von 1985 bis 1986 war Nessler Gründungsmitarbeiter der Schirn Kunsthalle Frankfurt[1] unter Christoph Vitali und wirkte an der Realisierung von Ausstellungen und Publikationen, u. a. Die Maler und das Theater im 20. Jahrhundert, Paul Klee und die Musik[2] und Meisterwerke europäischer Malerei 1910-1960 aus dem Solomon R. Guggenheim Museum mit. Er entwarf und produzierte die Kino-Werbespots des Theaters am Turm und der Schirn Kunsthalle Frankfurt.[3]
1993 begann Nessler in Brasilia während des Forum de Artes Visuais mit dem Projekt Depot - Public Warehouse, in dem zum Teil aus Abfall seriell hergestellte Objekte – zu Installationen verdichtet – wie Massenwaren präsentiert wurden. Depot 2 fand 1993 aus Anlass des Steirischen Herbstes im Palais Attems in Graz statt. Zu Depot 3 auf der Art Cologne 1994 waren u. a. Christian Lapie, Peter Rösel und Friedhard Kiekeben Gäste, die ihre Arbeiten im Rahmen von Nesslers Konzept in der Galerie Daeppen zeigten.[7][8] Es folgten weitere Depot-Installationen, zuletzt 1997 auf Einladung der Marielies-Hess-Stiftung in Frankfurt am Main.
Seit 2000 ist Nessler auch als Maler tätig. Stark rhythmisierte ornamentale Fließ-Bilder auf meist großen Formaten bilden eine farbige Gegenwelt zu den Lichtzeichnungen in dunklen Hintergründen und Räumen. Seine größte Arbeit im öffentlichen Raum ist die 2016 entstandene Wandgestaltung der Aufgänge von den S-Bahngleisen 101/102 und 103/104 am Hauptbahnhof Frankfurt am Main.[10]
2021 gründet Nessler das Künstlerkollektiv Schwarm21[11], das am Underground-Programm des ruruHauses Kassel während der documenta fifteen teilnimmt[12] und dort auch im Pavillon 1 vor dem Hansa-Haus für 100 Tage präsent ist.[13]
Nessler initiiert für die Eröffnungsfeier einer Behelfsbrücke am Bahnhof Frankfurt-Griesheim im Juli 2024[14] ein „künstlerisches Angebot, bei dem die Brücke als Symbol der Zusammenführung zelebriert“ wird. In seinem „Brückenspiel“ werden Puzzleteile mit Brückenteilen aneinander gesetzt, um „so miteinander ins Gespräch zu kommen und den verbindenden Charakter der Brücke zu symbolisieren.“[15]
Die frühen Dia-Kratzzeichnungen der 1980er und 90er Jahre
Die von Nessler entwickelten Dia-Kratzzeichnungen sind mit hunderten von Arbeiten im Format 24 × 36 mm seit Anfang der 1980er Jahre Ausgangspunkt seines vielfältigen Werkes.
In der Ausstellung Oktogon II, die 1990 im Wiesbadener Landesmuseum stattfand, zeigte Nessler 360 Dias – die für 360 Tage im Jahr stehen – und sich auf fünf Projektoren in einem endlosen Kreislauf mit immer neuen Kombinationen befanden: „Ein unendliches Koordinatensystem“ – die Diapositive als „Steine des Weltgebäudes“.[16] Thema ist nicht die verfließende Zeit, sondern die Vielfalt der räumlichen und gedanklichen Perspektiven, die in der Linie liegen. „Tag für Tag ritzt [Nessler] mit feinem Messer Miniaturen in einen belichteten Filmstreifen, nimmt also eine Art Tagebucheintrag vor […] Es fällt auf, dass kaum einer seiner Kreise geschlossen ist und als von der Welt abgekapseltes Wesen existiert.“[17]
Experimentelle Projektions- und Licht-Installationen
Von den Dia-Kratzzeichnung ausgehend, entwickelte Nessler weitere experimentelle Projektions- und Licht-Installationen mit manuell bearbeiteten Filmstreifen und raum-bildhaft installierten farbigen Glühbirnen, etwa die Expanded Cinema Installationen Nekrovision – Die Fahrt ins Blaue in der Alten Oper, Frankfurt am Main (1984)[18][19], Andere Orte, Oktogon II im Museum Wiesbaden (1990)[20], Enormous reservoirs of energy im Kunstverein Hasselbach (1998), Freudenhaus im Kunstverein Viernheim (2003) und Terremoto – Beben in Zusammenarbeit mit Christiaan Tonnis (Film), Nico Rocznik (Licht) und Manuel Stein (Sound) im Kunsthaus Wiesbaden (2012).[21] Mit Licht-Installationen nahm Nessler in den Jahren 2004, 2008, 2014 und 2016 an den Luminalen in Frankfurt am Main teil.[22][23]
Zitat
„When I work on slides, I metaphorically enter the darkness, discovering something unconscious before it becomes visible. For me, this is one of the strongest impacts of art.“
1992: Arte Amazonas, Idee und Konzept mit Alfons Hug, Goethe-Institut, Brasilia. Workshop mit 24 internationalen Künstlern mit anschließenden Ausstellungen zur UNO-Umweltkonferenz, Museu de Arte Moderna, Rio de Janeiro und Museu de Arte Brasilia
2010: Blue Connection, Kunstverein Familie Montez, Frankfurt am Main[25]
2011: Blue Connection 2, mit E.+ R. Dorazio, M. Pauer, G. Vicente und M. Veiga, Galeria Mezanino, Sao Paulo
2011: Blue Connection 3, mit E. + R. Dorazio, M. Pauer, G. Vicente und M. Veiga, MACS - Museu de Arte Contemporanea, Sorocaba
2012: Ende gut, alles gut, Kunstverein Familie Montez, Frankfurt am Main
2012: Expanded Cinema - Terremoto, mit C. Tonnis, N. Rocznik und M. Stein, Kunsthaus Wiesbaden
2013: Wurzeln weit mehr Aufmerksamkeit widmen, Kunstverein Familie Montez, Berlin, Hamburg, Nürnberg, Leipzig, Karlsruhe, Saarbrücken u. a. (Wanderausstellung)
2014: Les Fleurs du Mal, S-Bahnhof Taunusanlage, Luminale, Frankfurt am Main
2016: Les Fleurs du Mal II - Plantation, S-Bahnhof Taunusanlage, Luminale Frankfurt
2022: Here We Are, Kunstverein Familie Montez, Frankfurt am Main
2022: Schwarm21, ruruHaus und Pavillon 1 vor dem Hansa-Haus während der documenta fifteen, Kassel
2022/23: The Artist's Studio, Jheronimus Bosch Art Center, ’s-Hertogenbosch (Katalog)
Literatur
Nikolaus A. Nessler: Südamerika - Auf dem Weg zur Gleichberechtigung. In: Kunstforum International, Band 119, 1992, S. 191–194.
Nikolaus A. Nessler: Die Konferenz des Schweigens. In: Arte Amazonas. Idee, Konzeption, Organisation, Katalog: Alfons Hug, Nikolaus A. Nessler, Goethe-Institut Brasilia (Hrsg.), 1992, S. 20–24, ISBN 3-921606-20-9.
Nikolaus A. Nessler & Galerie Draheim (Hrsg.): Nikolaus A. Nessler - Phenomena, Text: Alexandra Bauer, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-00-030354-8.
enormous reservoirs of energy (ungeheure Kräfte), Ausstellungskatalog, Text: Andreas Pohlmann, Kunstverein Hasselbach 1998.
Christian Lapie & Nikolaus A. Nessler: Depot – Public Warehouse, Ausstellungskatalog, Text: Bettina Kirberger, Reims/Frankfurt 1995.
Museum Wiesbaden (Hrsg.): Oktogon II, andere Orte – Nikolaus A. Nessler. Ausstellungskatalog, Text: Dietrich Mahlow, Wiesbaden 1990, ISBN 3-89258-012-X.
Iris Maria Gniosdorsch (Hrsg.): Sublime Deep Cuts – Scratchings von Nikolaus A. Nessler, Text: Iris Maria Gniosdorsch, ARTatWORK, Frankfurt 2017, ISBN 978-3-00-058388-9.
↑Schirn Kunsthalle Frankfurt / Cosmopress Genf (Hrsg.): Paul Klee und die Musik, Verfasser: Christoph Vitali, Bettina Zeller, Ingo Begall, Nikolaus A. Nessler, Elisabeth Brockmann, Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann GmbH, 1986, ISBN 978-3-87584-181-7 (früher: 3875841816)
↑Dietrich Mahlow: Der Raum, der innere Raum – die Zeit, die äußere Zeit. In: Oktogon II / Nikolaus A. Nessler – andere Orte, Ausstellung und Katalog: Dr. Volker Rattemeyer, Museum Wiesbaden, 1990, ISBN 3-89258-012-X
↑Dorothee Baer-Bogenschütz: Nikolaus Nessler. In: Kunst in Frankfurt, Medium Zeichnung, Ausstellungskatalog, herausgegeben von Peter Weiermair, Frankfurter Kunstverein, S. 45, 1992