Nevado del Ruiz
Nevado del Ruiz ist ein Vulkan im südamerikanischen Staat Kolumbien, der zweithöchste[1] aktive Vulkan auf der nördlichen Erdhalbkugel. Ursache für den Vulkanismus in dieser Region ist das Abtauchen der ozeanischen Nazca-Platte, die sich in nordöstlicher Richtung bewegt, unter die kontinentale südamerikanische Platte, die sich nach Nordwesten schiebt. Als Folge kommt es am Westrand des Kontinents immer wieder zu Erdbeben und aktivem Vulkanismus. Obwohl der Nevado del Ruiz nur etwa 500 km nördlich des Äquators liegt, ist er durch seine Höhe von einer Kappe aus Eis und Schnee bedeckt. Die Eiskappe schmilzt, bis in die 1980er Jahre betrug ihre Größe noch über 20 km². Durch einen Ausbruch 1985 taten sich Risse und Kanäle in der Eiskappe auf.[2] Im Zuge der weltweiten Gletscherschmelze geht die Eisbedeckung weiter zurück, 2016 waren noch 10,11 km² übrig.[3] Bis 2019 schwand der Gletscher weiter auf 8.37 km².[4] Auf Grund von Gesteins- und Bodenproben wird der älteste Ausbruch des Vulkans auf einen Zeitpunkt 4660 Jahre v. Chr. datiert. Nach der Eroberung Südamerikas durch die Spanier ist ein erster Ausbruch aus dem Jahr 1570 überliefert. Der Hauptkrater Arenas des Vulkans liegt am Nordostrand der Eiskappe. Da die drei letzten Eruptionen vom Arenas-Krater ausgingen, gingen jeweils als Folge des Ausbruchs in nordöstlicher Richtung große Schlammlawinen aus geschmolzenem Schnee und Eis ab, so genannte Lahare. Vulkanausbruch 1985Für weltweites Aufsehen sorgte der Nevado del Ruiz am 13. November 1985, als zweieinhalb Stunden nach dem Ausbruch des Vulkans eine Schlammlawine die 47 km entfernte Stadt Armero erreichte und mehr als 5000 Gebäude und über 22.000 Menschen unter sich begrub.[5] Besondere Aufmerksamkeit erfuhr die 13-jährige Omayra Sánchez, die drei Tage lang in einer Schlamm- und Schuttgrube feststeckte und deren Todeskampf weltweit in den Medien mitverfolgt wurde.[6] Schlammlawinen dieser Art an diesem Vulkan sind aus den Jahren 1595 und 1845 bekannt; die Stadt Armero war auf den Ablagerungen eines dieser früheren Lahars errichtet. Vulkanaktivität 2012Seit April 2012 zeigte der Nevado del Ruiz wieder verstärkte Aktivität. Nach einer Reihe von Erdbeben begann der Vulkan Ende Mai 2012 wieder Asche auszustoßen. 1500 Menschen wurden evakuiert.[7] Ende Juni 2012 brach der Nevado del Ruiz aus und spuckte eine 8 Kilometer hohe Aschenwolke in den Himmel. 2000 Menschen wurden evakuiert.[8] Unruhe 2023Nach dem 24. März 2023 nahm nach Behördenangaben die Aktivität deutlich zu, und die Warnstufe wurde auf die zweithöchste (Orange) erhöht, weil ein größerer Ausbruch unmittelbar bevorstehen könnte. Mit der Evakuierung eines kleinen Dorfes wurde bereits begonnen. Von einem Ausbruch wären 57.000 Menschen betroffen. Diese siedeln überwiegend auf Flächen, welche durch Lahare bedroht sind, die durch das Schmelzen von Eis und Schnee auf dem Gipfel und des Vulkanes ausgelöst werden könnten.[9] Der Vulkan ist schon seit geraumer Zeit mit Aschewolken und Erdbeben aktiv. Diese Aktivität verstärkte sich aber nun. Es ergibt sich ein Bild, als würde sich unter dem Vulkan ein Bereich mit Magma füllen.[10][11] Die kolumbianische Katastrophenschutzbehörde (UNGRD) stellte am 14. April 2023 die Evakuierungspläne für 22 Gemeinden in einem 15 km Umkreis um den Vulkan herum vor. Des Weiteren wurden vorsorglich einige Hubschrauberlandeplätze angelegt. Die Bürger wurden aufgefordert, sich mit den offiziellen Notfall- und Evakuierungsplänen vertraut zu machen, und darauf ausgerichtet eigene Notfallpläne herzustellen. Ebenso sollen Notfallkoffer für die Flucht bereitgehalten werden und Trinkwasservorräte sollen gegen eine Kontaminierung durch Vulkanasche abgedeckt werden.[12] Obwohl der Ausbruch 1985 23.000 Opfer kostete, weigerten sich aber viele Anwohner ihr Land zu verlassen. Der Grund ist der, dass beim letzten Ausbruch ebenfalls gewarnt und evakuiert wurde, aber dann die Lahare ausblieben, dafür aber den Evakuierten das Vieh und anderer Besitz gestohlen wurde und sie so ebenfalls in ihrer Lebensgrundlage bedroht waren.[13][14] In einem Bulletin vom 27. April 2023 teilte der Kolumbianische Geologische Dienst (SGC) mit, das sich die Erdbebenaktivität durch die Gesteinsbewegungen an Bruchstellen weiter leicht verstärkt hätte. Diese Erdbebenaktivitäten finden hauptsächlich in den nördlichen und nordöstlichen Bereichen des Vulkans in Tiefen von 2 bis 3,5 km statt. Die Erdbebenaktivität durch fließendes Magma ist auf dem gleichen Niveau wie an den Vortagen geblieben. Dieses passt zur Beobachtung der gleichbleibenden Aktivität durch in Abständen ausgestoßene Aschewolken von maximal 1800 m Höhe. Zwei beobachtete Wärmeanomalien am Grunde des Kraters bestehen weiter fort. Daher sei weiter davon auszugehen, das der Vulkan weiterhin sehr instabil ist. Eine Veränderung im Rhythmus der Eruption deutet nicht darauf hin, dass die Aktivität des Vulkanes zurückgegangen ist. Ein größerer schwerer Ausbruch ist in den nächsten Tagen oder Wochen weiter sehr wahrscheinlich, daher verbleibt für diesen Vulkan die Warnstufe auf Orange.[15][16] Einem Aktivitätsbulletin des Kolumbianischer Geologischer Dienstes vom 8. August 2023 war dann zu entnehmen, dass sich der Vulkan etwas beruhigt hat, und deshalb eine Warnstufe "Gelb" (ungewöhnliche Aktivität) besteht. Es werden aber weiterhin Aschewolken ausgestoßen, und es finden leichte Erdbeben statt.[17] Siehe auchWeblinksFotos und VideosCommons: Nevado del Ruiz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wissenschaftliche Beiträge
Einzelnachweise
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