Neu-Deutzen (in den 1960er Jahren nach Zerstörung von Alt-Deutzen entstanden)
Großzössen
Großzössen
Kahnsdorf
Kahnsdorf, Pürsten, Zöpen
Kieritzsch
Kieritzsch
Lippendorf
Medewitzsch (Name „Lippendorf“ ging nach 1960 auf den Ort über)
Lobstädt
Lobstädt
Neukieritzsch
Neukieritzsch (aus Siedlung „Am Bahnhof Kieritzsch“ entstanden)
Durch den Braunkohleabbau in der Region wurden einige Orte abgebrochen. Deren Fluren kamen zu verschiedenen Zeiten durch Eingemeindung nach Neukieritzsch oder in einen seiner Ortsteile zum Gemeindegebiet hinzu. Folgende Orte waren betroffen:
1990 teilweise durch Tagebau Peres überbaggert; liegt in Flur von Kieritzsch
Geschichte
Während die eingemeindeten Ortsteile zum Teil auf eine mehr als 500-jährige Geschichte zurückblicken, ist die Geschichte des Ortes Neukieritzsch eng mit dem Bau der Sächsisch-Bayerischen Eisenbahn verbunden. Diese eröffnete im Jahr 1842 ihren ersten Streckenabschnitt Leipzig–Altenburg, an dem der heutige Bahnhof Neukieritzsch zunächst der einzige Zwischenhalt war. Dieser Bahnhof lag zu dieser Zeit auf freiem Feld, jeweils etwa drei Kilometer von den Dörfern Kieritzsch, Pürsten und Breunsdorf entfernt. Obwohl das Gebiet des Bahnhofs noch zur Gemarkung von Pürsten gehörte,[3] erhielt der Bahnhof die Bezeichnung Kieritzsch, da Pürsten und Kahnsdorf eine Bezeichnung nach ihrem Ort ablehnten. Von diesem Bahnhof aus wurden 1867 die Anschlussstrecken nach Borna (1872 bis Chemnitz verlängert) und 1909 nach Pegau errichtet. Mit dieser Stellung als Bahnknoten wuchs die neu entstandene Siedlung um den inzwischen mit einem neuen Bahnhofsgebäude ausgestatteten Bahnhof rasch. Auch die in unmittelbarer Umgebung neu entstandenen Fabriken, so z. B. eine Zuckerrübenfabrik, die um 1850 gebaut wurde und aus der 1864 eine Wollwäscherei wurde, sowie die 1901 gegründete Braunkohlegewerkschaft Breunsdorf mit ihrem Hauptsitz südlich des Bahnhofs, trugen zu dieser Entwicklung bei.
Da nach dem Ersten Weltkrieg auf Grund des Versailler Vertrags das Ruhrgebiet unter französischer Besatzung stand und damit die Versorgung Deutschlands mit Steinkohle stark beeinträchtigt war, wurde nun vom Staat der Braunkohlenbergbau gefördert, was besonders dem Mitteldeutschen Braunkohlerevier zugutekam. Neben neu entstandenen Siedlungen für die Bergarbeiter wurde der Bahnhof Kieritzsch zu einem bedeutenden Rangierbahnhof ausgebaut.
Nachdem sich 1934 die östlich der Bahnlinie gelegenen Orte Kahnsdorf, Pürsten und Zöpen zur neuen Gemeinde Kahnsdorf zusammengeschlossen hatten, entstand auch der Bedarf für eine administrative Neugliederung der inzwischen hauptsächlich westlich des Bahnhofs kräftig gewachsenen Siedlung. Daraufhin bestimmte der NS-Reichsstatthalter für Sachsen, Martin Mutschmann, am 1. November 1935 die Bildung der neuen Gemeinde Neukieritzsch. 1936 nahm auch der Bahnhof den Namen des neuen Orts an.
In den Folgejahren sowohl während als auch nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden in der Umgebung neue Industriebetriebe, so 1941/1942 das Ferrolegierungswerk Lippendorf und ab 1963 das Kraftwerk Lippendorf. Auch vergrößerten sich die Chemischen Werke Böhlen (heute zu Dow Chemical gehörend). Dadurch entstand Bedarf nach neuem Wohnraum, einerseits für die neuen Arbeitskräfte, andererseits für die bis dahin auf dem Gelände der neuen Betriebe wohnenden Menschen. Dies hatte zur Folge, dass in den 1960er Jahren im Süden und Norden des Ortes neue Wohngebiete entstanden. Der östliche Bereich von Neukieritzsch fiel zwischen 1952 und 1957 dem Braunkohleabbau durch den Tagebau Witznitz II zur Opfer. Von der Umsiedlung waren 190 Einwohner betroffen.[4] 1958 wurde die Verbindungsstraße nach Kahnsdorf gekappt. Kahnsdorf, Zöpen und Pürsten wurden kurz zuvor auch bezüglich der Verwaltung von Neukieritzsch mit der Siedlung am Bahnhof getrennt und bildeten ab dem 1. Januar 1957 wieder eine eigenständige Gemeinde Kahnsdorf,[5] die über die Eingemeindung nach Lobstädt 1994 und deren Eingemeindung nach Neukieritzsch im Jahr 2008 wieder Ortsteil von Neukieritzsch wurde.
Eingemeindungen
Breunsdorf wurde am 1. Januar 1994 eingemeindet. Am 1. Juli 1996 folgte Lippendorf-Kieritzsch.[6] Am 1. April 2008 kam Lobstädt hinzu.[7] Am 1. Juli 2014 wurde Deutzen eingemeindet.
Ehemalige Gemeinde
Datum
Anmerkung
Am Bahnhof Kieritzsch
1. November 1935
1935 Zusammenschluss mit Kahnsdorf zu Neukieritzsch, 1. Januar 1957 als Neukieritzsch eigenständige Gemeinde ohne Kahnsdorf
Bergisdorf
1. September 1948
Eingemeindung nach Lobstädt; 1951 durch Tagebau Deutzen devastiert
Breunsdorf
1994
1988–1994 durch Tagebau Vereinigtes Schleenhain devastiert; Eingemeindung der Flur nach Neukieritzsch
Deutzen
1. Juli 2014
Eingemeindung nach Neukieritzsch; Alt-Deutzen 1966–1967 durch Tagebau Borna-West devastiert, westlich der alten Ortslage als Neu-Deutzen wieder errichtet
Großzössen
1. Januar 1994
Eingemeindung nach Lobstädt
Hain mit Gutengröba
1. Januar 1971
1968–1971 durch Tagebau Witznitz II devastiert, Flur ohne Flur von Kreudnitz 1971 nach Kahnsdorf eingemeindet
Kahnsdorf
1. November 1935 / 1. Januar 1994
1935 Zusammenschluss mit Am Bahnhof Kieritzsch zu Neukieritzsch, am 1. Januar 1957 wieder eigenständig, 1994 Eingemeindung nach Lobstädt
Kieritzsch
1. Oktober 1973
Zusammenschluss mit Lippendorf zu Lippendorf-Kieritzsch
Kleinzössen
1. Oktober 1948
Eingemeindung nach Großzössen; 1968–1971 durch Tagebau Witznitz II devastiert
Lippendorf
1. Oktober 1973
1934 Zusammenschluss mit Spahnsdorf und Medewitzsch zu Lippendorf; 1960 OT Lippendorf und Spahnsdorf durch Kraftwerk Lippendorf devastiert; Restort Lippendorf (Medewitzsch) 1973 Zusammenschluss mit Kieritzsch zu Lippendorf-Kieritzsch
Lippendorf-Kieritzsch
1. Januar 1996
Eingemeindung nach Neukieritzsch
Lobstädt
1. Januar 2008
Eingemeindung nach Neukieritzsch
Medewitzsch
1. April 1934
Zusammenschluss mit Lippendorf und Spahnsdorf zu Lippendorf
Peres
15. September 1961
Zusammenschluss mit Pulgar zu Peres-Pulgar; 1982/83 durch Tagebau Peres devastiert
Peres-Pulgar
1983
nach Devastierung aller Ortsteile Eingemeindung nach Lippendorf-Kieritzsch
Piegel
1. September 1948
Eingemeindung nach Peres; 1976–1978 durch Tagebau Peres devastiert
Pulgar
15. September 1961
Zusammenschluss mit Peres zu Peres-Pulgar; 1971 durch Bau der Chemischen Werke Böhlen devastiert
Pürsten
1934
Eingemeindung nach Kahnsdorf
Röthigen
1. April 1934
Eingemeindung nach Deutzen; 1957/58 durch Tagebau Deutzen devastiert
Spahnsdorf
1. April 1934
Zusammenschluss mit Lippendorf und Medewitzsch zu Lippendorf; 1960 durch Kraftwerk Lippendorf devastiert
Zöllsdorf
wüste Mark in Flur Kieritzsch; 1990 durch Tagebau Peres teilweise devastiert
Zöpen
1934
Eingemeindung nach Kahnsdorf
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (jeweils zum 31. Dezember des Jahres):
1998: 4418
1999: 4183
2000: 3908
2001: 3740
2002: 3700
2003: 3651
2004: 3384
2007: 5938
2009: 5740
2012: 5406
2013: 5327
2014: 6897
Datenquelle: Statistisches Landesamt Sachsen
Gedenkstätten
Ehrenhain auf dem Friedhof des Ortsteiles Großzössen für 257 sowjetischeKriegsgefangene sowie Frauen und Männer mehrerer Nationen, die während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt und Opfer von Zwangsarbeit wurden
Bei der Bürgermeisterwahl am 12. Juni 2022 wurde Thomas Meckel (SPD) für eine siebenjährige Amtszeit zum Nachfolger von Thomas Hellriegel (CDU) gewählt. Auf Meckel entfielen 55,1 Prozent der Stimmen, auf Hellriegel 44,9 Prozent.[11]
Auf den anderen beiden Strecken verkehren die Linien S5, S5X und S6 der S-Bahn Mitteldeutschland, wobei die S5X aufgrund ihres „Expresscharakters“ das Gemeindegebiet ohne Halt passiert.
Die S6 hält in Neukieritzsch und Lobstädt halbstündlich und verkehrt nach Borna/Geithain und Leipzig Messe, die S5 hält stündlich in Neukieritzsch und Deutzen und verkehrt nach Altenburg/Zwickau und Halle (Saale) Hauptbahnhof.
Lutherdenkmal aus dem Jahr 1884 auf dem Markt, umgesetzt aus der Wüstung Zölsdorf, Luther hat dort 1540 seiner Frau Katharina einen Witwensitz gekauft.
Die Kirche in Kieritzsch mit Medaillons von Martin und Katharina Luther ist eine Luthergedenkstätte.
Gedenktafel in Lippendorf, dem Geburtsort von Katharina von Bora, an der Katharina-Luther-Kapelle
Die Katharina-von-Bora-Kirche in Neukieritzsch wurde 1998 geweiht.