Dieser Artikel behandelt die Musik im 11. Jahrhundert.
Die geistliche und weltliche Musik des 11. Jahrhunderts ist geprägt durch folgende Entwicklungen: a. Gregorianischer Choral: Der Gregorianische Choral, ein einstimmiger, unbegleiteter liturgischer Gesang der römisch-katholischen Kirche in lateinischer Sprache, spielt die zentrale Rolle in der sakralen Musik des 11. Jahrhunderts. b. Frühe Mehrstimmigkeit: In dieser Zeit entstehen die ersten Formen der Mehrstimmigkeit, bekannt als Organum. Dabei wird dem einstimmigen Gregorianischen Choral eine parallele Stimme hinzugefügt, was den Grundstein für die spätere polyphone Musik legt. c. Troubadours: Ende des 11. Jahrhunderts beginnt im südlichen Frankreich das Wirken der Trobadors und Trobairitz, der Dichter, Komponisten und Sänger höfischer mittelalterlicherLieder. d. Entwicklung der Notenschrift: Im 11. Jahrhundert werden die Neumen, frühe musikalische Notationszeichen, weiterentwickelt. Diese Vorläufer der modernen Notenschrift ermöglichen eine genauere Aufzeichnung von Melodien und tragen zur Standardisierung und Verbreitung von Musik bei.
Kirchenstaat – Guido von Arezzo überreicht vermutlich 1028 Papst Johannes XIX. (1024–1033) auf dessen Einladung hin in Rom ein Exemplar seines noch in Pomposa verfassten Antiphonarium.[2] Im Vorwort des Werkes wird erstmals die von Guido von Arezzo erfundene auf vier Linien im Terzabstand basierende Musiknotation beschrieben.
1030
Heiliges Römisches Reich – Zwischen 1030 und seinem Tod 1054 verfasst Hermann von Reichenau in mittellateinischer Sprache seine musiktheoretische Schrift Musica, die wahrscheinlich für den Unterricht im Rahmen des Quadriviums gedacht war. Das Werk informiert über die Musiktheorie der Antike bis zur aktuell gesungenen Musik des 11. Jahrhunderts im Kloster Reichenau, wo Hermann sein Leben verbrachte.
1040
Heiliges Römisches Reich – Berno von Reichenau stellt seine Werke Prologus in tonarium und Prologus in antiphonarium fertig.
Song-Dynastie – Um 1070/1080 beginnt Chen Yang die Arbeit an seinem Werk Yueshu [Buch der Musik].[4]
1094
Song-Dynastie – Im Zeitraum 1094 bis 1097 legt Chen Yang sein jinshi-Examen (eine Art Doktorprüfung) ab.[4]
1097
Song-Dynastie – Chen Yang steigt „nach Übernahme lokaler Beamtenaufgaben und Ämter innerhalb des kaiserlichen Opferamtes zum stellvertretenden Präsidenten des Ritenministeriums auf.“[4]
Petrus Venerabilis, Klosterreformer und Abt von Cluny sowie Hymnendichter († 1156)
1095
Um 1095: Ibn Baddscha, andalusisch-muslimischer Universalgelehrter auf den Gebieten islamische Astronomie, Logik in der islamischen Philosophie, arabische Musik, frühe islamische Philosophie, Physik im mittelalterlichen Islam, islamische Psychologie, arabische Poesie und Wissenschaft († um 1138)
Um 1095: Heloisa, Ehefrau des Philosophen und Theologen Peter Abaelard und Äbtissin des Klosters Le Paraclet bei Nogent-sur-Seine († 1164)
1097
Hugo von St. Viktor, Theologe und Philosoph, Verfasser des Didascalicon († 1141)
↑Als Begründer des Kartäuserordens war Bruno für die Einführung der Nutzung der Gesangbücher mit aquitanischen Neumen im Kartäuserorden verantwortlich. (Theresa Hartmann: HANDBÜCHLEIN. zur Übung „Liturgie für MusikwissenschaftlerInnen. Eine Einführung“. Universität Wien Institut für Musikwissenschaft Sommersemester 2006); MGG online: Artikel Choralreform; MGG online: Artikel: Kartäuser.
↑In 13 % der 2586 überlieferten Gedichte Su Shis beschreibt er Musik und Musikpraktiken seiner Zeit. Sie sind eine wichtige Quelle für die Musikwissenschaft. (Stuart H. Sargent: Music in the world of Su Shi (1037–1101): Terminology, Journal of Song-Yuan Studies 32/2002 S. 39–81 JSTOR 23496197)
↑Gedichte Su Shis wurden von chinesischen Komponisten vertont. Chen Qigang: Poème lyrique (Su Shi) für Bar. und Instr.-Ens. (1990) MGG online, Artikel: Chen Qigang; Shen Yintang: Yi (Erinnerung; nach einem Gedicht von Su Shi), Fantasie für 2 Klaviere (1991) MGG online, Artikel: Shen Yintang; Chen Yi: Drei Gedichte aus der Song-Dynastie Nr. 3 für gemischten Chor a capella, Text des dritten Gedichtes von Su Shi, MGG online, Artikel: Chen Yi; Lü Wenci: Bu suanzi, Streichquartett nach einem Gedicht von Su Shi, MGG online, Artikel: Lü Wenci; Qu Xiaosong: Mirage (nach Gedichten von Su Shi) für eine Stimme und Schlagzeug, MGG online, Artikel: Qu Xiaosong.