Motzstraße
Die Motzstraße verläuft über rund 1,5 Kilometer vom Berliner Ortsteil Schöneberg am Nollendorfplatz über den Viktoria-Luise-Platz bis zum Prager Platz im Ortsteil Wilmersdorf. Der zwischen dem Nollendorfplatz und der Martin-Luther-Straße gelegene Abschnitt weist eine Häufung von Lokalen der schwulen Szene auf und ist überregional bekannt für das Lesbisch-schwule Stadtfest, das sogenannte „Motzstraßenfest“. Seit 2019 findet am Ende der Motzstraße, auf dem Nollendorfplatz, Berlins LGBT-Weihnachtsmarkt Christmas Avenue statt. GeschichteDie Motzstraße gehörte zu den Schöneberger Straßen, die der Hobrecht’sche Bebauungsplan festsetzte, und trug hier die Nummer 8. Vom Nollendorfplatz bis zur Bamberger Straße gehört sie zum Ortsteil Schöneberg des Bezirks Tempelhof-Schöneberg. Von hier bis zum Prager Platz gehört sie zum Ortsteil Wilmersdorf des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf. Namenspatron der Straße war der ehemalige preußische Finanzminister Friedrich von Motz. Der in Schöneberg liegende Abschnitt erhielt seinen Namen durch eine – am 6. Juli 1870 bekanntgegebene – Kabinettsorder. Der 1870 einbezogene östliche Abschnitt zwischen Nollendorfplatz und Kurfürstenstraße wurde 1934 in Mackensenstraße umbenannt. Da August von Mackensen Förderer Adolf Hitlers war, gab es in den 1990er Jahren eine längere politische Kontroverse um eine Umbenennung; seit 1998 heißt dieser Teil Else-Lasker-Schüler-Straße nach der deutsch-jüdischen Dichterin Else Lasker-Schüler, die 1924–1933 in der Straße wohnte, allerdings auf der anderen Seite des Nollendorfplatzes. Die ehemalige Straße 20, Abt. IV des seinerzeitigen Berliner Bebauungsplans vom Nollendorfplatz bis zur damaligen Lutherstraße (dieser Teil wurde erst am 1. März 1963 in Martin-Luther-Straße umbenannt) wurde 1889 und der westlich des Viktoria-Luise-Platzes liegende Straßenabschnitt, die damalige Königshofer Straße in Wilmersdorf, im Jahr 1901 in die Motzstraße einbezogen. Damit gilt der Name für Wilmersdorf erst seit dem 21. Oktober 1901. Ein Abschnitt der Straße gehörte bis 1938 auch zum damaligen Bezirk Charlottenburg. Im Jahr 1910 wurde unter der Motzstraße die heutige Linie U4 der Berliner U-Bahn angelegt. Bauwerke (Auswahl)Das Wohnhaus Motzstraße 22 ist ein gelistetes Baudenkmal, es wurde zusammen mit dem Haus Motzstraße 14 nach Plänen des Architekten Gustav Gebhardt im Jugendstil zwischen 1897 und 1899 errichtet.[1] Unter den repräsentativen Gebäuden am Viktoria-Luise-Platz, in der Motzstraße 55 gehört auch auf der Denkmalliste das Wohn- und Geschäftshaus, das 1901–1902 von Boswau & Knauer errichtet wurde. Auch die Wohnhäuser Motzstraße 58 und 61, beide im Jahr 1901 fertiggestellt, stehen in der Berliner Denkmalliste.[2][3] Weitere Gebäude wurden nach einem im Jahr 1980 ausgelobten Schinkelwettbewerb umgestaltet.[4] In der Motzstraße 8 am Nollendorfplatz ist eine Gartenarchitektur mit Statue erwähnenswert, die 1891 nach Entwurf des Architekten Franz Piater entstand und als Kulturdenkmal gilt.[5] Dazu gehört das Metropoltheater am Nollendorfplatz mit den anliegendem Bauensemble Motzstraße 1–3 und Nollendorfstraße 11/12. Es ist das einzige historische und heute noch immer dominierende Gebäude an der Südseite des Nollendorfplatzes: das ehemalige Neue Schauspielhaus. Der monumentale Bau mit giebelbekrönter Hauptfassade und kräftigen Seitentürmen gehört zu den erhaltenen Resten eines 1906 errichteten Baukomplexes, der sich mit Theater und Konzertsaal, Konzertgarten sowie Restaurant- und Büroflügel zwischen Motz- und Nollendorfstraße erstreckte. Nach Entwurf des Schweizer Architekten Albert Fröhlich in Zusammenarbeit mit der Firma Boswau & Knauer war die Anlage im Auftrag der Theater- und Saalbau AG ausgeführt worden. In der wechselvollen Nutzungsgeschichte des Gebäudes als populäres kommerzielles Theater der Kaiserzeit, als eines der ersten Lichtspielhäuser um 1910, als politisches Theater Erwin Piscators in den 1920er Jahren und als Diskothek Metropol ab 1978, ist 2005, nach Jahren des Leerstandes, mit einem spektakulären Umbau zu einem Clubgebäude ein neues Kapitel eröffnet worden. Leben in der MotzstraßeWährend die Motzstraße westlich der Martin-Luther-Straße eher den Charakter einer reinen Wohnstraße aufweist, ist sie zwischen der Martin-Luther-Straße und dem Nollendorfplatz bekannt für eine Häufung schwuler Kneipen, Bars und Restaurants, deren Vorgängerinnen hier schon vor dem Ersten Weltkrieg und in den 1920er Jahren existierten, als Christopher Isherwood in dieser Gegend wohnte. Unterbrochen von der Zeit des Nationalsozialismus wurde daran nach dem Zweiten Weltkrieg wieder angeknüpft. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts findet hier und in den Nebenstraßen alljährlich im Juni das Motzstraßenfest – ein lesbisch-schwules Straßenfest – statt. Rudolf Steiner – der Begründer der Anthroposophie – und seine zweite Frau Marie von Sivers wohnten von 1903 bis 1923 in der Motzstraße 30. Dort ist eine Gedenktafel angebracht. Von 1924 bis 1933 lebte die Dichterin und Malerin Else Lasker-Schüler in der Motzstraße 7 (damals: Hotel Koschel in der Nummer 78), woran eine Gedenktafel erinnert. Der Motzstraßenkreis war eine politische Gruppe von Nationalkonservativen um Arthur Moeller van den Bruck, Heinrich von Gleichen-Rußwurm und Eduard Stadtler. Siehe auchWeblinksCommons: Motzstraße (Berlin-Schöneberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Motzstraße (Berlin-Wilmersdorf) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
Koordinaten: 52° 29′ 46,2″ N, 13° 20′ 35,6″ O |