Dieser Artikel befasst sich mit dem ungarisch-jüdischer religionsphilosophischer Schriftsteller, Prediger und Landesrabbiner des Herzogtums Sachsen-Meiningen. Zum niederländisch-jüdischer Kupferstecher, Mitglied der Amsterdamer Akademie, siehe englischsprachige Wikipedia Moritz Dessauer
Moritz Dessauer wurde 1842 als Sohn des Rabbiners, Schriftstellers und Talmudisten Gabriel Löw Dessauer und Cäcilie Dessauer geb. Donath in Balatonfőkajár geboren.[1] Sein Vater, auch Dániel Dessauer Gábor oder Gabriel L. ben Nathan Ha-Levi genannt, wurde 1805 in Nitra (Nyitrán) geboren und verstarb am 1. Juni 1878 in Balatonfőkajár. Der Vater erhielt seine Ausbildung bei Rabbiner Moses Sofer in Preßburg und übte vierzig Jahre sein Amt als Rabbiner aus. Als erster Sohn und Bruder von Moritz Dessauer wurde Julius Dessauer1832 in Nitra in Ungarn geboren und verstarb 1883 in Budapest. Bruder Julius Dessauer war Schriftsteller, Übersetzer, Religionslehrer und Oberrabbiner im IV. Budapester Bezirk.[2] Moritz Dessauer folgte der Familientradition wie sein Bruder Julius Dessauer, denn ihr Vater war Rabbiner von Egy und von Balatonfőkajár und ihr Großvater Náthán Dessauer übte das Amt in Sopronkresztúr und in Nitra aus.
Ausbildung und Wirken
Nach der Schule im Elternhaus setzte er seine Talmudstudien in der Jeschiwa in Várpalota fort und besuchte anschließend die Gymnasien in Székesfehérvár und Pest. Nach seinem Abschluss besuchte er im Zeitraum von 1861 bis 1870 das Jüdisch-Theologische Seminar in Breslau und schrieb sich am 30. November 1864 bei der dortige Universität ein. Seine Promotion zum Doktor der Philosophie erlangte er in der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Im Jahr 1871 ging er in die Provinz Sachsen, um als Prediger in Köthen anzutreten. Im darauf folgenden Jahr 1872 heiratete er Pauline Dessauer geb. Rothenstein aus Barby an der Elbe.[3]
Im Jahr 1881 wurde Moritz Dessauer zum Landesrabbiner von Sachsen-Meiningen berufen.
Am 27. April 1895 im Alter von 52 Jahren verstarb Moritz Dessauer in Meiningen und fand seine letzte Ruhestädte auf dem Jüdischer Friedhof (Meiningen) nördlich des Meininger Parkfriedhofs. Das Grab seiner Frau Pauline befindet sich neben seiner Grabstelle.
1868 Spinoza und Hobbes: Begründung Ihrer Staats- und Religionstheorien durch Ihre Philosophischen Systeme Dissertation mit Widmung an seine Elter, Breslau (Digitalisat)
1875 Daniel, in Sieben Kanzelreden für das Neujahrs- und Versöhnungsfest, ebd.
1878 Der Sokrates der Neuzeit und Sein Gedankenschatz: Sämtliche Schriften Spinozas Gemeinverständlich und Kurz Gefasst, Köthen (Digitalisat)
1879 Der Deutsche Plato: Erinnerungsschrift zu Moses Mendelssohns 150jährigem Geburtstage, Berlin (Digitalisat)
1881 Blüthen und Knospen der Humanität aus der Zeit von Reuchlin bis Lessing, Zürich
1885 Humanität und Judenthum, Leipzig
Publikationen (Auswahl)
Rede, gehalten am Buss- und Bettage vor dem Beginn des Krieges 1870 in der Synagoge zu Cöthen
Predigt, gehalten zum Friedensfest am 18. Juni 1871 in der Synagoge zu Cöthen
1885 Moses Mendelssohn-Erinnerungen, Lbl XIV, S. 150ff, 167ff
Moses Mendelssohn. Darstellung seines Lebens und Wirkens von neuem zu seinem 100jährigen Todestage mit Bild und Stammtafel herausgegeben, 3. Auflage Meiningen
1886 Über die Gleichnisliteratur des Altertum, PWMbl. X, S. 26ff
↑ abCarsten Wilke, Julius Carlebach, Michael Brocke: Die Rabbiner der Emanzipationszeit in den deutschen, böhmischen und großpolnischen Ländern 1781–1871Teil 1. De Gruyter, 2004, S.245 (google.de).
↑Gabriele Mauthe, Michael Doppelhofer, Susanne Blumesberger: Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert. De Gruyter, Berlin 2011, ISBN 978-3-11-094900-1, S.216 (google.de).
↑Schriften des Vereins für Meiningische Geschichte und Landeskunde Band 20. Commissionsverlag von Brüdner & Renner, 1895, S.129 (google.de).