Ein Monoidring kann als Verallgemeinerung eines Polynomrings aufgefasst werden. Dabei werden die Potenzen der Variablen durch Elemente aus einem Monoid ersetzt, was im Folgenden exakt definiert wird.
Definition
Sei
ein kommutativer Ring mit Eins und
ein Monoid, dann ist
![{\displaystyle R[G]:=\{\alpha \colon G\to R{\ {\big |}\ }\alpha (x)=0{\text{ für alle bis auf endlich viele }}x\}\,}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/db84b72b2d84c1c03def2409fb8a40100d616bc5)
mit der Addition
![{\displaystyle (\alpha +\beta )(x):=\alpha (x)+\beta (x)}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/8ba0ef50b0eb4ea64efc7a746aeea4622ba7a25c)
und der Faltung
![{\displaystyle (\alpha \beta )(z):=\sum _{xy=z}{\alpha (x)\beta (y)}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/ae15db7599d90b517cf8278c594f9f248478c7a6)
als Multiplikation ein Ring. Die Konstruktion ist der des Polynomrings nachempfunden.
Man schreibt
oder einfach
für die Abbildung
, die an der Stelle
den Wert
und ansonsten
annimmt. Beispielsweise gilt dann
![{\displaystyle (a\cdot x)(b\cdot y)=(ab)\cdot (xy)\quad {\text{für }}a,b\in R{\text{ und }}x,y\in G.}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/358b668d4c0da54cd8b735d02c193114f5eb94f6)
besitzt ein Einselement, nämlich
, wobei
das Einselement von
und
das Neutralelement von
ist.
Ist
eine Gruppe, so heißt
Gruppenring oder Gruppenalgebra; auch die Schreibweise
ist üblich.
wird zur
-Algebra via
Eigenschaften
ist genau dann ein kommutativer Ring, wenn
als Monoid kommutativ ist oder
der Nullring ist.
- Jedes Element
lässt sich eindeutig schreiben als
mit ![{\displaystyle a_{x}:=\alpha (x)}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/3dfead128a9ca11de1d4d84f492b4f2689c6f12f)
- Falls
nicht der Nullring ist, sind
und
auf natürliche Weise in
eingebettet, nämlich durch die injektiven Ring- bzw. Monoidhomomorphismen
und
, wobei
wie oben definiert ist.
- Falls
der Nullring ist, dann ist
isomorph zum Nullring
- Falls
ein Monoid ist,
kommutative Ringe und
ein Ringhomomorphismus, dann gibt es einen eindeutigen Homomorphismus
. sodass ![{\displaystyle h\left(\sum _{x\in G}a_{x}x\right)=\sum _{x\in G}f(a_{x})x}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/918e25ebd68b43ea807621e3ce788c17f33129b2)
Universelle Eigenschaft
Der Monoidring bzw. die Monoidalgebra kann auch – bis auf Isomorphie – über eine universelle Eigenschaft definiert werden. Seien
und
wie oben definiert. Es bezeichne
die Kategorie der Monoide und
die Kategorie der (assoziativen)
-Algebren. Sei
der Vergissfunktor, d. h. der Funktor, der jeder
-Algebra ihr multiplikatives Monoid zuordnet.
Dann ist die kanonische Einbettung
universell, d. h.: Falls wir noch einen anderen Monoid-Homomorphismus
in das multiplikative Monoid einer
-Algebra
haben, dann existiert genau ein
-Algebra-Homomorphismus
, so dass
.
In der obigen Konstruktion der Monoidalgebra sieht
wie folgt aus:
.
Wenn wir den Funktor, der jedem Monoid seine Monoidalgebra über
zuordnet, mit
bezeichnen, ist also
linksadjungiert zu
. So erhalten wir eine sehr kurze Definition der Monoidalgebra, jedoch muss man immer noch die Existenz beweisen.
Beispiele
ist isomorph zum Polynomring in einer Unbestimmten über
.
- Ist allgemeiner
ein freies kommutatives Monoid in
Erzeugern, so ist
isomorph zum Polynomring in
Unbestimmten über
.
Spezialfälle
- Es sei
eine lokalkompakte topologische Gruppe. Ist
nicht diskret, so enthält der Gruppenring
keine Information über die topologische Struktur von
. Deshalb nimmt seine Rolle die Faltungsalgebra der integrierbaren Funktionen ein: Sei
ein linksinvariantes Haarmaß auf
, dann bildet der Raum
mit der Faltung
![{\displaystyle (f*g)(\sigma )=\int _{G}f(\tau )g(\tau ^{-1}\sigma )\,\mathrm {d} \mu (\tau )}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/f3cf04c0f33f89591203f8249b945fc2f1858ffa)
- als Produkt eine Banachalgebra.
- Ist
ein Ring und
eine totalgeordnete Gruppe, deren Ordnung kompatibel mit der Gruppenoperation ist, d. h.
- aus
und
folgt
,
- so sei
![{\displaystyle S(G,A)=\{f\colon G\to A\mid \operatorname {supp} f{\text{ wohlgeordnet}}\}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/be6cd0077cf741f6a8acd3c36f5b4a821e155444)
- mit
. Mit der Faltung als Multiplikation und der komponentenweisen Addition wird
zu einem Ring. Ist
ein Körper, so ist
ein Schiefkörper. Ist beispielsweise
mit der natürlichen Ordnung, so ist
der Ring der formalen Laurentreihen mit Koeffizienten in
.
Literatur
- Serge Lang: Algebra, Graduate Texts in Mathematics, Revised Third Edition (Springer, 2002, ISBN 0-387-95385-X)