Monika RicharzMonika Richarz (* 8. Juni 1937 in Berlin) ist eine deutsche Historikerin, die sich seit Ende der 1960er Jahre mit der Sozialgeschichte jüdischer Menschen im Deutschland des 17. bis 20. Jahrhunderts befasst. Sie leitete die Kölner Bibliothek Germania Judaica und von 1994 bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 2001 das Hamburger Institut für die Geschichte der deutschen Juden. Leben und WirkenRicharz studierte in Bonn, Göttingen und Berlin Geschichte und Germanistik. In Berlin wurde sie stark geprägt von den Seminaren des jüdischen Gastprofessors Adolf Leschnitzer aus New York und dem wissenschaftlichen Austausch mit ihrem Mitstudenten, dem israelischen Historiker Amos Funkenstein. Als Mitarbeiterin der Historischen Kommission zu Berlin begann Richarz ihre wissenschaftliche Tätigkeit. Sie verfasste eine Dissertation über den „Eintritt der Juden in die akademischen Berufe“, mit der sie 1970 an der FU Berlin promoviert wurde. Danach war sie bis 1972 Mitarbeiterin des Deutschen Bundestages für ein Ausstellungsprojekt. Anschließend ging Richarz zu einem siebenjährigen Forschungsaufenthalt an das Leo Baeck Institute (LBI) in New York, wo sie prägende Kontakte zu amerikanischen und israelischen Kolleginnen und Kollegen aufbauen konnte. Sie erarbeitete aus den reichen Beständen des LBI an Selbstzeugnissen eine Auswahl, die sie in Auszügen als dreibändige Quellenedition „Jüdisches Leben in Deutschland – Selbstzeugnisse zur Sozialgeschichte 1780–1945“ einleitete, kommentierte und herausgab. Ihre Arbeit wurde mit einem Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland folgte eine Anstellung als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Berlin zum Thema „Landjuden“ bei Prof. Reinhard Rürup. Von 1984 bis 1994 wirkte Richarz als Leiterin der Germania Judaica in Köln, einer der größten Spezialbibliotheken zur Geschichte des deutschen Judentums. Im Anschluss übernahm sie die Leitung des Hamburger Instituts für die Geschichte der deutschen Juden. Sowohl hier als auch zuvor in Köln nahm sie Lehraufträge an der Universität wahr und wurde dafür von der Universität Hamburg 1996 zur Honorarprofessorin ernannt. Gastdozenturen führten sie an die Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg, die Universität Zürich und die University of Illinois in Chicago (USA). Seit ihrer Pensionierung 2001 setzt Richarz ihre wissenschaftliche Arbeit fort. Ihrer sozialgeschichtlichen, auf die handelnden Personen als Subjekte bezogenen Perspektive blieb Richarz in ihren Forschungen treu und wurde damit sowie mit der Einbeziehung des 17. und 18. Jahrhunderts früh zur Pionierin. Nachfolgende Generationen von Forscherinnen und Forschern hat sie geprägt und unterstützt. Der Mainstream des an deutschen Universitäten erst seit den 1970er Jahren entstehenden Forschungsfeldes der deutsch-jüdischen Geschichte befasste sich im Gegensatz dazu lange vor allem mit dem Verhalten und der Politik von Herrschaft bzw. Staat und Gesellschaft gegenüber der jüdischen Bevölkerung. Die Epoche der Frühen Neuzeit zwischen 1500 und 1800 spielte kaum eine Rolle. Richarz wandte sich besonders der Geschichte der auf dem Land lebenden Juden wie auch der Frauengeschichte zu. Sie initiierte und koordinierte zwei wegweisende Tagungen zum jüdischen Leben auf dem Land (Bielefeld, 1992) sowie zu der bemerkenswerten Autobiographie der jüdischen Kauffrau Glikl aus Hamburg (Hamburg, 1996). Die Ergebnisse der Tagungen wurden publiziert und stießen zahlreiche weitere Forschungen an. Gremien und Mitgliedschaften
Auszeichnungen (Auswahl)
Schriften (Auswahl)
Festschrift für Richarz
Weblinks
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