Militärflugplatz Nevatim
Der Militärflugplatz Nevatim (hebräisch בסיס נבטים, deutsch: Sprossen, junge Triebe, IATA-Code: VTM, ICAO-Code: LLNV) liegt etwa 15 Kilometer ostsüdöstlich von Be’er Scheva bzw. 10 Kilometer ostsüdöstlich des Moschavs Nevatim in der Negev-Wüste im Südbezirk Israels. Er zählt zu den größten der Israelischen Luftwaffe (IAF) und besitzt drei unterschiedlich lange Start- und Landebahnen. Neben drei Staffeln von Tarnkappen-Kampfjets sind auf ihm Transportflugzeuge, Tankflugzeuge und Maschinen zur elektronischen Aufklärung/Überwachung, sowie die sogenannte Israeli Air Force One stationiert (siehe „Einheiten“ samt Galerie ganz unten). Die Airbase ist seit längerem für eine duale Nutzung im Gespräch, d. h. sowohl militärisch als auch zivil, als Flughafen für die wachsende Großstadt Be’er Scheva und Umgebung (siehe unter: Internationaler Flughafen Nevatim). GeschichteStichpunkte
140. Staffel „Golden Eagle“Die vom aufgegebenen Militärflugplatz Etzion über Ramon nach Nevatim transferierte A-4H/N Skyhawk- und dann F-16A/B-Staffel 140 „Golden Eagle“ war mit einer von Ilan Ramon (1954–2003) geflogenen F-16A an der Operation Opera, der Zerstörung des irakischen Atomreaktors Osirak am 7. Juni 1981 beteiligt gewesen.[2]
Mitte der 2010er Jahre wurden alle F-16-Jets der Basis stillgelegt und durch F-35I-Tarnkappenjets ersetzt, und die „Golden Eagle“-Staffel war Ende 2016 die erste, die dieses Kampfflugzeug erhielt. GegenwartInfrastrukturIm südlichen Bereich des Flugplatzes mit einer Start- und Landebahn sind hauptsächlich Transportflugzeuge, Tankflugzeuge sowie Aufklärungs- und Überwachungsmaschinen stationiert. Der nördliche Bereich mit seinen beiden Runways ist den drei Staffeln mit F-35I-Kampfjets vorbehalten. Zwei weitere dort befindliche Start- und Landebahnen sind nicht mehr in Betrieb (siehe Karte). Die südliche Start- und Landebahn mit 3.900 Metern wurde im Jahr 2008 errichtet und war zu diesem Zeitpunkt die längste Runway des Nahen Ostens.[3]
F-35I AdirSeit Dezember 2016 werden auf Nevatim neue Kampfjets vom Typ F-35I Adir (Der Mächtige) stationiert, die Israel vom US-Hersteller-Konsortium um Lockheed Martin kauft und seinen Bedürfnissen entsprechend modifiziert.[4][5] Es sind bisher insgesamt 75 dieser Tarnkappenjets bestellt worden, die bis Ende der 2020er Jahre ausgeliefert werden sollen. Dies entspricht drei Staffeln, die alle bereits auf Nevatim eingerichtet sind und irgendwann ihre volle Stärke erreichen werden. Hierbei handelt es sich um die 116. Staffel „Lions Of The South“, die 117. Staffel „First Jet“ und die 140. Staffel „Golden Eagle“, die alle schon eine längere Geschichte auf anderen Basen und mit anderen Flugzeugen hinter sich haben.[6][7][8][9][10][11] Parallel zur Einführung der F-35I wurde auf Nevatim auch ein Flugsimulator installiert, der neue Piloten an das Flugzeug gewöhnen soll, bevor sie das erste Mal im Cockpit sitzen und der erfahrene Piloten mit Kampfsituationen vertraut machen soll, ohne sich selbst in Gefahr zu begeben.[12] Nach einjähriger Test- und Trainingsphase hatte Israel Anfang Dezember 2017 die ersten acht F-35I der Basis offiziell für einsatzbereit erklärt[13], und im Mai 2018 wurden laut dem damaligen Kommandeur der IAF, Generalmajor Amikam Norkin, weltweit die ersten scharfen Einsätze mit diesem Flugzeugtyp geflogen, wahrscheinlich gegen pro-iranische Stellungen in Syrien.[14] Im Juli 2019 griffen auf Nevatim stationierte F-35I zweimal iranische Raketendepots an, die sich nördlich und nordöstlich der irakischen Hauptstadt Bagdad befanden.[15] Weitere FlugzeugeDie noch aus den 1970er Jahren stammenden und ab 2008 auf Nevatim stationierten Boeing 707 Re'em Tankflugzeuge werden Schritt für Schritt durch neuere Maschinen des Typs KC-46A Pegasus ersetzt. Israel unterschrieb dazu Anfang 2021 bei Boeing einen Vorvertag für zunächst zwei Tankflugzeuge, mittelfristig sind bis zu acht Exemplare geplant, die etwa ab 2025 ausgeliefert werden sollen.[16][17][18] Im November 2024 wurde bekannt, dass Boeing die Produktion des ersten von vier Tankflugzeugen für Israel begonnen hat und eine Option über 8 weitere besteht. Außerdem sollen für alle Pegasus-Tanker neue große Hangars auf Nevatim errichtet werden.[19] Die seit 1971 bestehende 122. Staffel „Nachshon“ betreibt auf Nevatim mehrere Gulfstream Jets in unterschiedlichen Konfigurationen: drei Maschinen des Typs GV SEMA Shavit seit 2005, fünf Maschinen des Typs G550 CAEW Eitam seit 2008 und seit 2021 die G550 ELINT/COMINT Oron, alle für diverse Aufgaben, wie elektronische Aufklärung und Überwachung, Frühwarnung, Fotoaufklärung etc. auch für die israelische Marine. Die Anschaffung weiterer Maschinen des neuesten Typs Oron ist geplant.[20][21][22][23] Die Nevatim Airbase ist auch Heimatbasis der sogenannten Israeli Air Force One, einer umgebauten Boeing 767 für Dienstreisen des israelischen Präsidenten oder des Premierministers. Sie trägt offiziell den Namen Wing of Zion, wird von der IAF betrieben und hat auf Nevatim einen eigenen Hangar (siehe Karte und Bild unter Einheiten). Die Anschaffung und der Unterhalt dieser Maschine sind in Israel sehr umstritten, was dazu geführt hatte, dass sie noch vor Inbetriebnahme im Jahr 2022 erst einmal stillgelegt wurde. Nachdem Benjamin Netanjahu Ende 2022 erneut zum Ministerpräsidenten gewählt worden war, wurde die Wing of Zion im Laufe des Jahres 2023 endgültig in Betrieb genommen.[24]
Internationaler FlughafenDa der internationale Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv-Jaffa seit langem an seine Kapazitätsgrenzen stößt, gibt es schon seit Jahrzehnten Überlegungen, einen der Militärflugplätze Israels ganz oder teilweise in einen zivilen Flughafen umzuwandeln oder entsprechend zu erweitern. Neben einer kompletten Umwandlung des Militärflugplatzes Ramat David im Norden Israels ist eine duale Nutzung des Militärflugplatzes Nevatim dafür im Gespräch, da man ihn ohne größere Probleme erweitern könnte, weil er rundum von Wüste umgeben ist. Auch die Nähe zur wachsenden Großstadt Be’er Scheva (etwa 15 km) spräche dafür. Die IAF ist entschieden gegen den zweiten Vorschlag, da ihrer Ansicht nach die militärischen Flugbewegungen auf Nevatim dadurch zu sehr eingeschränkt würden.[25] Ende Januar 2025 beschloss die Knesset, bis Ende des Jahres einen Plan ausarbeiten zu lassen, wie ein internationaler Verkehrsflughafen in Nevatim eingerichtet werden könnte. Das bedeutet noch nicht, dass er auch gebaut wird, aber es sollen zunächst einmal alle Möglichkeiten untersucht werden, wie und wo ein Flughafen dort entstehen kann. Die Entwicklung ab dem 7. Oktober 2023 hat aber auch gezeigt, wie intensiv die IAF die Nevatim Airbase nutzt, um all ihre Aufgaben zu erfüllen, wie die intensiven Einsätze im Gazastreifen und Westjordanland, im Libanon und Syrien, die Langstrecken-Vergeltungsschläge im Iran und gegen die Huthis im Jemen. Sollte es zu einem dualen Flughafen Nevatim kommen, werden die Einsätze von dort aus so nicht mehr möglich sein.[26] NuklearwaffenSchon bevor die US Air Force Anfang März 2024 bekannt gegeben hatte, dass ihre F-35-Tarnkappenjets für den Einsatz von B61-12-Atombomben zertifiziert sind,[27] wurde darüber spekuliert, ob auch die israelischen F-35I Adir auf Nevatim in der Lage sind, israelische Atomwaffen zu transportieren und abzuwerfen.[28] Auf dem nur 30 Kilometer westlich liegenden Militärflugplatz Chazerim gibt es vermutlich für die Lagerung von Nuklearwaffen einen besonders gesicherten Bereich, der auf Satellitenbildern gut zu erkennen ist. Mit diesen Waffen könnten im Ernstfall die dortigen F-15I Ra'am und F-16I Sufa Kampfflugzeuge bestückt werden, wie das Bulletin of the Atomic Scientists vermutet.[29] Raketenangriffe des IranIn der Nacht vom 13. auf den 14. April 2024 griff der Iran Israel mit Drohnen, Marschflugkörpern und mehr als 120 ballistischen Raketen an, von denen die meisten abgefangen wurden. Die Militärbasis Nevatim war dabei ein primäres Ziel, da die Kampfflugzeuge für einen vorausgegangenen israelischen Luftangriff auf ein iranisches Konsulatsgebäude in Damaskus von dort gestartet sein sollen. Beim Angriff wurden ein Rollweg, ein leeres Lagerhaus oder zwei leere Hangars und eine Lockheed C-130 beschädigt.[30][31][32][33] Am 1. Oktober 2024 griff Iran erneut Israel mit Raketen an. Einige der iranischen Raketen durchdrangen den Raketenschutzschirm; so wurde der Militärflugplatz Nevatim von mindestens einem Dutzend Raketen getroffen. Satellitenbilder nach dem Angriff zeigten geringe Schäden an der Infrastruktur, vor allem im südlichen Bereich. Laut IAF sollen aber keine Flugzeuge getroffen oder beschädigt worden sein und auch keine Menschen zu Schaden gekommen. Die zu diesem Zeitpunkt fortdauernden Einsätze gegen die Hamas im Gazastreifen und die Hisbollah im Libanon seien dadurch in keiner Weise eingeschränkt.[34][35] Einheiten
⃰ SEMA = Special Electronic Mission Aircraft, CAEW = Conformal Airborne Early Warning, ELINT = Electronic Intelligence, COMINT = Communication Intelligence
Hinweis: Flugzeuge der IAF lassen sich meist über die Symbole am Heck oder den Lufteinlässen ihrer jeweiligen Staffel zuordnen. Zwischenfälle
WeblinksCommons: Militärflugplatz Nevatim – Sammlung von Bildern und Videos
Einzelnachweise
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