Nach dem Abitur 1987 arbeitete Michael Triegel zunächst als Schrift- und Grafikmaler. 1990 begann er das Studium der Malerei und Grafik bei Arno Rink an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, das er 1995 mit Diplom abschloss. Nach eigenen Aussagen fällt in diese Zeit sein künstlerisches Erweckungsmoment in einer römischen Kirche: „Ich hatte da wirklich so im Goetheschen Sinne meine zweite Geburt.“[1] Regelmäßige Reisen nach Italien, Großbritannien und in die Schweiz prägten seine Landschaftsmalerei. Als Landesstipendiat absolvierte er von 1995 bis 1997 ein Aufbaustudium bei Ulrich Hachulla und erhielt 1998 das Meisterschülerdiplom. 1996 erhielt Michael Triegel den Deutschen Kunstpreis der Volks- und Raiffeisenbanken und drei Jahre später den Helen-Abbott-Förderpreis, Berlin-New York für bildende Kunst. 1998 erhielt er den Kunstpreis Der Mensch im Raum der Dragoco AG. 2009 folgte die Verleihung des Kulturpreises Kunst und Ethos vom Verlag Schnell und Steiner.
Mit der Ausführung des Wandbildes im historischen Rathaus Plochingen (Baden-Württemberg) im Jahre 2000 wurde auch eine breite Öffentlichkeit auf Michael Triegel aufmerksam. Seine Allegorie der Guten Regierung lehnt sich an die bereits in der italienischen Frührenaissance entstandenen Rathausbilder an. Triegel entwirft hierbei ein Panorama allegorischer Darstellungen, die ein Programmbild repräsentativer Stadtführung entstehen lassen.
Auf Empfehlung von Werner Tübke erhielt Triegel seinen ersten kirchlichen Auftrag, die Neugestaltung der Predella für den spätgotischen Schnitzaltar in der kleinen Kapelle in Barsinghausen-Langreder bei Hannover. 2005 wurde ihm die Ausführung eines Flügelaltars durch die evangelische Kirchengemeinde von Grave im Weserbergland anvertraut, den er 2006 vollendete. Der Altar zeigt im geschlossenen Zustand eine Darstellung des Jüngsten Gerichts, in der Triegel der Christusfigur sein eigenes Antlitz verliehen hat. Die Innenansicht zeigt mittig eine Anbetung des Kindes, der linke Flügel die Taufe Christi, der rechte eine Abendmahlszene. Noch im selben Jahr erteilte man ihm als Wettbewerbssieger unter dem Thema Gottes Wort den Auftrag für die Neugestaltung eines abgebrannten Seitenaltarretabels in der Pfarrkirche St. Laurentius (Ebern) in Unterfranken. Ende 2007 wurde es vollendet und eingeweiht. Die Außenansicht zeigt Abraham und Isaak, im Zentrum der Innenansicht steht die Bekehrung Pauli, links davon offenbart sich die Steinigung des Stephanus, rechts die Auferweckung der Tabea.
Die Ausführung eines Deckengemäldes für die Dommusik in Würzburg 2009/2010 setzt die Reihe der kirchlichen Aufträge fort. Das mit 3,8 m mal 2,3 m monumentale Deckenbild mit dem Titel Harmonia Mundi kann hierbei als Beispiel nicht nur für die handwerkliche Virtuosität Triegels dienen, sondern auch als Beweis seiner umfassenden geistes- und kulturgeschichtlichen Bildung. Mittels der Kombination verschiedener Göttergestalten, wie Pan, Apoll oder Athene, gelingt ihm die Verbildlichung der „auf der Ordnung der Zahlen beruhende[n] Weltdeutung des Pythagoras.“[2]
„Ein großes Bild ist das aber nicht. Dem Vergleich mit Raffaels berühmtem, eigentümlich kargen und verstörend unrepräsentativen Bildnis von Papst Julius II. hält es schon gar nicht stand.“[5]
Sven Behrisch schrieb in der Zeit:
„Mit Benedikts konzentriertem Gemälde […] schuf Triegel nicht nur sein bestes Werk. Er gibt auch dem Genre des Papst-Porträts neuen Sinn […] Triegel hat nicht nur den Papst, er hat die katholische Kirche porträtiert: herrisch und zweifelnd, überheblich und gebrechlich. Er hat geschafft, was der Kirche in letzter Zeit nicht immer gelang: sich menschlich zu zeigen.“[6]
Eine zweite Fassung des Porträts von Benedikt XVI., dem ersten ähnlich, wurde am 16. April 2013, dem 86. Geburtstag Benedikts XVI., in der deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl enthüllt. Ein weiterer Höhepunkt im Jahr 2010 und Beweis für die breite öffentliche Anerkennung seines kontrovers diskutierten Werks stellte die erste umfassende Retrospektive Verwandlung der Götter im Leipziger Museum der bildenden Künste dar. Über 60 Gemälde erlaubten einen repräsentativen Einblick in sein Œuvre und gaben dem Kunstpublikum die Möglichkeit, die künstlerische Entwicklung Michael Triegels von der Mitte der 1990er Jahre bis zum Jahr 2010 nachzuvollziehen. Ende des Jahres 2010 erhielt Triegel einen weiteren Auftrag durch die katholische Kirche. Für die neu renovierte Stadtpfarrkirche St. Augustinus in Dettelbach (Bistum Würzburg) fertigte er ein Altarretabel mit Szenen aus dem Leben des Heiligen Augustinus. Der Flügelaltar wurde am Gedenktag des Heiligen Augustinus, am 28. August 2011, geweiht. Das Werk Karfreitag 1300 entstand 2012.
Von 2020 bis 2022 schuf er eine neue Mitteltafel für den Marienaltar von Lucas Cranach im Westchor des Naumburger Doms, von dem nur die Seitenflügel erhalten waren.[9] Im Dezember 2022 wurde der gesamte Marienaltar samt der Mitteltafel aufgrund der Intervention der Denkmalschutz-Behörde wieder entfernt, ist aber im Dezember 2023 wieder an seinen Standort im Westchor zurückgekehrt, wo er zunächst vorbehaltlich der endgültigen Klärung bis Juli 2025 zu sehen sein wird.[10]
Das Werk Michael Triegels umfasst bisher Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Radierungszyklen. Neben Landschaften, Stillleben und Porträts sind es vor allem die komplexen künstlerischen Auseinandersetzungen mit dem antik-mythologischen und christlich-heilsgeschichtlichen Erbe, die als charakteristisch für seine Kunst wahrgenommen werden. Immer wieder wird Triegel deshalb auch in eine Traditionslinie mit renommierten Künstlern aus der ehemaligen DDR gerückt, so vor allem Werner Tübke.[11] Neben der Aufarbeitung biblisch-mythologischer Stoffe und deren Übertragung in die eigene Gegenwart verbindet ihn mit Tübke auch die zeichnerische Präzision, das handwerkliche Können. Das wurde Triegel in seinem Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst vermittelt. Seine Arbeitsweise ist sehr zeitintensiv. Auf einem aufwendig grundierten Malgrund wird die Komposition der zentralen Linien und Objekte festgehalten. Dann arbeitet der Künstler mit reduzierten Grisaille-Tönen sukzessive einzelne Partien plastisch heraus. Die Farbe wird schließlich in vielen Lasuren aufgetragen, um eine intensive und strahlende Farbwirkung zu erzielen.
Stilistisch orientiert sich Michael Triegel überwiegend an den Malern der italienischen Renaissance und des Manierismus, wie Raffael, Leonardo, Pontormo oder Bronzino. Dabei geht es ihm nicht um ein bloßes kunsthistorisches Zitat, sondern vielmehr um die Suche nach „Gegenmodellen“[12] und Archetypen.
Michael Triegel ist mit der Künstlerin und Illustratorin Christine Salzmann verheiratet. Sie sind Eltern einer erwachsenen Tochter.
Aufgrund einer Betroffenen in seinem engen persönlichen Umfeld engagiert sich Triegel für die Mukoviszidose-Hilfe. Er war mehrmals Schirmherr des Leipziger Mukolaufs – ein jährlicher Spendenlauf des Vereins „Mukoviszidose Selbsthilfe Leipzig e. V.“.[13]
2013: Kirche Panitzsch (Gemeinde Borsdorf bei Leipzig): „Arbeiten auf Papier“, Radierungen und Lithografien, Ausstellung vom 13. Oktober 2013 – bis Ende Januar 2014[16]
Juan de la Cruz, Michael Triegel: Dunkle Nacht / Radierungen von Michael Triegel zu einem Text von Juan de la Cruz. Edition Erata, Leipzig 2002, ISBN 3-934015-43-3.
Friederike Sehmsdorf: Michael Triegel – Wirklich – Fremd. Edition St. Matthäus, Berlin 2003, ISBN 3-9807912-2-X.
Karl Schwind (Hrsg.): Michael Triegel. Im Spiegel die Welt. The World in the Mirror. Wienand Verlag, Köln 2003, ISBN 3-87909-805-0.
Michael Triegel: Verzeichnis der Druckgrafik : 1991–2004 / Michael Triegel. Edition Galerie Schwind, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-932830-48-2.
Gerd Lindner: Michael Triegel – Ars Combinatoria. Panorama-Museum, Bad Frankenhausen 2006, ISBN 3-938049-05-7.
Michael Koller, Jürgen Lenssen (Hrsg.): Michael Triegel – Sprache der Dinge. Katalog zur Ausstellung im Museum am Dom Würzburg 26. September – 30. November 2008. Würzburg 2008, ISBN 978-3-9812595-0-6.
Kunstsammlungen des Bistums Regensburg (Hrsg.): Wirklich? – Michael Triegel. Malerei und Arbeiten auf Papier. Katalog zur Ausstellung im Museum St. Ulrich Regensburg 16. April – 20. Juni 2010. Regensburg 2010, ISBN 978-3-7954-2397-1.
Richard Hüttel (Hrsg.): Michael Triegel: Verwandlung der Götter. Katalog zur Ausstellung im Museum der bildenden Künste Leipzig 27. November 2010 bis 6. Februar 2011. Hirmer-Verlag, München 2010, ISBN 978-3-7774-3361-5.
Hermann Reidel: „Ach, Sie sind also mein Raffael.“ Zur Entstehungsgeschichte eines Papstporträts von Michael Triegel. In: Die Sechziger lassen grüßen. Regensburger Almanach. Herausgegeben von Konrad Maria Färber. MZ Buchverlag, Regensburg 2011, ISBN 978-3-934863-48-4, S. 104–109.
Richard Hüttel (Hrsg.): Werner Tübke – Michael Triegel. Zwei Meister aus Leipzig. Katalog zur Ausstellung in der Kunsthalle Rostock vom 21. Juni bis 14. September 2014 und in der Kunsthalle Jesuitenkirche, Museen der Stadt Aschaffenburg, vom 24. Januar bis 19. April 2015. Hirmer-Verlag, München 2014, ISBN 978-3-7774-2286-2.
Karl Schwind (Hrsg.): Michael Triegel. Discordia concors. Katalog zur Ausstellung im Angermuseum Erfurt vom 18. November 2018 bis 17. Februar 2019 und im Museum de Fundatie Zwolle vom 25. Mai 2019 bis 8. September 2019. Hirmer-Verlag, München 2018, ISBN 978-3-7774-3219-9.
Sara Tröster Klemm: Rezension zu Michael Triegel. Discordia concors; Ausstellungskatalog Angermuseum, 18.11.2018-17.02.2019, Erfurt; Museum de Fundatie, 25.05.2019-08.09.2019, Zwolle, Niederlande, hg. von Karl Schwind, mit Beiträgen von Josef Haslinger, Matthias Bormuth, Horst Bredekamp und Kai Uwe Schierz, München: Hirmer 2018. In: Journal für Kunstgeschichte. Die internationale Rezensionszeitschrift. Journal of Art History. International Periodical of Reviews, Jg. 25, 4/2019. Schnell+Steiner, Regensburg 2019, S. 385–396. (Zeitschriften – Universität Regensburg).
Karl Schwind (Hrsg.): Triegel trifft Cranach. Die Entstehung des Naumburger Altars von Michael Triegel. Edition Galerie Schwind, Leipzig u. a. 2022, ISBN 978-3-932830-81-5
Georg Habenicht: Der Naumburger Bilderstreich zum Triegel-Cranach-Altar. Ein Kunststück in fünf Aufzügen. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2023, ISBN 978-3-7319-1342-9
↑ Vgl. Naumburger Dom, Das Altarprojekt im Naumburger Westchor. Vgl. ferner Karl Schwind (Hrsg.), Triegel trifft Cranach. Die Entstehung des Naumburger Altars von Michael Triegel. Edition Galerie Schwind, Leipzig u. a. 2022; Georg Habenicht, Der Naumburger Bilderstreich zum Triegel-Cranach-Altar. Ein Kunststück in fünf Aufzügen. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2023; Karin von Welck, Andreas Ranft (Hrsg.): Das Cranach-Triegel-Retabel im Westchor des Naumburger Doms. Geschichte – Deutung – Wirkung. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2024.
↑Wolf-Dietrich Löhr: Was siehst Du? Zu Michael Triegels Spiel mit der Fragwürdigkeit der Bilder. In: Richard Hüttel (Hrsg.): Michael Triegel. Verwandlung der Götter. 2010, S. 65.
↑Peter Guth: Mystik, Spiel und göttlicher Funken. In: Karl Schwind (Hrsg.): Michael Triegel. Im Spiegel die Welt. 2003, S. 17.
↑Thomas Mayer: Jede Runde zählt – Der Papst-Maler Michael Triegel engagiert sich für die Mukoviszidose-Hilfe. In: Leipziger Volkszeitung. 29. Juni 2011.