MehringhofDer Mehringhof ist ein alternatives Kulturzentrum im Berliner Ortsteil Kreuzberg. GeschichteEnde der 1970er Jahre entstand die Idee, ein alternatives Zentrum aufzubauen. Die Schule für Erwachsenenbildung (SfE) brauchte dringend größere Räume. Menschen aus ähnlich strukturierten Projekten taten sich mit den Schülern und Lehrern zusammen und kauften 1979 für knapp zwei Millionen DM das Fabrikgrundstück der Schriftgießerei Berthold auf dem Hinterhof der Gneisenaustraße 2a. Das Projekt wurde als GmbH organisiert. Zur GründungsgeschichteEin interner Konflikt während einer Versammlung der Organisation Netzwerk Selbsthilfe um die Gründung eines eigenen Sanierungsträgers zur Legalisierung besetzter Häuser in Berlin im Frühjahr 1982, der protokolliert wurde, gibt neben Informationen zu Netzwerk selbst auch Hinweise zur Gründung des Mehringhofes. Als zwei Diskutanten im „Streitgespräch“, das seinerzeit auch in der Taz veröffentlicht wurde, werden genannt: Gerd Behrens war „einer der Mitarbeiter der Mehringhof-Steuerberatungsgesellschaft, die unentgeltlich Projekte steuerlich berät. Mitbegründer der Taz und des Mehringhofes.“ […] Klaus Werner war „Initiator des Mehringhof-Gedankens.“ In Bezug auf das Frühjahr 1982: „Der Mehringhof wurde von verschiedensten Initiativen und Gruppen […] vor etwa 2 Jahren gekauft.“[1] Obwohl der Mehringhof nicht besetzt worden war, sahen sich viele der dortigen Projekte in den 1980er Jahren als Teil der Hausbesetzerbewegung in Berlin und der Komplex bot vielfältigen Aktivitäten Raum. Auch der Berliner Ermittlungsausschuss zur Feststellung von Polizeiübergriffen hatte dort sein Büro. Nach dem Tod des Hausbesetzers Klaus-Jürgen Rattay am 22. September 1981 durchsuchte die Polizei am 8. Oktober 1981 das Büro erfolglos nach Beweismaterial.[2] Projekte im MehringhofWichtige langjährige Mieter waren bzw. sind neben der SfE, in der man sich auf die Prüfungen für das Abitur und die Mittlere Reife vorbereiten kann.
Das Archiv des Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika (FDCL) bietet Materialien über den Widerstand in Lateinamerika und das Redaktionskollektiv der Lateinamerika Nachrichten berichtet seit 1973 über Politik, Kultur und Gesellschaft in Lateinamerika. Ebenso ist die Forschungsgesellschaft Flucht und Migration im Mehringhof untergebracht. Die Projekte im Mehringhof haben für derzeit knapp 120 Menschen feste Arbeitsplätze geschaffen. Das Antifaschistische Infoblatt sowie die Autonomen Zeitschrift Interim[17] haben dort ihre Post-Adresse. Seit 2003 finden jeweils im Mai oder Juni, jährlich an einem Wochenende von Freitag bis Sonntag, im Mehringhof, die Linken Buchtage Berlin statt.[18][19][20] Entsprechend der Grundsätze zur Vermietung der öffentlichen Räume[21] des Mehringhofs (Versammlungsraum, Blauer Salon) stehen diese zur (kostenfreien) Nutzung zur Verfügung. RepressionIm Juni 1986 kam es im Anschluss einer Solidaritätsdemonstration bezüglich der später als „Hamburger Kessel“ in die Geschichte eingegangenen rechtswidrigen Einkesselung von über 800 Demonstranten zur Erstürmung des Mehringhofs durch die Polizei. Ende April 1987 führte die Durchsuchung des im Mehringhof ansässigen Volkszählungsboykott-Büros sowie illegalerweise weiterer Büros und die Beschlagnahme der für die 1.-Mai-Gewerkschaftsdemonstration vorgesehenen Flugblätter zu Auseinandersetzungen am Rande des traditionellen 1.-Mai-Festes.[22][23][24] Im Jahr 1999 wurde der Mehringhof von fast 1000 Beamten von Kriminalpolizei über BKA bis zur GSG 9 einer Razzia unterzogen. Dort vermuteter Sprengstoff der Revolutionären Zellen wurde nicht gefunden.[25][26] Finanzierung und OrganisationDas Kulturzentrum erhält keine staatliche Förderung. Alle wichtigen Entscheidungen des Mehringhofs werden im monatlichen Plenum diskutiert und entschieden. Weitere Projekte der 1970er/1980er JahreLiteratur
Filme
WeblinksCommons: Mehringhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
Koordinaten: 52° 29′ 32,7″ N, 13° 23′ 18,5″ O |