Wechselwirkung (Zeitschrift)
Die Zeitschrift Wechselwirkung: Technik – Naturwissenschaft – Gesellschaft war eine Zeitschrift, die zwischen 1979 und 1990 in Berlin verlegt wurde. Sie verstand sich als ein „Diskussionsforum für Naturwissenschaftler, Ingenieure und Techniker in ihren politischen Aktivitäten“[1] Das Büro der Redaktion befand sich im Mehringhof in Berlin. Die Zeitschrift verfügte über zwanzig regionale Kontaktgruppen in der damaligen BRD, zweimal jährlich fanden bundesweite Treffen statt. OrganisationDie Initiative zur Gründung der Zeitschrift Wechselwirkung kam von einer Gruppe von Naturwissenschaftlern, die hauptsächlich an der Freien Universität Berlin bereits als Studenten zusammengearbeitet hatten. Die Gruppe lud am 10./11. Juni 1978 zu einem Treffen nach Berlin ein, auf dem die Ziele und Inhalte sowie die Konzeption der Zeitschrift diskutiert wurden. An dem Treffen nahmen gut 150 an einer solchen Zeitschrift Interessierte aus der ganzen Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin teil. Es wurden eine zentrale Redaktion in West-Berlin gegründet und regionale Unterstützungsgruppen gebildet. Diese Gruppen arbeiteten der zentralen Redaktion in Berlin zu und sorgten für die Verbreitung in den jeweiligen Regionen. In den Jahren danach bildeten sich ca. 20 regionale Gruppen in der ganzen Bundesrepublik: u. a. in Aachen, Bielefeld, Bonn, Braunschweig, Bremen, Essen, Frankfurt am Main, Hamburg, Hannover, Kiel, Köln, Marburg, München, Nürnberg, Oldenburg, Osnabrück, Reutlingen, Stuttgart und Wiesbaden. Um mit der Herausgabe und Produktion der Wechselwirkung beginnen zu können, wurde 1978 der Verlag Reinhard Behnisch gegründet, der zum 1. Januar 1985 in die Wechselwirkung Verlag GmbH mit Reinhard Behnisch als Geschäftsführer überführt wurde. 1980 bezog die Redaktion Räume im Mehringhof im Westberliner Bezirk Kreuzberg, wo sie bis zum August 1990 ansässig blieb. Die Auflage erreichte 1989 eine Höhe von 7.500 gedruckten Exemplaren bei 5.000 Abonnenten und Abonnentinnen. 1990 wurde die Zeitschrift Wechselwirkung an das Aachener Ingenieurskollektiv remember eG übergeben. Dieses führte die Zeitschrift weiter. Später gab das Ingenieurkollektiv die Zeitschrift an den Aachener Physikprofessor Peter C. Bosetti (1948–2012)[2] weiter, der sie dann mit der Schweizer Zeitschrift Vernetztes Denken fusionierte, bis diese eingestellt wurde. Im Verlag der Wechselwirkung erschien auch im Jahr 1986 das Buch des amerikanischen Historikers David F. Noble Maschinenstürmer oder die komplizierten Beziehungen der Menschen zu ihren Maschinen in der Übersetzung von Paula Bradish. Programmatik„Das Bild der Wissenschaft ist immer noch hochglänzend, unterhaltsam und ästhetisch ansprechend. […] Das Bild vom spektakulären Ergebnis verbirgt weiterhin Arbeitswirklichkeit des Labors und die Macht- und Interessenverhältnisse in der wissenschaftlich-technischen Produktion.“[3] So beschrieb die Redaktion der Wechselwirkung im Editorial der ersten Ausgabe die Motivation zur Herausgabe der Zeitschrift. Während in Großbritannien und den USA schon seit mehreren Jahren kritische Fachzeitschriften für Ingenieure, Naturwissenschaftler und Techniker (Großbritannien: undercurrents, USA: Science for the People, Processed World, Niederlande: Revoluon) existierten, gab es im deutschsprachigen Raum nichts Vergleichbares – anders als etwa für die Berufsgruppen der Architekten, Pädagogen und Mediziner, die mit Arch+, PädExtra bzw. Dr. med. Mabuse zum damaligen Zeitpunkt bereits über alternative Diskussionsforen verfügten und somit als Vorbilder dienen konnten. InhalteThematisch umriss die Redaktion die Inhalte der Zeitschrift mit folgenden Stichworten: Arbeitssituation und politische Sozialisation; Politische Praxis; Wissenschafts- und Fortschrittspolitik im Verwertungszusammenhang; Technik und ihre Auswirkungen; Naturwissenschaft, Technik und Ideologie.[4] Im April 1984 lud die Redaktion der Wechselwirkung befreundete, ausländische, technikkritische Zeitschriften zum jährlichen Treffen nach Berlin ein. Mit ihnen zusammen veranstaltete die Wechselwirkung einen internationalen Kongress „Sympathy for the Devil“ am 19. und 20. April 1984 in der TU Berlin. „›Sympathy for the Devil‹ drückt das ambivalente Verhältnis zur Computertechnologie aus. Wir haben versucht, aus verschiedenen Ländern Referenten einzuladen, die jeweils von ganz unterschiedlichen Standpunkten aus darüber berichten, wie in ihrem persönlichen Umfeld Computertechnik eingesetzt wird“, schrieb die Redaktion im Vorwort des Kongress-Readers.[5] Jede Ausgabe besaß ein Schwerpunktthema, das häufig von einer regionalen Gruppe oder Schwerpunktredaktion, die sich zu diesem Thema gegründet hatte, in eigener Verantwortung gestaltet wurde. Unter den zahlreichen Autoren und Autorinnen der Zeitschrift befanden sich u. a. Werner Bätzing, Gernot Böhme, Wolf-Michael Catenhusen, Hermann H. Dieter, Freimut Duve, Hermann Glaser, Imma Harms, Karl Otto Henseling, Lutz Hieber, Regine Kollek, Herbert Mehrtens, Wolf-Dieter Narr, Barbara Orland, Jens Pukies, Christina Thürmer-Rohr, Ludwig Trepl und Otto Ullrich.
Weblinks
Literatur
Einzelnachweise
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