Marktleuthen
Marktleuthen ist eine Stadt im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge (Regierungsbezirk Oberfranken) und liegt westlich von Selb. GeographieDie Stadt liegt an der Eger im Fichtelgebirge am Fuße des Großen Kornberges. GemeindegliederungEs gibt 15 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[3][4]
GeschichteBis zum 19. JahrhundertErstmals urkundlich erwähnt wurde Marktleuthen als „Leuken“ im Jahr 1314. Damals übereignete Heinrich der Ältere, Vogt von Plauen, dem Kloster Waldsassen Güter im Ort. Ihre Entstehung verdankt die ursprünglich zum Herrschaftsbereich der Burg Epprechtstein bei Kirchenlamitz gehörende Siedlung ihrer Lage an einer von mehreren Altstraßenzügen genutzten Egerfurt. 1354 kaufte der Reichsforstmeister Albrecht XI. Notthafft von Thierstein das Dorf vom Kloster Waldsassen und erweiterte es um 24 Höfe und Herbergen und eine Mühle. 1368 war erstmals von einer Kirche im Ort die Rede. Um 1398 gelangte Leuten zusammen mit der Herrschaft Thierstein an den Markgrafen Wilhelm I. von Meißen, der den Ort um 1400 mit den Thiersheimer Marktrechten begnadete. 1415 fiel der junge Markt zusammen mit Thierstein an den Burggrafen Johann III. von Nürnberg und dessen Bruder Markgraf Friedrich I. von Brandenburg. Bald danach wurde der Markt Leuthen durch die Einverleibung des in der Nähe befindlichen Dorfes Rohrsbach ein zweites Mal um 21 Anwesen vergrößert. Im Jahr 1429 befahl Markgraf Friedrich I. von Brandenburg, die zehn Höfe und die Sölde in Rohrsbach abzubrechen und innerhalb des Marktes wieder aufzubauen. Als Reaktion auf die drohenden Hussiteneinfälle erhielt der Markt damals eine aus Erdwällen mit Palisaden bestehende Befestigung und drei Tore. Mit dem Markgraftum Brandenburg-Kulmbach, das ab 1500 auch im Fränkischen Reichskreis lag, wurde der Markt Leuthen 1792 für kurze Zeit preußisch. Nach vierjähriger französischer Besetzung gelangte der Ort 1810 zum Königreich Bayern. Vier große Brände in den Jahren 1577, 1641, 1691 und 1843 verwüsteten den Ort. Der Wiederaufbau nach dem letzten Brand prägt die Gestalt des historischen Ortskerns bis heute. 20. JahrhundertDie in den 1920er-Jahren begonnene Siedlungstätigkeit im östlichen Gemeindegebiet verstärkte sich nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Zuzug von Flüchtlingen. 1954 wurde Marktleuthen vom bayerischen Innenminister Wilhelm Hoegner zur Stadt erhoben. EingemeindungenIm Zuge der Gebietsreform in Bayern wurden am 1. Januar 1978 die Gemeinde Großwendern sowie Teile der aufgelösten Gemeinden Neudes, Raumetengrün, Reicholdsgrün und Schwarzenhammer eingegliedert.[5] Das Gemeindegebiet umfasste vorher eine Fläche von 8,6 Quadratkilometern, nunmehr waren es 35,49 Quadratkilometer. Die Einwohnerzahl stieg von 3472 auf 4660. EinwohnerentwicklungZwischen 1988 und 2018 sank die Einwohnerzahl von 3905 auf 3069 um 836 Einwohner bzw. um 21,4 %.
PolitikStadtrat und BürgermeisterGewinne und Verluste
Neben dem Ersten Bürgermeister gehören dem Stadtrat 16 ehrenamtliche Mitglieder an.
Bei der Bürgermeisterwahl am 15. März 2020 erzielte weder Christoph Wunderlich (Freie Wähler), Florian Leupold (SPD) noch Sabrina Kaestner (CSU) die absolute Mehrheit. Bei der Stichwahl am 29. März gewann Kaestner mit 57 %. Leupold erreichte 43 %. Wappen
StädtepartnerschaftenHerend in Ungarn ist die Partnerstadt von Marktleuthen. Kultur und SehenswürdigkeitenEvangelische Pfarrkirche St. Nikolaus
Die erste Erwähnung einer Kirche in Marktleuthen fiel in das Jahr 1368, ein in die Nordwand des Kirchenschiffes eingemauerter Kreuzstein verweist jedoch stilistisch auf die Zeit vor 1200. Im Jahr 1486 folgte der erste Nachweis des Patroziniums des Heiligen Nikolaus. Dem Großbrand des Jahres 1577 fiel auch die Kirche zum Opfer. 1641 verursachte einquartiertes Kriegsvolk einen zweiten Großbrand; die Kirche brannte abermals aus. Der Wiederaufbau der Kirche zog sich bis 1645 hin. 1698 erfolgte der Anbau eines „Vorhäusleins“ mit Treppen zur Empore an der Westseite des Kirchenschiffes. 1791 wurde der bisherige gewölbte Chor mit 5/8-Schluss abgebrochen und die Kirche zum Einbau einer neuen Orgel um etwa 2,50 Meter nach Osten erweitert. 1895 erfuhr die Kirche eine durchgreifende Renovierung; der Innenraum wurde völlig neu gestaltet. Die doppelstöckigen Barockemporen wurden aus dem Kirchenraum entfernt, der Altarraum wurde durch einen Chorbogen abgetrennt und ein neuer Altar aufgestellt. Bei der 1935 durchgeführten Kirchenrenovierung wurden die 1895 durchgeführten Änderungen teilweise wieder rückgängig gemacht. Der alte manieristische Altar bekam wieder seinen angestammten Platz, die Kirche erhielt im Wesentlichen ihr heutiges Aussehen. Bei der letzten Gesamtsanierung der St.-Nikolaus-Kirche in den Jahren 1987/88 wurden mehrere historische Ausstattungsstücke aus der Kirche entfernt und im Pfarrhaus eingelagert.
Das kunsthistorisch wertvolle Innere des Kirchenraumes wird durch folgende Ausstattungsstücke bestimmt:
Weitere SehenswürdigkeitenEtwa einen halben Kilometer südöstlich des Marktplatzes erhebt sich eine licht bewaldete, als Parkanlage gestaltete Anhöhe. Auf ihrem höchsten Punkt befinden sich zwei bizarr übereinander gelagerte Granitfelsen, die der Volksmund unter dem Namen Teufelsstein kennt. Die Sage berichtet, dass dort ehemals Heiden getauft wurden. Es ist durchaus möglich, dass es sich bei dieser Felsformation einst um eine heidnische Kultstätte handelte, zumal unweit davon im Mittelalter eine dem Heiligen Wolfgang geweihte Kapelle errichtet wurde. Diese wurde in der Reformationszeit aufgelassen, jedoch besuchten Kranke noch bis in das 18. Jahrhundert den nahen Augenbrunnen, eine als heilkräftig geltende Quelle. Kapelle und Brunnen sind verschwunden, lediglich der Name Teufelsstein überdauerte. Beim Gemeindeteil Leuthenforst liegt der Rondellwald, ein einst zum Jagdschloss Kaiserhammer gehörender Jagdgarten. Markgraf Friedrich von Brandenburg-Kulmbach ließ in den Wald spinnennetzartige Schneisen schlagen. In deren Mittelpunkt errichtete er 1761 einen Jagdpavillon mit acht Fenstern. Heute steht dort eine große Linde. Auf dem Ortsfriedhof erinnert ein Sammelgrab mit Denkmal an 17 KZ-Opfer, die bei einem Todesmarsch des KZ Buchenwald nach dem KZ Flossenbürg im April 1945 ihr Leben verloren.[7][8] BodendenkmälerVereineDer ASV Marktleuthen setzt sich aus dem Turnverein Marktleuthen und dem Handballclub Marktleuthen 1946 zusammen. Als Vorzeigeobjekte des Vereins gelten die Herrenhandballmannschaft und die große Auswahl an Freizeitangeboten. Der Turnerbund Marktleuthen (TB Marktleuthen 1863 e.V.) vereint klassisches Turnen, Tennis, Kampfsport, Gardetanz und viele andere Sport- und Spielarten. Die vereinseigene Sporthalle, u. a. mit Airtrack-Matte und Kraftraum, sowie mehrere Tennisplätze bieten dafür Raum. Wirtschaft und InfrastrukturWirtschaftAufgrund der klimatischen Bedingungen und des kargen Bodens waren die Marktleuthener neben der Landwirtschaft schon immer auf andere Erwerbszweige angewiesen. Lohn und Brot gaben vor allem die Arbeit im Wald, der Bergbau und die Erzverarbeitung, die Weberei und andere Handwerke. Nach der Fertigstellung der Eisenbahnlinie Hof–Weiden–Regensburg–München im Jahr 1876 wurden in Marktleuthen, das schon auf eine jahrhundertealte Kommunbrau-Tradition zurückblicken konnte, vier große Brauereien gegründet. Es folgten eine Porzellanfabrik, mehrere steinverarbeitende Betriebe und eine Glasfabrik. Im Jahr der Stadterhebung (1954) gab es in Marktleuthen die Porzellanfabrik Heinrich Winterling (gegründet 1903) mit 750 Beschäftigten, die Bayerische Hohlglasfabrik mit 300 Beschäftigten, vier Granitwerke mit zusammen rund 200 Mitarbeitern, die Maschinenfabrik L. W. Muhr mit 80 Arbeitnehmern, ein Erdfarbenwerk mit 20 Beschäftigten, ein Sägewerk mit 20 Beschäftigten, drei Bierbrauereien und einen Fabrikationsbetrieb für Zelte und Planen. Daneben waren im Ort noch mehr als 200 kleinere Gewerbebetriebe (Handwerks- sowie Groß- und Einzelhandelsbetriebe) ansässig. Nachdem die Porzellanfabrik Winterling 2010 geschlossen wurde[9], gibt es in Marktleuthen noch zwei steinbearbeitende Betriebe, zwei Sägewerke, einen kunststoffverarbeitenden Betrieb sowie etwa 25 weitere Handwerks- und Gewerbebetriebe. VerkehrDer Bahnhof Marktleuthen liegt an der Bahnstrecke Weiden–Oberkotzau. SonstigesDer Ortsneckname von Marktleuthen beziehungsweise der Spitzname der Marktleuthener Bürger ist Egerscheißer. PersönlichkeitenSöhne und Töchter der Stadt
Mit der Stadt verbunden
Literatur
WeblinksCommons: Marktleuthen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Marktleuthen – Reiseführer
Einzelnachweise
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