Marianne Hollenstein stammt aus einer Basler Familie. Sie ist die Enkelin des Laufenburger Journalisten und Schriftstellers Emil Hering, der in den frühen 1930er Jahren das Aufkommen des Nationalsozialismus beobachtete und in seinen Artikeln verurteilte.[1]
Arbeiten für das Theater
Nach ihrem Studium der Szenografie am Institut International de la Marionette im französischen Charleville-Mézières lernte Marianne Hollenstein als Bühnenbildassistentin am Schauspielhaus Bochum das Tanztheater der Pionierinnen Reinhild Hoffmann und Susanne Linke kennen. Mit Bühnenbildner Johannes Schütz arbeitete sie an Linkes Ruhr-Ort (1991) mit, als Assistentin von Bildhauer Robert Schad betreute sie Hoffmanns Zeche eins (1992) und Zeche zwei (1993).
2014 war sie für Bühnenbild und Kostüme der von der Kulturstiftung des Bundes geförderten[7] türkisch-griechisch-deutschen Theaterkoproduktion Die Frauen von Troja zuständig (Künstlerische Leitung: Bernhard Stengele), aufgeführt am Tiyatro ENKA Istanbul, am Tiyatro Medresesi in Şirince und beim Samos Young Artists Festival am Theater von Pythagorion. Wieder gemeinsam mit Bernhard Stengele entwickelte sie 2017 eine Produktion am arabisch-hebräischen Jaffa Theatre in Tel Aviv. 2018 stattet sie das Tschaikowski-Ballett Sleeping Beauty (Dornröschen) in der Choreografie von Radu Poklitaru am Nationalen Iwan-Franko-Schauspielhaus in Kiew aus.
2017 Theaterpreis des Bundes für die Produktion „Cohn Bucky Levy – Der Verlust“ (Autorin: Mona Becker, Regie: Bernhard Stengele, Ausstattung: Marianne Hollenstein)[8] an Theater & Philharmonie Thüringen[9]
Freie Kunst
Marianne Hollenstein gilt als eine „Wanderin zwischen den Welten“ der darstellenden und der bildenden Kunst.[10] In ihren freien Kunstprojekten führt sie Architektur, Skulptur, Malerei, Bewegung und Licht zusammen. Ihr 2006 in Ulm eröffnetes Atelier unterhält sie als zentrale Arbeitsstätte.
In ihrer von dem Denktagebuch von Hannah Arendt ausgehenden Performance verbindet sie bildende Kunst mit Geschichte, Politik, Literatur und Musik. Unter Einbindung von Klängen malt und zeichnet sie zu Arendts Texten, Briefen, Essays, Gedichten und Gedanken auf Boden- und Wandpapieren, als würde sie den jeweiligen Raum wie eine Leinwand benutzen. Durch die ständige Übermalung der Skizzen, Linien und Schriftzeichen entsteht eine Malerei aus immer mehr Schichten.
Performances
Performances sind ein Schwerpunkt in Marianne Hollensteins Arbeit im Bereich der Freien Kunst. Das zwischen bildender und darstellender Kunst vermittelnde Element findet sich häufig in Verbindung mit ihren Installationen.
Ausstellungen (Auswahl)
1994 Ankunft, erste Kunstinstallation und Performance, Galerie Rue 13, Basel
1995 Figur und Raum, Staatliches Puppentheater Dresden
2018 Letters in between, Installation und Performance, Galerie Etienne de Causans, Paris
2018 Nothing for Eternity, Installation in der Ausstellung Achtung Menschenrechte, Museum zur Geschichte von Christen und Juden, Laupheim
2019 Human Condition, im Rahmen der Kyiv Art Week, Set, Independent Art Space, Kiew[16]
2020 Human draft, Performance, digital und live, GogolFest und „Finch“, Dnipro, Ukraine
2021 Frauen im Judentum, Installation zu Hannah Arendt, Museum zur Geschichte von Christen und Juden, Laupheim
2021 Denktagebuch von Hannah Arendt, Atelier, Ulm (gefördert von der Stadt Ulm, Abteilung Kultur)
2021 I want to understand..., Artifact Art Gallery, New York
2022 The right to be a human, eine Ausstellung inspiriert von der Beschäftigung mit Jeanne Hersch anlässlich des 30. Jahrestages der bilateralen Beziehungen zwischen der Schweiz und der Ukraine, Bereznitsky Art Foundation, Kiew. Ab dem Tag nach der Eröffnung konnte die Ausstellung aufgrund der Invasion Russlands in die Ukraine nicht mehr geöffnet werden, Marianne Hollenstein flüchtete mit einem Konvoi der Schweizer Botschaft.[17]
2022 INTER-EST / Das Recht, ein Mensch zu sein II, Rauminstallation, Kunstverein Ulm, mit einer Neuinterpretation in Kiew zurückgelassener Werke der Künstlerin[18]
Marianne Hollenstein. Malerei und Installation 2009-2011. Mit Beiträgen von Marianne Hollenstein und Max Stemshorn. Ulm 2011.
Marianne Hollenstein. Malerei-Installation-Performance 2012-2015. Mit Beiträgen von Magdi Aboul-Kheir, Matthias Kaiser und Ulrich Sinn. Ulm 2015.
Marianne Hollenstein. Installation und Performance 2010-2018. Texte von Marianne Hollenstein. Ulm 2019.
Lehre
Im Sommersemester 2018 übernahm Marianne Hollenstein einen Lehrauftrag für ein Master-Studienprojekt „Innenentwicklung“ an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen zum Thema Inszenierung im Stadtraum – Der Hegelplatz Stuttgart in Zusammenarbeit mit den Professoren Cornelia Bott, Siegfried Gaß und Henning Krug.
Rezeption
Die ukrainischen Modemacher Kateryna Biakova und Maksym Holub setzen mit ihrem Label „Finch“ Hollensteins Letters in between in eine Kollektion um, die sie im Dezember 2018 in der Galerie Etienne de Causans in Paris und im Februar 2019 bei der Ukrainian Fashion Week in Kiew vorstellten.[19]
↑Magdi Aboul-Kheir: Mit Papier gegen die Wucht. Marianne Hollensteins Ausstellung im ehemaligen Münchner "Führerbau". In: Südwest Presse. Ulm, 7. Dezember 2010.
↑ORFEO, 2. Akt. Website Stadthaus Ulm. Abgerufen am 17. März 2017.