Maria Birnbaum (Sielenbach)Die katholische Wallfahrtskirche Maria Birnbaum in Sielenbach, einer Gemeinde im Landkreis Aichach-Friedberg im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben, wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts als einer der ersten Zentralbauten des Barock in Bayern errichtet. Mit ihren Kuppeln und Türmen lässt die Kirche mit dem Patrozinium Sieben Schmerzen Mariens an einen orthodoxen Kirchenbau denken. Die Kirche gehört zu den geschützten Baudenkmälern in Bayern.[1] GeschichteDie heutige Wallfahrtskirche geht auf ein Vesperbild zurück, das um 1600 geschnitzt wurde und in einem Bildstock aufgestellt war. Im Jahr 1632, während des Dreißigjährigen Krieges, zündeten schwedische Soldaten den Bildstock an und warfen das Vesperbild ins Moor. Dort fand es, halb verbrannt und vermodert, der Dorfhirte von Sielenbach. Er stellte es in einen hohlen Birnbaum, an dem es bald zu Wunderheilungen kam, die die Wallfahrt zu „Unserer Lieben Fraw im Pürnbaum“ auslösten. Das Gelände des Birnbaums hatte die Deutschordenskommende Blumenthal bereits zuvor im Jahr 1620 erworben. Zunächst ohne Unterstützung des Ordens und des Bistums ließ der Blumenthaler Komtur Philipp Jakob von Kaltenthal ab 1661 um den Birnbaum die heutige Kirche unter Einsatz seines Privatvermögens bauen, wobei ihm das Römische Pantheon als Inspiration diente. Möglich wurde der Bau, da die Bewohner der Umgebung Arbeitskraft und Material zum Teil unentgeltlich zur Verfügung stellten.[2] Als Baumeister wurde Konstantin Pader beauftragt, der u. a. auch das Zisterzienserinnenkloster mit der Kirche Mariä Himmelfahrt in Niederschönenfeld errichtet hatte. Den Stuckdekor führte der zur Wessobrunner Schule gehörende Matthias Schmuzer aus. Im Jahr 1668 erfolgte die Weihe der Kirche durch den Freisinger Weihbischof Kaspar Kühner. Zunächst wurde die Wallfahrtskirche durch die Pfarrer von Sielenbach und Klingen betreut. Von 1670 bis zur Säkularisation übernahmen Deutschordenspriester die Seelsorge. Im 18. Jahrhundert setzte ein Rückgang der Wallfahrt ein. Um die Kirche im Jahr 1803 vor dem Abbruch zu bewahren, trugen zunächst Bauern der Umgebung die Kosten für ihren Unterhalt, bis die Gemeinde Sielenbach die Kirche kaufte. Von 1867 bis 1984 bestand eine Niederlassung der Kapuziner im Kloster Maria Birnbaum, die die Wallfahrt betreuten. 1999 kehrte der Deutsche Orden nach Maria Birnbaum zurück. Von 2001 bis 2013 war hier das Noviziat der Deutschen Brüderprovinz, im September 2020 wurde es erneut in den Konvent Maria Birnbaum verlegt.[3] ArchitekturAußenbauDie Kirche besteht aus drei aufeinanderfolgenden, überkuppelten Baukörpern, an die sich im Norden, Süden und Osten drei mit geschwungenen Hauben bekrönte Türme anschließen. Außer den Türmen haben alle Räume einen rundförmigen Grundriss. Der zentrale Hauptraum erhebt sich über einem im Westen und Osten angeschnittenen Kreis, die sich östlich und westlich anschließenden Räume haben kleeblattförmige Grundrisse. Die quadratischen Untergeschosse der Türme besitzen jeweils einen oktogonalen Aufbau. Breite Lisenen gliedern die Außenwände. InnenraumDie zentrale Rotunde wird von einer flachen Kuppel überwölbt, die sich in ihrer Mitte zu einem runden, durchfensterten Tambour, dem sogenannten Apostelturm, öffnet, dessen Nischen mit Apostelfiguren aus der Werkstatt von Lorenz Luidl besetzt sind. Die Wände werden von oben und unten abgerundeten Fenstern durchbrochen und von flachen Pilastern gegliedert, die auf hohen Sockeln stehen und mit Kapitellen verziert sind. In das Gewölbe sind Stichkappen eingeschnitten, unter denen sich ovale Okuli öffnen. Am Gewölbeansatz verläuft ein ausladendes Gesims. In der Ausbuchtung der Westwand ist die Orgel integriert. Ursprünglich stand hier der Birnbaum mit dem Gnadenbild. Im Jahr 1685 waren Haupt- und Seitenaltäre in die Westkonche versetzt worden, wo sie den Birnbaum mit dem Gnadenbild umrahmen sollten. 1867 verlegte man die Altäre wieder an ihre ursprüngliche Stelle in den Chor in der Ostkonche.
StuckDer reiche Stuckdekor wurde um 1664/65 durch Matthias Schmuzer ausgeführt, vermutlich nach Entwürfen von Konstantin Pader. In ihm verbinden sich ältere traditionelle Elemente wie geometrische Formen, Lorbeerbündel, Engelshermen mit den späteren Wessobrunner Motiven wie Muscheln und Schneckenformen. Wände und Wölbung sind gleichmäßig mit Füllhörnern, Blumenkörben, Engelsköpfen und Blattranken überzogen.
Ausstattung
OrgelDie Orgel mit 15 Registern auf zwei Manualen und Pedal wurde 1977 von Günter Ismayr gebaut. Die Disposition lautet:[4]
Epitaphien
Literatur
WeblinksCommons: Maria Birnbaum (Sielenbach) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
Koordinaten: 48° 23′ 36,2″ N, 11° 9′ 42,3″ O |