Über Maria Anna Sagars Leben ist nur wenig bekannt. Sie war die Tochter des ersten Böhmischen Statthalterei-Registrators Radoschny, nach dessen Tod sie sich in Wien als Magd verdingen musste. 1752 heiratete sie den späteren Schlosshauptmann und Lustspielautor Johann Sagar.[1] Ihren RomanDie verwechselten Töchter (1771) veröffentlichte Anna Maria Sagar anonym, „von einem Frauenzimmer“; Karolinens Tagebuch (1774) erschien unter dem Kryptonym „M.A.S.“ Den Roman Karolinens Tagebuch charakterisiert Sagar im Titel ausdrücklich als einen „ohne ausserordentliche Handlungen oder gerade so viel als gar keine“. Damit stellt sie ihn in die englischen Traditionen einerseits des digressiven Romans im Stile von Laurence Sterne, andererseits von Henry FieldingsAn Essay on Nothing.[2] Neben Sophie von La RochesGeschichte des Fräuleins von Sternheim (1771) gelten Maria Anna Sagars Werke als frühe Zeugnisse einer deutschsprachigen, von Frauen verfassten Romanliteratur des 18. Jahrhunderts.[3]
Primärliteratur
Die verwechselten Töchter, eine wahrhafte Geschichte, in Briefen entworfen von einem Frauenzimmer. Gerle, Prag 1771. (Digitalisat)
Karolinens Tagebuch ohne ausserordentliche Handlungen oder gerade so viel als gar keine. Gerle, Prag 1774. (Digitalisat)
Helga Meise: Das Werk der Maria Anna Sagar – Konstitutionsbedingungen und Probleme des Romans von Frauen im 18. Jahrhundert. In: Helga Gallas und Magdalene Heuser (Hrsg.): Untersuchungen zum Roman von Frauen. Niemeyer, Tübingen 1990, S. 79–92.
Brigitte E. Jirku: Spiel, Spiegel, Schrift in Maria Anna Sagars „Karolinens Tagebuch“. In: Colloquia Germanica. Band 26, Heft 1, 1993, S. 17–35.
Claire Baldwin: The emergence of the German Novel: Christoph Martin Wieland, Sophie von La Roche and Maria Anna Sagar. Camden House, Rochester 2002.
Michael Wögerbauer: Romány „o ničem“. Pražská spisovatelka Maria Anna Sagarová (1729–1805) a její ženská poetika románu (1771, 1774) [= Romane „über nichts“. Die Prager Schriftstellerin M.A.S. und ihre weibliche Poetik des Romans]. In: Jaroslav Lorman, Daniela Tinková (Hrsg.): Post tenebras spero lucem. Duchovní tvář českého a moravského osvícenství. Casablanca, Praha 2009, S. 393–406.
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Johann Sagar, in Dokumenten auch Saager (* 1718 in Agram; † 1785 in Wien), GND140527141
↑Ursula Geitner: Soviel wie nichts? Weiblicher Lebenslauf, weibliche Autorschaft um 1800. In: Lebensläufe um 1800. Hrsg. von Jürgen Fohrmann. Max Niemeyer, Tübingen 1998, ISBN 3-484-10769-3, S. 29–50 (S. 49).