Marcus Runge wurde 1880 in der Hagenower Stadtkirche konfirmiert. Danach erlernte er den Orgelbau zunächst bei seinem Vater Johann Heinrich Runge in Hagenow, konnte die Werkstatt aber nach dessen Tod 1885 nicht übernehmen, da er noch zu jung war. Er lernte eine Zeit lang bei Wilhelm Sauer in Frankfurt (Oder) und ging 1893 zu Friedrich Friese III nach Schwerin. 1894 zog er zu Friedrich Ladegast nach Weißenfels.
1896, nach Frieses Tod, kaufte Runge die Werkstatt des verstorbenen Friedrich Friese III in der Kirchenstraße 1 in Schwerin. Er beendete zunächst dessen Aufträge und setzte dessen Baustil anfangs fort. 1912/1913 baute er in der Schweriner Schlosskirche seine größte Orgel mit 31 Registern und wurde anschließend zum Hoforgelbauer ernannt. Er bezeichnete seine Firma nun als M. Runge, Hoforgelbauer, Frieses Nachf. [1]
Marcus Runge baute ausschließlich pneumatische Orgeln. Sie waren oft sparsam disponiert mit grundtönigen Manualbesetzungen. Von seinen 58 Orgeln hatten nur 10 Orgeln mehr als 10 Register. Schon bei vierstimmigen Orgeln setzte er ein freies Pedalregister Subbass 16' ein. Die Prospektgestaltung war zuerst neugotisch, dann auch nordisch, beeinflusst von Gotthilf Ludwig Möckel, später baute er mitunter Freipfeifenprospekte.
Runge starb unverheiratet und kinderlos. 1945 übernahm Leopold Nitschmann die Werkstatt nach Runges Tod und führte sie bis 1965 fort.
Werkverzeichnis
Werkliste
Marcus Runge baute 58 neue Orgeln in Mecklenburg. 30 von ihnen sind erhalten, 28 Orgeln wurden im Laufe der Zeit zerstört.[2]
Nicht erhalten, 1945 zerstört. Das Gut Mehrow gehörte von 1900 bis 1912 der Familie Robert Stock, welche aus Hagenow stammte, dem Geburtsort Marcus Runges.
nicht erhalten,[43] 1856 ist ein Orgelneubau durch August Berger aus Perleberg nachgewiesen. 1857 folgte ein angeblicher Orgelneubau durch Johann Heinrich Runge, weil die Vorgängerorgel von Berger nach nur einem Jahr bereits nicht mehr spielfähig war. 1926 Neubau durch Marcus Runge (Schwerin). 1979 Neubau durch Wolfgang Nußbücker.
nicht erhalten,[45] 1983 Neubau Schuke-Orgelbau (Potsdam), Marcus Runge benutzte den Prospekt von 1864 seine Vaters, Johann Heinrich Runge, weiter. Leider wurde dieser architektonisch wichtige Prospekt 1983 ebenfalls abgerissen.
nicht erhalten, 1968 Turmbrand, 1971 Abtragung der Orgel, Gehäuse von 1860 von seinem Vater Johann Heinrich Runge. 1979 völliger Umbau der Kirche ohne Orgel. Einige Teile der Runge-Orgel sind noch erhalten.
nicht erhalten,[50] 1973 Neubau der Kirche St. Heiliger Answer
Weitere Arbeiten
Marcus Runge führte auch Umbauten, Erweiterungen, Umsetzungen, Stimmungen und zahlreiche Reparaturen durch. 1917 musste er vielerorts die Prospektpfeifen ausbauen. Später ersetzte er sie wieder durch Zinkpfeifen. Runge lieferte über 40 elektrische Gebläse für Orgeln in Mecklenburg.
Pneumatischer Neubau (II+P/36) (3 Tr.) der Schelfkirchenorgel unter Einbezug aller Register der Orgel von Friedrich Friese III (1858).[51] 1966 Umdisponierung der Orgel durch Sauer-Orgelbau (Frankfurt/Oder).
1994 Rekonstruktion der Friese-III-Orgel durch Christian Scheffler (Sieversdorf) mit II+P/21.
Pneumatischer Umbau der Paulskirchenorgel von 1869 von Friedrich Friese III.[52] Auch hier veränderte Runge das Pfeifenwerk von Friese nicht. Er legte im neuen Spieltisch ein drittes Manuel mit acht Registern an, die jedoch nie zur Ausführung gekommen sind. 1974 Remechanisierung und Umdisponierung der Orgel durch Günter Bahr.
1999 Restaurierung der Friese-III-Orgel durch Christian Wegscheider (Dresden).
Literatur
Max Reinhard Jaehn: Marcus Runge. In: Uwe Pape, Wolfram Hackel, Christhard Kirchner (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 4. Berlin, Brandenburg und Umgebung einschließlich Mecklenburg-Vorpommern. Pape Verlag, Berlin 2017. S. 468–470.
Max Reinhard Jaehn: Marcus Runge (1865–1945): Notizen zu Leben und Werk des Schweriner Orgelbauers. In: Klaus Buchhorn (Hrsg.): Festschrift zur Wiederweihe der Marcus Runge Orgel. Ziesendorf/Ortst. Buchholz 2017. S. 12–15
Runge, Marcus. In: Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg-Vorpommern? Ein Personenlexikon. Edition Temmen, Bremen 1995, ISBN 3-86108-282-9, S. 366.
Friedrich Drese: Die Entwicklung der Orgel. Der mecklenburgische Orgelbau. Stadtdruckerei Weidner Rostock, Malchow 2007, ISBN 978-3-00-023306-7, S.52, 58.