Madonna mit den Nelken
Die Madonna mit den Nelken (auch: Madonna dei Garofani) ist eines der bekanntesten Bilder von Raffael, zwischen 1505 und 1507 geschaffen in der Phase, in der er fortwährend Werke für die Herrscherfamilie seiner Heimatstadt Urbino, die della Rovere, schuf und auch regelmäßig Florenz besuchte. BeschreibungRaffael stellt eine jugendliche Maria dar, die mit dem Christuskind spielt. Sie reicht ihm rote Nelken, die der Knabe entgegennimmt. In der Marienikonographie bedeuten rote Nelken wegen ihrer Form, die an einen Nagel erinnert und der roten Farbe einen Hinweis auf die Passion Christi. Trotz dieses tiefernsten Kontextes erscheinen beide wohlgelaunt, Maria hat sogar den Mund geöffnet und man erkennt ihre Zähne in einem Lächeln. Mutter und Kind sitzen auf einer Bank vor einer Maueröffnung, hinter der sich ein von Säulen begrenzter Alkoven befindet, aus dem sich der Blick auf einen benachbarten Hügel mit einem kleinen Kastell, hier als Burgruine romantisiert, öffnet. Den Hügel hinauf führt ein Weg. Womöglich ein Symbol für das Ende der paganen Welt mit der Geburt Jesu. Womöglich ein realer Ort mit Allusion real existiert habender Personen. GeschichteDie Maria mit dem Kinde und den Nelken ist in der Kunstwelt auch als Madonna mit den Nelken bekannt. Das Bild ist womöglich angeregt durch die bekannte Madonna Benois von Leonardo da Vinci. Das in der alten Literatur genannte Bild war der Fachwelt lange Zeit nur durch zahlreiche Kopien bekannt und galt als verschollen, bis zu Beginn der 1990er Jahre die vorher ebenfalls als Kopie angesehene Version in der Sammlung des Duke of Northumberland von Nicholas Penny als vermutliches Original erkannt und publiziert wurde. In der Folge schlossen sich ihm zahlreiche namhafte Kunsthistoriker wie Hugo Chapman, David Alan Brown und Everett Fahy an. Der nicht minder namhafte Columbia-Professor James Beck identifizierte das Bild allerdings als ein Werk des römischen Neoklassizisten und bekannten Raphael-Kopisten Vincenzo Camuccini, in dessen Sammlung das aus der Collectione Barberini erworbene Werk sich nach dem Tod seines Kunsthändler-Bruders, des legendär umtriebigen Pietro Camuccini, befand und dessen Sohn es nach seinem Ableben in einem Konvolutvon 74 Bildern nach Schottland verkaufte. Einen letztendgültigen Beweis hierfür blieb Beck schuldig. Das Bild befand sich nach Angaben der Brüder Camuccini in mehreren italienischen und französischen Sammlungen, bevor es 1828 von dem Maler, Kunstkenner und -händler Vincenzo Camuccini erworben wurde. Puddu widerlegt dies als Legende im Burlington Magazine - laut den von ihm ausgewerteten Unterlagen erwarb Pietro das Bild in Rom und verschwieg dies wegen einer Erbauseinandersetzung der Vorbesitzer. Aus der Sammlung der Brüder Camuccini bzw. dem Nachlaß erwarb es 1853 Algernon, der 4th Duke of Northumberland. Es verblieb als Kopie nach Raffael in der Sammlung bis 1991. Nach der Entdeckung als vermutlich originales Werk Raffaels wurde das Bild vom 10th Duke of Northumberland der Londoner National Gallery als langfristige Leihgabe zur Verfügung gestellt. Nachdem 2002 das J. Paul Getty Museum in Los Angeles sein Interesse am Erwerb des Bildes bekundete, setzte im Vereinigten Königreich eine umfangreiche Spendenaktion ein, um das Bild für das Land zu retten. Mit Hilfe zahlreicher Fonds von Stiftungen und privater Spenden sowie großzügigen Steuererlässen konnte das Bild im Jahr 2004, für die Summe von 22 Millionen £, für die National Gallery erworben werden. Nach dem Ankauf des Bildes wurden zahlreiche Stimmen laut, nach denen es sich bei dem Bild doch um eine Kopie handelt. Dem widersprach die National Gallery vehement und veröffentlichte umfangreiche Gutachten, die die Echtheit des Bildes bestätigen sollen. Literatur
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