Die Maculan Holding AG war die von Alexander Maculan gegründete börsennotierte Dachgesellschaft für Planung, Management und Ausführung internationaler Bauprojekte sowie Immobilienentwicklung im Ausland. Kern der Gruppe war die 1938 gegründete Baugesellschaft Hofman & Maculan, die von 1941 bis 1955 von Rudolf Maculan geleitet wurde.
Die Maculan Holding AG ging im September 1990 an die Börse und war in 3 Sparten gegliedert:[1]
Bauausführung: Der mit Abstand größte Bereich des Konzerns. Im Jahr 1993 betrug der Anteil dieser Sparte am Gesamtumsatz 91 %. Das Risiko sollte regional und nach Bausparten gestreut sein.
Immobilien und Bauträger: Der Anteil dieses Bereichs betrug nur 3 %, allerdings wurden 30 % des Ergebnisses erwirtschaftet.
Ab 1990 expandierte Maculan aufgrund des gewaltigen Baubedarfs in der ehemaligen DDR, sowie der "gewaltigen öffentlichen Mittel und bisher nicht gekannter steuerlicher Vergünstigungen"[2] in die neuen deutschen Bundesländer.
In den Jahren 1990 und 1991 wurden die Bau Union Süd Dresden (Probleme durch die zu schnelle Umstellung von einer reinen Brückenbaufirma zu einer Universalbaufirma), die Industriebau Magdeburg, die Riesaer Hoch- und Tiefbau, sowie 1992 die SB-Spezialbau Potsdam gekauft, so dass man Ende 1991 in den neuen deutschen Bundesländern flächendeckend vertreten war. Danach beteiligte sich Maculan noch an der TB Berliner Tief- und Verkehrsbau (Anteil 1991: 40 % – 1995: 90 % – 1995: 100 %), die in der ehemaligen DDR das Monopol für den Straßenbau in Ostberlin hatte und die einzige Bauschuttdeponie im Nahbereich von Berlin besaß, sowie an der IHB Ingenieurhochbau Berlin, einer Paradefirma der DDR.
Das extreme Wachstum des Maculan-Konzerns in Deutschland machte die Firma zwar zum zweitgrößten Bauunternehmen Österreichs, trug aber auch wesentlich zu dessen Untergang bei. Der Großteil des Umsatzes in Deutschland (1993: 500,9 Mio. von insgesamt 553,8 Mio. Euro) wurde in den neuen Bundesländern erzielt.[3]
1995–1996
Das folgende Organigramm zeigt die Struktur des Konzerns per 1. September 1995:
Die Salzburger Firma Polensky & Zöllner spielte eine wichtige Rolle beim Konkurs des Konzerns, als Anfang 1995 durch Missmanagement über 7 Mio. Euro Verluste gemacht wurden.[4]
Im Bereich der Immobilien (Umsatz: ca. 29 Mio.; Projektvolumen: ca. 73 Mio.), der spezialisierte Unternehmen zur Bauvorbereitung, zur Projektentwicklung und zur Errichtung von Eigentumswohnungen, sowie einige Dienstleistungsunternehmen (ein vom direkten Bankgeschäft unabhängiges Standbein innerhalb des Konzerns) umfasste, ist besonders die Infra Beteiligungs GmbH (eine Holding mit 16 Töchtern – Stand 1995) hervorzuheben.
In Ungarn hatte man noch Anteile an der Budapester MKI Bau GmbH, und in der Slowakei kaufte man verschiedene Firmen, und gründete auch eine eigene Holding, die Simac. Erwähnenswert sei hier die Beteiligung an der Cemmac, da man dadurch protektionistische Maßnahmen beim Export von Zement umgehen konnte.
1995
Jänner
Die Gewinn-Schätzung der ÖVFA (Österreichische Vereinigung für Finanzanalysen und Anlageberatung) betrug für 1994 noch 11 – 14,5 Mio. Euro.
April
Man erkannte bereits, dass die Schätzung vom Jänner viel zu positiv war. Auch Alexander Maculan gestand in einem Interview im September 1995 ein: "Ja, diese Jänner-Fehlprognose war ein unverzeihlicher, unentschuldbarer Fehler."[5]
Sommer
Man erarbeitete das MAC 96-Konzept, das eine Anpassung des Unternehmenskonzept an die geänderten Rahmenbedingungen vorsah, nämlich die Wandlung vom Universalbaukonzern zu einer spezialisierten strategisch klar ausgerichteten Baugruppe.
14. Juni
Bei der Aufsichtsratssitzung konnte ein positives Ergebnis, sowie eine Dividende von 11 % für 1994 präsentiert werden.
26. Juni
Vereinbarung über die Rückgabe bzw. Inzahlungnahme von Liegenschaften in den neuen Bundesländern statt der Zahlung noch fälliger Kaufpreisraten, die eine Liquiditätsverbesserung von 27,6 Mio. gebracht hätte.
19. August
Die Prognose für 1995 zeigte eine Ergebnisverschlechterung von 27,6 Mio. Euro, wobei mit 21,8 Mio. Euro der größte Anteil an dieser Abweichung aus Deutschland kam (11,2 Mio. gingen allein auf das Konto der Industriebau Magdeburg).
Die österreichischen Banken forderten eine Trennung der österreichischen und deutschen Bankenkreise.
September
Das österreichische Bankenkonsortium lehnte den Verkauf der Infra ab, welcher über 73 Mio. Euro Liquidität gebracht hätte.
9. November
Maculan bekam den Zuschlag für den Tiergartentunnel in Berlin (Wert: ca. 102 Mio. Euro).
22. November
Keine Einigung bei den österreichischen Banken über die weitere Vorgehensweise.
Ende November
Die Unternehmensberatung Roland Berger & Partner konnte bereits über einen Abbau überfälliger Forderungen in Deutschland in Höhe von 32 Mio. Euro berichten.
1996
15. Februar
Roland Berger & Partner legte einen positiven Zwischenbericht vor, in dem nur die Industriebau Magdeburg eine unsichere Ergebnissituation aufwies.
19. Februar
Die österreichischen Banken legten dem deutschen Bankenkreis neue Forderungen vor:
Limitierung der Verlustabdeckungszusage
Der deutsche Bankenkreis sollte 14 Mio. statt 4,6 Mio. sofort nach Österreich überweisen
Sicherheiten für alle neu zu gewährenden Bar- und Avalkredite
22. Februar
Der Vorstand der Berliner Bank akzeptierte die Limitierung der Verlustabdeckungszusage. Die Forderung nach sofortiger Überweisung von 14 Mio. wurde zurückgenommen, allerdings beharrten die CA und die Bank Austria auf Besicherung aller neuen Kredite. Die Sanierung des Maculan-Konzerns war gescheitert.
5. August
Der Anschlusskonkurs wurde eröffnet und war bis dorthin die zweitgrößte Insolvenz der 2. Republik mit Verbindlichkeiten von 806 Millionen Euro.[6]
Einige Unternehmen konnten den beantragten Ausgleich erfüllen, so zum Beispiel die Holding AG, die bis heute (Stand 2008) aktiv ist.[7]
Literatur
Maculan, Alexander: Mein Fall: Traum und Alptraum eines Unternehmers. Ibera, Wien 1997. ISBN 978-3-900436-40-7
Müllauer, Sabine: Internationalisierung, Struktur und Organisation von Bauunternehmungen am Beispiel der MACULAN HOLDING AG und ihre Bauaktivitäten in den "Neuen Bundesländern". Diplomarbeit an der WU-Wien, Wien 1995.