MachartUnter Machart versteht man im Schuhbau die Verbindung von Schuhschaft (Oberteil) und Schuhboden (Sohle). Die Machart ist sehr entscheidend für Preis, Haltbarkeit, Reparaturfreundlichkeit und Passformstabilität des Schuhs. Sie gilt neben dem verwendeten Material als Hauptkriterium zur Qualitätsbeurteilung eines Schuhs. Bei einigen Schuhmodellen ist sie besonders charakteristisch, beispielsweise Mokassins und Opanken. HistorischesDie Konstruktionsweisen der Schuhe (Macharten) entwickelten sich aus überlieferten Verfahren und wurden durch neue technische Möglichkeiten erweitert. So ist beispielsweise das Befestigen der Laufsohle mit einer seitlichen Flechtnaht (wie bei der Opanke üblich) schon seit keltischer Zeit überliefert. Dahingegen kam das Verkleben der Sohle mit dem Schaft erst nach der Erfindung eines passenden Klebstoffes in den 1920er Jahren auf, und das Anspritzverfahren fand erst nach der Entwicklung entsprechender thermoplastischer Kunststoffe seit den 1950er Jahren Verbreitung. Formen von MachartenDie verschiedenen Originalmacharten werden grob in vier Gruppen unterteilt: Direkt angesohlte MachartenDie Direktansohlung ist typisch für Sportschuhe und niedrigpreisige Halbschuhe.
AGO-MachartBei dieser Produktionsform wird die Sohle mit dem Oberteil verklebt. Francesco Rampichini entwickelte 1911 einen Klebstoff, der erstmals auch Leder mit Leder verkleben konnte. Diese neue Verbindungsmöglichkeit (AGO = another great opportunity) sparte viel Zeit. Es dauerte noch einige Jahrzehnte, bis die Klebstoffe so weit entwickelt waren, dass sie keine zu unflexible Schicht mehr darstellten, um den Anforderungen eines Schuhs gerecht zu werden. Genähte MachartenBei dieser traditionellen Methode wird der Oberschuh mit der Sohle vernäht, entweder händisch oder maschinell. Im Detail wird unterschieden, wie diese Naht geführt wird – was gewisse Vorteile (z. B. schnellere und einfachere Produktion) und Nachteile (z. B. Wasserdurchlässigkeit) mit sich bringen kann.
Andere Macharten
VariantenOriginalmachartMan spricht von einer Originalmachart, wenn die Bodenbefestigung mit den Originalmaschinen, Werkzeugen und Materialien geschieht, wie es bei der Einführung dieser Machart vorgesehen war. Die oben vorgestellten Formen von Macharten stellen somit jede für sich gesehen eine Originalmachart dar.
Variierte MachartBezeichnet eine Originalmachart oder eine kombinierte Machart (siehe unten) die mit anderen Werkzeugen und Werkstoffen ausgeführt wird.
Kombinierte MachartUm eine kombinierte Machart handelt es sich in den Fällen, bei denen mindestens zwei verschiedene Macharten zur Bodenbefestigung eines Schuhs eingesetzt werden.
BegriffsverwirrungenEs gibt nicht allzu viele Originalmacharten. Doch zur Umgehung von Lizenzen und dadurch anfallender Gebühren wurden viele Macharten variiert und unter neuen, eigenen Bezeichnung propagiert. Hinzu kommt, dass ein und dieselbe Machart unter Umständen je nach Land unter verschiedenen Bezeichnungen geläufig ist. Das bekannteste Beispiel ist die durchgenähte Machart, die auch nach ihrem Erfinder Lyman R. Blake Blake-Machart (Blake-genäht) oder nach ihrem Verbreiter Gordon McKay McKay-Machart (McKay-genäht) genannt wird. Mit allen drei Bezeichnungen ist jeweils exakt die gleiche Machart gemeint. Ähnlich verwirrend sind die gängigen Bezeichnungen für die rahmengenähte Machart: Ist von Goodyear welt die Rede, so handelt es sich um die von Andreas Eppler erfundene und von Charles Goodyear Junior patentierte maschinelle Fertigungsmethode. Hierbei werden die Goodyear-Einstechmaschine und die Goodyear-Aufdoppelmaschine zum Nähen der beiden Bodennähte verwendet. Letztlich das Gleiche bezeichnet aber auch der Begriff rahmengenäht, denn fast alle rahmengenähten Schuhe sind auf diese Weise hergestellt (es sei denn, es handelt sich um einen von Hand rahmengenähten Schuh, dann sind Begriffe wie handeingestochen oder handrahmengenäht gebräuchlich). Die Bezeichnung rahmenvernäht ist hingegen eine Fantasiebezeichnung, die meist nur eine rahmengenähte Machart vortäuschen soll und in Wirklichkeit kombiniert durchgenähte Schuhe bewirbt. Insgesamt hat die Begriffsvielfalt und die verschiedenen variierten Macharten auch unter Schuhhändlern das Verständnis erschwert. Inzwischen erkennen auch Fachleute, nur von dem Namen einer (variierten) Machart ausgehend, diese nicht mehr, obwohl sie natürlich die dieser variierten Machart zugrunde liegende Originalmachart kennen. Einige Schuhhersteller werben gerne mit der Vielzahl von Macharten, mit denen sie ihre Schuhe fertigen. Bei einer genaueren Betrachtung stellt sich aber regelmäßig heraus, dass variierte oder kombinierte Macharten gemeint sind, bei denen nur eine Naht etwas anders verläuft, eine zusätzliche Klebung angebracht wird oder Ähnliches. Ein paar Begriffsbeispiele: Bologna-Machart (= Tubolare-Machart), California-Machart (Variante der geklebten Machart), Go-Well-Machart (Variante der geklebten Machart), Kaura-Machart (kombiniert rahmengenähte Machart), Silhou-Welt-Machart (ebenfalls eine kombiniert rahmengenähte Machart). VerwechslungsgefahrDie kombinierten Macharten sorgen selbst unter Fachleuten gelegentlich für Diskussionen. So ist einigen nicht klar, welches der angewendeten Bodenbefestigungsverfahren denn nun die Hauptmachart ist. Die Definition ist aber eindeutig: Die Bestimmung der (Haupt-)Machart wird durch die zuerst zum Einsatz kommende Machart definiert.
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
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